Sparkasse Kulmbach-Kronach schließt Filialen
Autor: Thomas Heuchling
Kulmbach, Donnerstag, 18. Sept. 2014
Die Sparkasse Kulmbach-Kronach schließt bis April 2015 sieben Filialen. Ein Bus mit Geldautomat und Beratungsmöglichkeiten soll die Versorgung auf dem Land sichern. Er soll mehrmals pro Woche in verschiedenen Orten halten.
Einige Kunden der Sparkasse Kulmbach-Kronach müssen in Zukunft weite Wege in Kauf nehmen, wenn sie bei ihrer Bank etwas erledigen wollen. Denn die Sparkasse schließt insgesamt sieben Filialen. Zwei davon in Kulmbach (Vereinshaus und Blaich, Ende des Jahres), die Filialen in Rugendorf und Wonsees sowie die SB-Filiale in Ludwigschorgast (Landkreis Kulmbach, Ende März 2015). Außerdem zwei Filialen im Landkreis Kronach und die Filiale am Kronacher Bahnhof. Beschlossen wurde dieser Schritt in der Verwaltungsratssitzung am 16. September.
Wirtschaftliche Probleme seien aber keineswegs die Ursache dafür. "Alle Bereiche sind grün", betont Harry Weiß, Mitglied des Vorstands. Vielmehr wolle man auch in Zukunft wirtschaftlich stark bleiben. "Wir haben nach Lösungen gesucht, die für Kunden vertretbar sind", sagt Weiß.
Geld kommt bald mit dem Bus
Neben der Schließung der zwei Stadt- und zwei Landkreis- Filialen sowie einer SB-Stelle im Kulmbacher Raum werden unter anderem die Öffnungszeiten der Hauptstelle erweitert. Viel interessanter - für die Kunden in den ländlichen Regionen - dürfte die Anschaffung eines "Sparkassen-Busses" sein. Eine Filiale auf vier Rädern mit Geldautomat, Drucker für Kontoauszüge und einem Beratungsraum soll die Kundennähe sichern. Außen am Bus befindet sich der Geldautomat, er soll barrierefrei und auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sein, versichert Harry Weiß.
Bis zu zwei Mal wöchentlich soll er in den von der Schließung betroffenen Gemeinden und Ortsteilen halten. Wie lange und wann genau, dass werde noch erarbeitet und rechtzeitig bekannt gegeben. Harry Weiß betont, dass es keine Verschlechterung geben werde. Bei den Filialen, die schließen, handle es sich um die vier Kleinsten. Diese haben bisher zwei bis drei Mal pro Woche halbtags geöffnet.
Zudem soll der Bus in Wartenfels, Ludwigschorgast, Friesen und Rothenkirchen anhalten. Laut Sparkasse kehrt die Bank damit in diese Orte zurück. "Wir gehen dort in die Offensive", sagt Weiß. Wer den Bus verpasst, der muss unter Umständen einen langen Weg nehmen. Für die Wonseeser sind es zehn bis zwölf Kilometer zur Thurnauer Filiale. Die Rugendorfer haben es mit rund fünfeinhalb Kilometern nach Stadtsteinach nicht ganz soweit.
Bürgermeister warten ab
Ob das alles so gut funktioniert, wie es sich die Sparkasse vorstellt, daran hat Rugendorfs Bürgermeister Ralf Holzmann (ÜWG) Zweifel. Er war überrascht, als er am Donnerstag von den Plänen der Sparkasse erfuhr: "Ich war etwas erstaunt und geschockt, als ich von der Schließung erfahren habe, weil die Filiale zum Ort gehört." Eine Filiale sei immer besser, aber es sei gut, dass die Sparkasse überhaupt eine Alternative anbiete. Ob der Bus ein adäquater Ersatz sein kann, werde sich zeigen, sagt Holzmann.
Für Bürgermeister Andreas Pöhner (ÜWG) aus Wonsees hat die Sache eine besondere Brisanz: Er ist gleichzeitig Angestellter der Sparkasse. Als Bürgermeister finde er es im ersten Moment schade, dass die Filiale schließt. Andererseits könne er die betriebswirtschaftlichen Gründe der Sparkasse nachvollziehen. Die Alternative des Sparkassen-Busses bewertet er als positiv.
