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So kommt der Weihnachtsbaum auf den Stadtsteinacher Marktplatz


Autor: Katrin Geyer

Stadtsteinach, Dienstag, 27. November 2018

Wenn es um den Schmuck des Marktplatzes in der Adventszeit geht, setzt die Stadt Stadtsteinach auf Baumspenden.
Unter einem Schachtdeckel verbirgt sich eine Halterung, in die der Stamm eingepasst wird.Foto: Katrin Geyer


Nach einer knappen Viertelstunde ist alles erledigt: Ein paar kleine Korrekturen mit dem großen Kran, ein paar beherzte Hammerschläge - der Christbaum auf dem Stadtsteinacher Marktplatz steht!

Wie viele andere Städte auch hat sich Stadtsteinach in den Tagen vor dem ersten Adventswochenende festlich herausgeputzt. Den nach einem Autounfall immer noch schwer lädierten Christopherus-Brunnen zieren eine Krone aus Tannengrün und vier beleuchtete Sterne. Vor der Stadthalle steht ein Weihnachtsbaum. Und nun auch auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.

Zum Glück! Denn ein bisschen gebangt hat man in Stadtsteinach schon, ob es heuer noch etwas werden würde mit dem Baum, berichtet Bürgermeister Roland Wolfrum. "Wir haben in den Vorjahren oft schon zeitig im Herbst Angebote bekommen, dass jemand einen Baum für uns hätte", sagt er. "Heuer hat sich nichts getan."

In der letzten Woche startete der Bürgermeister dann einen Aufruf via Facebook. "Kontaktanzeige: Marktplatz sucht Weihnachtsbaum. Der Stadtsteinacher Marktplatz, gut situiert und prächtig in der Stadtmitte gelegen, sucht noch immer für eine gemeinsame Adventszeit einen stattlich gewachsenen Weihnachtsbaum", textete Wolfrum humorvoll. Und bat die Stadtsteinacher darum, sich doch rasch zu melden, wenn sie über einen geeigneten Baum verfügten.

Der entscheidende Hinweis auf einen geeigneten Baum kam dann von Stadtrat Winfried Hempfling. Der verwies auf Arnold Vogler aus dem Pressecker Ortsteil Kunreuth, der bei Heinersreuth eine Christbaum-Kultur betreibt - und eine Nordmann-Tanne anbot. Der Leiter des Stadtsteinacher Bauhofes, Matthias Witzgall, begutachtete mit seinen Mitarbeitern den Baum und befand ihn für geeignet: groß, mit dichtem Astwerk, aber nicht gar zu ausladend. Ideal für den Marktplatz, wo zwischen Bushaltestelle und Parkplätzen nicht allzu viel Platz zur Verfügung steht.

Am Dienstag, so wurde abgemacht, sollte der Baum gefällt und von Mitarbeitern des Bauhofs nach Stadtsteinach gebracht werden. Die Familie Vogler bot dann einen ganz besonderen Service: Am frühen Morgen lag der Baum bereits abholbereit auf dem Betriebshof, musste nur noch mit Hilfe eines Krans auf den Lastwagen gehoben werden.

Der Kran ist dann auch nötig, um den zehn Meter hohen Baum auf dem Marktplatz aufzustellen und gerade auszurichten. Unter einem Schachtdeckel verbirgt sich die Halterung samt der Elektrik. Mit dem Kran und viel Körpereinsatz hieven Matthias Witzgall und seine Kollegen Robert Bittermann und Martin Hempfling die Tanne an Ort und Stelle. Aber der Stamm des Baumes ist in diesem Jahr viel zu dünn: Eine ganze Reihe von Holzkeilen, mit energischen Hammerschlägen in den Schacht getrieben, ist nötig, um den Baum zu stabilisieren. Von den Fenstern des Rathauses aus wird die Aktion aufmerksam beobachtet. Schließlich signalisiert Matthias Witzgall mit einer Handbewegung:"Passt!".

Nun kann es an die Feinarbeit gehen: Am Mittwoch soll der Baum mit rund 200 elektrischen Kerzen bestückt werden, so dass zum ersten Advent auf dem Marktplatz vorweihnachtliche Stimmung garantiert ist.

Dass die Bäume, die in der Adventszeit den Marktplatz schmücken, gespendet werden, sei sei Jahren üblich, sagt der Bürgermeister später. "Es melden sich immer wieder Leute, die einen Baum auf ihrem Grundstück stehen haben, der zu groß geworden ist und weg muss", erläutert er. Der Bauhof übernehme, sofern der Baum geeignet ist, dann das Fällen und den Abtransport. "Im Gegenzug hat die Gemeinde dann für sechs Wochen einen stattlichen Weihnachtsbaum, den wir andernfalls für viel Geld kaufen müssten."

Stadtsteinach ist da im Übrigen kein Einzelfall. Auch in Kulmbach setzt man auf Spenden aus der Bevölkerung. Wenn sich jemand meldet, der meint, einen geeigneten Baum anbieten zu können, wird der von Bauhof-Mitarbeitern begutachtet: Acht bis zehn Meter hoch soll er sein, nicht dürr und mit schönen Astkränzen, so heißt es aus der Pressestelle. Dann hat er gute Chancen, als städtischer Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz, vor der Alten Spinnerei oder auf dem Rondell der Plassenburg Karriere zu machen. Die Nordmanntanne auf dem Kulmbacher Marktplatz kommt heuer aus dem Stadtteil Weiher, Die Tanne auf der Burg aus der Stettiner Straße und der Baum vor der Spinnerei aus dem Ortsteil Oberndorf.

Ähnlich verfahren die Gemeinden Thurnau und Mainleus. Auch hier setzt man aus Spenden aus der Bevölkerung. Für den Transport des Baumes, das Aufstellen und den Schmuck sorgt dann der Bauhof.

Gespendet wird auch der Baum in Presseck. Hier aber freut man sich, wie Bürgermeister Siegfried Beyer berichtet, über die Fortführung einer besonders schönen Tradition: "Bei uns übernehmen das abwechselnd die örtlichen Vereine. " Ob die heuer schon aktiv waren? Der Bürgermeister blickt kurz aus dem Fenster seines Büros: "Jawohl. Der Baum steht."