So funktioniert die Bestellung der Impfdosen
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Montag, 29. November 2021
Der Biontech-Impfstoff wird knapp und wurde rationiert. Wie kann das sein, und wie funktioniert die Bestellung der Impfstoffdosen eigentlich?
Der Kulmbacher Apotheker Hans-Peter Hubmann, der auch Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes und stellvertretender Vorsitzender des Deutscher Apothekerverbandes ist, hat uns das Prinzip erklärt. Bei dem abgestimmten Bestellverfahren handele es sich um einen transparenten Prozess, der eine möglichst gerechte Verteilung des Serums sicherstellen soll.
Die Ärzte bestellen bis spätestens Dienstag, 12 Uhr, bei der Apotheke ihrer Wahl den für die darauffolgende Woche benötigten Impfstoff; handelt es sich um eine Doppelpraxis, können zwei Ärzte bestellen. Die Apotheke wiederum gibt die Anzahl der Ärzte und der bestellten Dosen an den Großhandel weiter. In Bayern gibt es laut Hubmann sieben relevante Großhandlungen; er selbst arbeitet mit Sanacorp, einem genossenschaftlich geführten Großhändler in Fürth, zusammen. Der Großhandel meldet dann die entsprechenden Zahlen an das Bundesgesundheitsministerium, das wiederum die Bestellmenge an die verfügbare Menge angleicht. Heißt im Klartext: Wird mehr geordert als pro Woche zur Verfügung steht, wird bei allen gekürzt - so wie jetzt.
"Ich habe das Desaster kommen sehen", sagt Hans-Peter Hubmann, der in der vergangenen Woche die höchste Bestellmenge von 50 Prozent mehr Ärzten hatte als sonst. Es sei lobenswert, dass jetzt so viele mitmachen und die Impfnachfrage steige, dadurch gebe es nun aber auch diesen Engpass.
Das andere Extrem hat der Apotheker im Oktober erlebt, als so wenig Impfstoff geordert wurde nie zuvor. Die Impfmüdigkeit habe für einen Überschuss an Vakzinen gesorgt, die die Bundesregierung dann zum Teil an arme Länder gespendet hat. "Dass dann praktisch zwei Wochen später die Nachfrage durch die Decke geht, konnte keiner ahnen."
Die mit Biontech vertraglich vereinbarten Liefermengen seien fix, "mehr geht nicht". Insgesamt stünden bis Jahresende 50 Millionen Impfdosen (24 Millionen Biontech, 26 Millionen Moderna) zur Verfügung. "Das sollte reichen", meint der Apotheker, der zugleich den Appell an die Bevölkerung richtet, in der Wahl des Impfstoffs flexibler zu sein, keine Vorbehalte gegen den ebenfalls sehr guten mRNA-Impfstoff von Moderna zu haben und den Empfehlungen des impfenden Arztes zu vertrauen.