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Sozialberufe sorgen für Jobboom in Kulmbach


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Dienstag, 10. Februar 2015

Im Jahr 2014 gab es im Landkreis Kulmbach 26.074 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Klammert man die Zeit um die Grenzöffnung aus, ist das der höchste Stand seit dem Jahr 1974.
Das Gesundheits- und Sozialwesen erweist sich als wachstumsstärkste Jobbranche. Foto: Angelika Warmuth/dpa


Die Arbeitsplätze im Landkreis sind von 2013 auf 2014 erneut gestiegen. 378 Jobs entstanden im vergangenen Jahr, insgesamt gibt es hier 26.074 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Die erfreulichen Zahlen stellte Landrat Klaus Peter Söllner (FW) am Dienstag dem Wirtschaftsausschuss vor.


Einwohnerzahl gesunken

Klammere man die Jahre 1990 bis 1997 und damit die Auswirkungen der Grenzöffnung aus, so sei das das höchste Arbeitsplatzangebot seit 1974, betonte Söllner. Und das vor dem Hintergrund eines Einwohnerverlustes von 3000 Personen seit dem Jahr 2005.

Söllner listete dazu Zahlen für die einzelnen Gemeinden auf. Demnach gab es in Himmelkron im vergangenen Jahr den höchsten Zuwachs an Jobs (+13,1 Prozent, was 266 Stellen entspricht). Seit Beginn des Jahrtausends entstanden dort 800 neue Arbeitsplätze, betonte Söllner. 2300 sind es aktuell in Himmelkron.

Auf der Verliererseite dagegen steht Untersteinach. "Das muss man aber etwas differenziert sehen", analysierte Söllner. In der Gemeinde sei ein Stellenrückgang von 144 zu verzeichnen, der vor allem auf die Verlagerung eines Firmensitzes zurückzuführen sei.

Mit Blick auf die Branchen zeigt sich laut Söllner das Gesundheits- und Sozialwesen als Jobmotor. 374 neue Stellen gibt es dort mehr im Vergleich zu 2013. Der Landrat begründete das unter anderem mit der Entwicklung des Klinikums Kulmbach und der großen Sozialverbände.

Nach wie vor sei aber das verarbeitende Gewerbe der größte Arbeitgeber, so Söllner weiter. 8500 Menschen seien dort beschäftigt. Die Zahl bleibe im Großen und Ganzen relativ gleich. Und auch wenn es auf dem Bausektor von 2013 auf 2014 einen leichten Rückgang gegeben habe, so stehe die Branche im Vergleich zum Jahr 2008 überraschend gut da.

Veit Pöhlmann (FD) sah die Zahlen im Gegensatz zum Landrat alles andere als positiv. "Der Bereich Gesundheit und Soziales schönt die Zahlen." Für ihn habe die Auswertung deshalb "gewisses Alarmpotenzial".

Für Landrat Söllner war die Interpretation Pöhlmanns "erstaunlich". Denn auch in anderen Bereichen gebe es Zuwachs. "Wir brauchen uns oberfrankenweit nicht verstecken."


So sieht die Awo die Entwicklung

Auf Nachfrage bei der Arbeiterwohlfahrt erklärte Geschäftsführerin Elisabeth Weith, dass die Zahl der Arbeitsplätze bei der Awo dort wachse, wo neue Einrichtungen entstehen. Egal, ob im Senioren-, Kinder- oder Jugendbereich, wo Bedarf bei der Betreuung steige, dort steige auch der Bedarf an Mitarbeitern. In der Regel seien Fachkräfte gesucht.

Elisabeth Weith geht davon aus, dass der Trend anhalten wird ("Mit Sicherheit"). Durch Projekte wie die Inklusion würden neue Stellen entstehen (zum Beispiel Schulbegleiter). "In den nächsten Jahren wird sich noch viel verändern", ist sie überzeugt.