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So wird Einkaufen im Kreis Kulmbach leicht gemacht


Autor: Lisa Kieslinger

LKR Kulmbach, Dienstag, 22. November 2016

Senioren, die kein Auto haben, haben oft Probleme zu einem Supermarkt zu kommen. Im Landkreis Kulmbach gibt es verschiedene Lösungen.
Hans-Werner Schuster bietet in seinem Dorfladen in Altenkunstadt neben selbst gemachten Backwaren auch andere Produkte an. Von Kaffee über Nudeln bis hin zum Klopapier. Eine kleine Auswahl davon nimmt er auch mit auf seine Tour durch die Landkreise. Foto: Lisa Kieslinger


Frische Brötchen, Hörnchen, eine Milch für den Kaffee - und das alles direkt vor der eigenen Haustür? Bäcker Hans-Werner Schuster aus Altenkunstadt macht das möglich. Jeden Vormittag geht er mit seinem Bäckerwagen auf Tour. Neben vielen Stationen im Landkreis Lichtenfels kommt er auch in das "Landgrenzgebiet Kulmbach" - wie Schuster es nennt. Halt macht er unter anderem in Mainleus und Rothwind. In einer Ortschaft hat Schuster immer mehrere Haltepunkte. "Teilweise halte ich auch direkt vor den Häusern, dann haben es meine Kunden nicht so weit."

Vor 23 Jahren hat Hans-Werner Schuster seine Bäckerei und den dazugehörigen kleinen Dorfladen in der Ortsmitte von Altenkunstadt eröffnet. Ein paar Jahre später übernahm er dann die Tour, die zuvor ein Bäcker aus Roth bedient hat. Für ihn eine passende Gelegenheit. In seinem Wagen hat der Altenkunstadter Bäcker jedoch nicht nur Brot, Krapfen oder Brötchen.

Zwischen den Backwaren sind auch Lebensmittel wie Suppennudeln, Gurken oder Honig zu finden. "Ein kleines Programm, was die Kunden eben oft brauchen", meint Schuster. Allzu viel könne er aus Platzgründen nicht mitnehmen. Zudem werde der Großeinkauf sowieso in Supermärkten erledigt. Wenn aber doch mal Kleinigkeiten fehlen, dann kann Schusters fahrender Dorfladen aushelfen.


Einkaufen wird zur Belastung

Die meisten seiner Kunden sind ältere Leute, die über ein solches Angebot froh sind. Kein Auto, keine Kinder oder Enkelkinder in der Nähe - so wird der Kauf von Lebensmitteln gerade auf dem Dorf zu einer Tortur.

Die Senioren in Untersteinach kennen dieses Problem. Als der Lebensmittelmarkt am Eichberg zumachte, mussten sie immer in das am Ortsrand gelegene Industriegebiet zum Einkaufen laufen. Mit Tüten bepackt ging es dann über den steilen Eichberg wieder nach Hause. Eine enorme Belastung.

Bereits vor vielen Jahren traten Senioren mit diesem Problem an Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD) heran. "Ende 2014 ist das Thema im Gemeinderat wieder aufgekeimt", erzählt der Bürgermeister. Nach der Zustimmung der Gemeinderäte wurde kurze Zeit später ein sogenanntes Seniorentaxi in Untersteinach eingeführt.

"Gehbehinderte können das natürlich genauso nutzen", betont Schmiechen. Immer donnerstags sammelt ein Großraumtaxi mit Platz für sieben Leute in den Wohngebieten die Einkaufswilligen ein und fährt sie zum Netto in Untersteinach. Nach einer Stunde geht es dann wieder zurück in das Wohngebiet. "Es ist einfach wichtig, dass ältere Leute selbst einkaufen gehen können. Nicht jeder hat Kinder in der Nähe", meint Schmiechen. Pro Fahrt zahlen die Senioren einen Euro. Die Restkosten für das Taxi übernimmt die Gemeinde. "Wir machen viel für Kinder. Doch wir müssen auch den Senioren entgegenkommen", sagt der Bürgermeister.

Und diese Haltung ist in den letzten Jahren in immer mehr Gemeinden angekommen. Laut Michael Beck, der im Landratsamt Kulmbach für den öffentlichen Personennahverkehr zuständig ist, gibt es im Landkreis verschiedenste Modelle. Ein ähnliches Konzept wie das Seniorentaxi in Untersteinach haben auch Kasendorf und Himmelkron. Sie setzen auf Bürgerbusse - anderer Name, ähnliche Funktionsweise. Der Bürgerbus sammelt die Einwohner auf und bringt sie zu den Supermärkten.


Variobus - ein Zukunftsmodell?

In Stadtsteinach gibt es den sogenannten City Bus. Im Grunde nichts anderes als ein Linienbus, der immer dienstags und freitags nach einem festen Fahrplan fährt. Das Besondere dabei sind Haltestellen wie Sparkasse, Rewe oder Friedhof, wo ältere Leute ihre Sachen erledigen können.

Und dann gibt es im Landkreis Kulmbach noch den Variobus. "Eine alternative Betriebsform, die zwischen den normalen Linienbussen verkehrt", erklärt Michael Beck.

Variobusse ergänzen das tägliche Busangebot oder schaffen ein Grundangebot an Wochenenden und Feiertagen. Die Fahrt muss jedoch mindestens zwei Stunden vorher angemeldet werden. Das geht entweder per Telefon oder im Internet. Haltestellen und Abfahrtszeiten sind wie bei jedem Linienbus fest. Der Vorteil: Wenn für eine Haltestelle niemand angemeldet ist, kann der Bus einfach vorbeifahren. "Die Fahrtzeit wird dadurch, dass nicht angehalten werden muss, verkürzt", erklärt Beck. Meist bedient ein Taxi das Angebot des Variobusses. Genutzt wird dieser jedoch nicht nur von älteren Leuten. "Schüler, die nach der siebten, achten oder neunten Stunde aus haben, nutzen das Angebot oft auch", sagt Beck.