So strahlt das Feuerwerk für immer
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 30. Dezember 2014
Warum ist das Ergebnis nächtlicher Fotos oft eine Enttäuschung? Mit den Tipps unseres mehrfachen "Blende"-Preisträgers Jürgen Machulla passiert Ihnen das nicht mehr.
Zu Silvester explodiert der Himmel in einer berauschend funkelnden Farbenpracht. Man möchte das gerne auf Dauer festhalten, schnappt sich die Kamera - und ist frustriert. Was auf den Fotos zu sehen ist, sind ein paar Lichtflecken in einer grauschwarzen Suppe. Warum nur sieht das nicht so aus, wie wir es erlebt haben? Und noch viel wichtiger: Wie kriegen wir es hin, heute Nacht alles richtig zu machen und das bunte Lichtspiel in schönen Fotos festzuhalten?
Jürgen Machulla, Vorsitzender des 1. Fotovereins digital Kulmbach und mehrfacher Preisträger des Rundschau-Fotowettbewerbs "Blende" kennt sich aus mit der Nacht-Fotografie im Allgemeinen und schönen Feuerwerksaufnahmen im Besonderen.
Er verrät den Rundschau-Lesern seine besten Tipps für bessere Bilder unter den extremen Bedingungen der Silvesternacht.
Oberste Grundregel: "Man sollte sich unbedingt schon vorher klar machen, was man eigentlich fotografieren will und von welchem Standort aus." Will man nur Feuerwerk am Nachthimmel oder soll auch ein Gebäude Teil des Motivs sein, beispielsweise die Plassenburg. "Es ist auch wichtig zu wissen, wo voraussichtlich Raketen aufsteigen werden, damit man den eigenen Standort entsprechend wählen und einen Bildausschnitt festlegen kann."
Die Sicht ist vernebelt
Wer Feuerwerk fotografieren will, muss schnell sein: "Ein schönes Bild kann man nur am Anfang des Feuerwerks machen!" Warum? "Wenn erst einmal der ganze Dunst und Nebel von den Raketen in der Luft sind, sieht man vom Feuerwerk nichts mehr", sagt Jürgen Machulla. "Das Licht wird vom Nebel reflektiert. Mit der klaren schwarzen Nacht, in der die Farben und Lichtspuren schön zur Geltung kommen, ist es nach ein paar Minuten vorbei."
Viele hören es nicht gern, weil es sich nach umständlichen Vorarbeiten und viel Aufwand anhört: "Ein schönes Feuerwerksbild erfordert zwingend ein Stativ", sagt Jürgen Machulla Und auch das hat einen einleuchtenden praktischen Grund: "Wir brauchen lange Belichtungszeiten. Je länger belichtet wird, desto schöner die Schweife und Lichtspuren." 0,4 Sekunden müssen es mindestens sein, eher mehr. "Zu lang gibt's eigentlich gar nicht, wenn man einen schwarzen klaren Himmel hat und keine weiteren Lichtquellen außer dem Feuerwerk."
Bei kurzen Belichtungszeiten, die man üblicherweise beim Fotografieren frei aus der Hand verwendet, wird nur ein heller Punkt am Himmel abgebildet und sonst nichts. Diese Sekundenbruchteile reichen nicht aus, um die Spur des Lichts sichtbar zu machen.
Und wie stellt man die Kamera für diese Aufgabe richtig ein? "Wenn irgend möglich, wählen Sie den manuellen Modus und stellen die Belichtungszeit von Hand ein. Bei Kompaktkameras kann man alternativ schauen, ob es ein Kreativprogramm für Feuerwerk gibt. Das geht auch."
Soll ein beleuchtetes Gebäude mit auf dem Bild sein, rät Jürgen Machulla dazu, schon vor dem Start des Feuerwerks eine Probeaufnahme zu machen: "Dann können Sie die Kamera so einstellen, dass das Motiv im Hintergrund für Ihr Empfinden richtig belichtet ist. So kann man dann auch Dinge wie die Steinstrukturen des Mauerwerks gut erkennen." Beginnt das Feuerwerk, kann man sich dann ganz auf die Belichtungszeit fürs Feuerwerk konzentrieren.
Natürliches Licht plus Blitz
Die gleiche Vorgehensweise empfiehlt sich für Portraits von Menschen bei Nacht. Auch hier sollte man erst einmal eine Aufnahme des Umfeldes mit natürlicher Beleuchtung machen. Gefällt das Ergebnis, merkt man sich die von der Kamera gewählte Belichtungszeit und Blende, so Machullas Tipp. Diese Werte stellt man dann manuell ein, wenn die Person im Bild ist und verwendet zusätzlich einen Blitz. Wie lange die Belichtungszeit ist, spielt dabei keine Rolle, denn beim Portrait sorgt der Blitz für die Schärfe. "Er hellt nur die Person auf, während die Beleuchtung im Hintergrund durch die Voreinstellungen ganz natürlich wirkt. Dasselbe Prinzip bewährt sich übrigens bei Portraits im Innenraum.