So schmeckt der Schnaps in Burghaig
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Freitag, 04. Oktober 2013
Bei der Familie Walter in Burghaig gibt es Hochprozentiges. Da die Apfel- und Birnenernte heuer schlecht war, wird in diesem Jahr allerdings nur Zwetschgen- und Bierschnaps gebrannt. Letzterer sorgt auch in Pralinen für den besonderen Geschmack.
In dem großen, blauen Fass sind schon Zwetschgen eingemaischt. Täglich kommen neue hinzu. "Die bleiben bis April in dem Fass. Wir zerstoßen die Zwetschgen mit dem Quirl, damit sie dann schnell anfangen zu gären", erläutert der Burghaiger Schnapsbrenner Werner Walter (63) das Prozedere.
Mit seiner Frau Gabriele Walter (57) betreibt er seit 1974 die STS-Brennerei Stübinger. "Wir brennen seit Generationen. Meine Oma Katharina Stübinger hat in der Küche gebrannt. Mein Opa Konrad war Kellermeister", sagt Gabriele Walter. Ihre Eltern Martha und Erich Stübinger haben die Brennerei weitergeführt - unter völlig anderen Bedingungen als heute.
Das Schmuckstück
Nachdem Werner und Gabriele Walter geheiratet hatten, wurde alles modernisiert. 1989 wurde der Bauernhof umgebaut und mit einer Brennerei ausgestattet.
Damit er samtweich wird...
Doch das ist kein Grund zur Sorge. "Wir haben genug auf Vorrat", verrät die 57-Jährige und zeigt einen Raum, in dem die Ballons lagern, in denen die Brände wie beim Zwetschgenschnaps oft über Jahre reifen, damit er nicht kratzt, sondern samtweich wird. Auch Liköre lagern in großen Flaschen. "In der dickbauchigen Flasche reift nach einem alten Rezept der Oma Kräuterlikör mit den erlesensten Kräutern, die man heute gar nicht mehr kennt", sagt Gabriele Walter. Auch Eierlikör gehört zum Sortiment. "Das ist kein normaler Eierlikör. Der wird mit Bierbrand gemacht. Das gibt einen besonderen Geschmack."
Nicht nur Hobby
Für die Walters ist die Brennerei nicht nur Hobby. "Wir erhalten so unseren Hof. Aber das ist alles viel Arbeit", meint Gabriele Walter, die über die aufwändige Dokumentations- und Bescheinigungsarbeit klagt. Jeder Brenntag muss genehmigt sein, auch jeder Liter Alkohol. Immer wieder kommen Zollbeamte vorbei, um Stichproben zu nehmen. Die Genehmigung zum Brennen erteilt das Zollamt.
Das Brennjahr hat begonnen.
Das neue Brennjahr hat gerade begonnen. "Wir können 300 Liter reinen Alkohol brennen", weist Gabriele Walter auf das Kontingent hin, das meist nicht ausgeschöpft wird. Werner Walter übernimmt das Brennen, seine Frau ist für die Abfüllarbeit und den Verschnitt verantwortlich. Sie verkauft die Erzeugnisse auf Märkten oder ab Hof. Damit die Schnäpse, die oft verschenkt werden, dekorativ ausschauen, näht sie Anhänger und fertigt Dekomaterialien. Die Flaschen sind schlicht gehalten: "Die Leute sollen nicht für aufwändige Flaschen bezahlen, sondern für den Inhalt."