Druckartikel: Solarstrom für 1000 Haushalte aus Krumme Fohre

Solarstrom für 1000 Haushalte aus Krumme Fohre


Autor: Katharina Müller-Sanke

Krumme Fohre, Sonntag, 08. Sept. 2013

Auf der ehemaligen Erdaushubdeponie hinter dem Kasendorfer Ortsteile Krumme Fohre gehen in diesen Tagen über 4000 Photovoltaik-Module ans Netz. Die Bewohner können davon aber noch nicht profitieren. Unternehmer Mario Münch erklärt, warum.
Die Solaranlage bei Krumme Fohre ist am Hang gebaut - auf dem Gelände einer ehemaligen Erdaushubdeponie. Die Luftaufnahme stammt von Unternehmer Mario Münch.


Wohnortnahe Energieversorgung, Unabhängigkeit von den Energiekonzernen und auch noch bezahlbar - das ist der Traum Vieler. Die Solarenergie kann hier einen entscheidenden Beitrag liefern. Davon ist Unternehmer Mario Münch aus Gössersdorf im Landkreis Kronach überzeugt.

"Viele denken, Solarstrom ist teuer, aber das Gegenteil ist der Fall. Wir produzieren Strom für acht Cent die Kilowattstunde, bei den großen Stromanbietern zahlt man locker das Dreifache."
Man spürt es gleich, Mario Münch ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Nutzung der Energie aus Sonnenlicht. In diesen Tagen geht auf der ehemaligen Erdaushubdeponie hinter Krumme Fohre eine seiner neuesten Anlagen ans Netz - am geografischen Mittelpunkt Oberfrankens. 4020 Solarmodule und 67 Wechselrichter bilden den Grundstein für die Photovoltaikanlage. Die rund 985-kWp-starke Anlage kann Strom für rund 1000 Haushalte erzeugen.



Dass die Einwohner des Kasen dorfer Ortsteils direkt nebenan diesen günstigen Strom geliefert bekommen, das ist allerdings noch Zukunftsmusik. In den ersten Jahren wird die Anlage wie üblich ihren Strom ins Netz einspeisen. Doch Mario Münch hat schon ein paar Ideen. "Bei Industriebetrieben schaffen wir es schon recht gut, mit Paneelen bis zu 70 Prozent des Energieverbrauchs mit günstigem Solarstrom zu decken."
Das liegt vor allem daran, dass die Betriebe tagsüber arbeiten, der Strom aus Sonnenenergie also direkt verbraucht wird und nicht erst gespeichert werden muss. Bis Privathäuser flächendeckend mit Solarstrom versorgt werden können, wird es daher noch eine Weile dauern.

Doch dass es klappt, beweist Mario Münch in seinen eigenen vier Wänden. "Ich verbrauche zu 99 Prozent den selbst hergestellten Strom. Dazu tanke ich mein Elektroauto an den Solarpaneelen auf und schließe es dann an das Haus an." Theoretisch wäre das für jeden denkbar.

Eine Tankfüllung für zwölf Euro

Mario Münch sieht eine Zukunft, in der Elektroautos an Solarparks wie in Krumme Fohre tanken können, schon genau vor sich. "Bei acht Cent pro Kilowattstunde kostet eine Tankfüllung zwölf Euro bei der gleichen Reichweite, bei der man an der Benzintankstelle gerne mal 100 Euro zahlt," rechnet er vor. Dass diese Art der Tankstellen, die technisch ja längst möglich wären, sich noch nicht durchgesetzt haben, liegt laut Münch vor allem an den großen Energieversorgern. "Wo kämen wir denn hin, wenn jeder seine Stromrechnung halbiert, über eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaikanlage keinen Cent mehr für Öl ausgibt und auch noch sein Benzin für umgerechnet 20 Cent pro Liter selbst herstellt? Nicht auszudenken, wie viele Milliarden die Öl- und Energiekonzerne und auch der Staat nicht mehr an uns verdienen", bemerkt er süffisant.

Die Photovoltaikanlage am Mittelpunkt Oberfrankens ist auf einer so genannten Konversionsfläche errichtet. Das sind Flächen, die landwirtschaftlich nicht zu gebrauchen sind, in diesem Fall eine ehemalige Erdaushubdeponie. Außergewöhnlich an dieser Anlage sind zwei Dinge. Zum einen ist sie am Hang gebaut, so dass die einzelnen Bauteile zwar keine Schatten aufeinander werfen, dafür der Aufbau aber sehr schwierig und zeitaufwändig war. Zum anderen ist die Anlage nicht rein nach Süden ausgelegt, da der Hang nun einmal nach Westen abfällt.

Gute Erträge erwartet

"Wir haben Gutachten in Auftrag gegeben und erwarten ähnlich gute Erträge wie bei einer herkömmlichen, flach gebauten Anlage," versichert Münch.

Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU) freut sich über die neue Anlage, auch wenn sie von der Straße aus schon deutlich zu sehen ist. "Es hat einige Widersprüche im Rahmen der Baugenehmigung gegeben, aber die meisten Anwohner waren einverstanden. Am Ende haben wir zugestimmt", So Steinhäuser.
Die Photovoltaik-Anlage bei Krumme Fohre ist schon der dritte Solarpark auf dem Kasendorfer Gemeindegebiet. Geografisch liegt sie schon am Mittelpunkt Oberfrankens. Mario Münch würde sich wünschen, dass diese Anlagen und die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen für Bürger und Industrie auch in gesellschaftlicher Hinsicht mehr in den Mittelpunkt rücken würden.