Schwerpunkt auf Beratung
Die Verantwortlichen der Sparkasse sind von ihrem Weg in die Zukunft überzeugt. Es werde keine Kündigungen bei den rund 600 Mitarbeitern geben. Zudem zeige es sich, dass der Kunde immer höhere Ansprüche an Beratung, vor allem in den Bereichen wie Vermögens- und Versicherungsberatung oder Wohnungsbau, habe. Diese wolle man verstärkt in elf "Kompetenz-Zentren", dem neuen Bus oder zuhause anbieten. Zudem seien heute schon 40 Prozent der Kunden online tätig.
Den Geldautomaten in Ludwigschorgast haben im vergangenen Jahr rund 25 Personen pro Tage genutzt. Dem gegenüber stünden 15 000 Euro Anschaffungskosten für einen Automat. Auch der Unterhalt der Filialen sei teuer. So schlagen pro Geschäftsstelle jährlich rund 10 000 Euro für Leitungskosten und Datenübertragung zu Buche, erklärt Stefan Fechner, Bereichsdirektor Vertrieb und Privatkunden. Der Bus koste rund 250 000 Euro plus 70 000 für Technik und Satellitenverbindung. Diese sei absolut sicher, sagt Fechner. Harry Weiß betont, dass man von allen Sparkassen in Bayern immer noch das fünft dichteste Filialnetze haben werde.
Kommentar von Alexander Müller: Ein wenig weniger nah
"Immer in Ihrer Nähe" - das ist ein Slogan, mit dem die Sparkasse wirbt. Wenn Kunden künftig von Wonsees nach Thurnau müssen oder von der Blaich in die Hauptstelle, dann ist die Geschäftsstelle allerdings ein wenig weniger nah.
Bereits 2009 hatte das Unternehmen sechs Zweigstellen dicht gemacht - Grafengehaig, Mannsflur, Burghaig, Wartenfels, Ludwigschorgast und Kulmbach-Weiher. "Im Feuer" hatten damals schon Rugendorf, Wonsees und die Blaich gestanden, wie es Vorstandschef Klaus-Jürgen Scherr seinerzeit formuliert hatte - Zweigstellen, die dann aber doch noch fünf Jahre überstanden haben.
Stichworte wie "Wirtschaftlichkeit" und "Substanzerhaltung" prägen die Diskussionen, und natürlich muss man einem Unternehmen auch zugestehen, dass es sich danach ausrichtet, wenn es langfristig überleben will.
Andererseits ist die Sparkasse eben keine 08/15-Bank, die ohne Rücksicht auf die Region agieren kann. Schließlich sind ihre "Aufsichtsräte" die Städte und Landkreise Kulmbach und Kronach, deren Spitzen auch den Verwaltungsrat führen. Und der ist für die Strategie verantwortlich.
Für die Kommunalpolitik also eine Gratwanderung, denn weder der Bürgermeister in Wonsees, noch der in Rugendorf werden glücklich damit sein, dass ihnen ein Stück Infrastruktur wegbricht. Ihre Kollegen aus Thurnau und Himmelkron haben aber darüber ebenso abgestimmt wie Kulmbachs OB Henry Schramm und Landrat Klaus Peter Söllner, die alle im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzen.
Sicher wird es Proteste der betroffenen Bürger geben, andererseits auch Verständnis dafür, dass sich ein Unternehmen heute vielleicht keine kleinsten Einheiten mehr leisten kann. Immerhin versucht die Sparkasse durch eine rollende Geschäftsstelle in der Fläche präsent zu bleiben.
Allerdings sollte man bei all den Veränderungen eine unmissverständliche Sprache sprechen, was die Pressemitteilung zu dem Thema, die auch auf der Sparkassen-Homepage zu finden ist, leider nicht tut.
Da wird von einer "Anpassung des Geschäftsstellennetzes" gesprochen, tatsächlich wird es weniger dicht. Da wird von "Mehrwert für den Kunden" durch längere Öffnungszeiten geschrieben, tatsächlich hat er weitere Wege. Und schließlich ist die Rede davon, dass "die Kleinstgeschäftsstellen auf den nächstgelegenen Standort gebündelt werden" - tatsächlich aber werden Filialen geschlossen.