Sirene? Schlot? Suche nach Brummton geht weiter

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Als eine mögliche Quelle für das mysteriöse Geräusch wollen Leser solche Abluft-Anlagen auf Firmendächern ausgemacht haben. Foto: J. Nützel
Als eine mögliche Quelle für das mysteriöse Geräusch wollen Leser solche Abluft-Anlagen auf Firmendächern ausgemacht haben. Foto: J. Nützel

Die Jagd auf die Quelle des ominösen Tons in der Kulmbacher Siedlung ist eröffnet. Der Bericht über die mysteriöse Geräuschkulisse, die eine 43-Jährige seit Monaten hört, hat viele Leser und Internetnutzer angeregt, uns ihre persönlichen Erfahrungen mit unidentifizierten Brumm- und Dauertönen zu schildern.

Die Frau aus der Kulmbacher Siedlung umschrieb den mysteriösen Ton als eine Mischung aus Alphorn tröten und Dampferbrummen, das sie seit Monaten und zu ganz unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten hört. Sie ist offenbar nicht die Einzige, wie die zahlreichen Reaktionen und Hinweise belegen, die die BR- Redaktion gestern per Mail, Brief oder telefonisch erreichten.

Kommentator Markus 91 schreibt uns im Internet auf www.infranken.de: "Das Geräusch habe ich auch schon des öfteren vernommen - und zwar jeweils pünktlich um 9 beziehungsweise 12 Uhr. Ich denke schon, dass es sich hierbei um die ,Sirene' eines Unternehmens handelt. Für mich hört es sich sogar an, als würde das Geräusch aus dem Bereich der E.-C.-Baumannstraße kommen."

Stephanie Murrmann wohnt im Mainleuser Ortsteil Schwarzach und hat uns gemailt.
"Als ich beim Morgenkaffee den Artikel in der Bayerischen Rundschau über das Geräusch gelesen habe, habe ich nicht schlecht gestaunt. Ob Sie es glauben oder nicht: Auch ich höre diesen Ton. Besser als die zitierte Kulmbacherin kann man dieses Geräusch nicht beschreiben."

Zuerst habe sie vermutet: "Das ist halt irgendein Firmenton." Aber dann änderte sie ihre Meinung. "Ich finde auch, dass es wetterabhängig ist, ob man ihn wahrnimmt oder nicht. Für mein Empfinden hört man ihn bei gutem Wetter eher selten, bei Regen hingegen öfter. Ich bin gespannt, ob man da mal was in Erfahrung bringt, woher das kommt."

"Ohne festes zeitliches Muster"

"Hochinteressant finde ich den Artikel zu dem geheimnisvollen Geräusch", schreibt uns R. Hinz aus Ziegelhütten. "Interessant vor allem, weil ich dies in Ziegelhütten bereits seit Jahren immer wieder wahrnehme. Die Zeiten, zu dem der Ton meiner Meinung nach zu hören ist, sind - wie im Artikel beschrieben - ohne festes zeitliches Muster. Ich denke, es ist möglich, dass es überhaupt nur alle paar Monate auftritt. Ich bin, ganz nebenbei bemerkt, wirklich überrascht, dass anscheinend niemand den Ursprung kennt."

Angelika Weith aus Kulmbach sagt, dass auch sie von besagtem Geräusch ab und an geweckt werde. "Für mich erscheint es in einer etwas höheren Frequenz zu liegen. Meine Vermutung lief auch gleich in Richtung Ireks oder Brauerei (bin Mitabeiterin). Die Diskussion mit einer Kollegin, die auch in der Siedlung wohnt, ergab die Überlegung in Richtung Altenheim/Lüftungsanlage/Abluftrinne. Ich kann aber keine plausible Erklärung finden. Ab jetzt werde ich jedenfalls notieren, wann ich von dem Geräusch geweckt werde."

Unser Leser Karl Krasser stellt die Frage: "Könnte es sein, dass sich in der Nähe ein Haus mit einer Hebeanlage befindet?" Zur Erklärung: Eine Hebeanlage ist eine Sanitärinstallation, die automatisch das Abwasser, das unter der sogenannten Rückstauebene anfällt, sicher ableiten sowie Abwässer auf ein höher liegendes Niveau pumpen kann. Bei diesem Vorgang kann ein Brummton entstehen.

Dauerton macht Bürger krank

Mit einer ausführlichen Antwort hat sich Helmuth Tilgner aus der Burghaiger Straße 19 gemeldet. "Auch wir Anwohner der Burghaiger Straße werden von einem Dauergeräusch belästigt. Hier handelt es sich um einen Dauerton, der durch seine Monotonie besonders störend ist. Erschwerend kommt hinzu, dass auch zur Nachtzeit keine Ruhe eintritt."

Dieser Dauerton, der zur Flutmulde hin besonders deutlich vernehmbar sei, soll sich hauptsächlich in Richtung Metzdorf ausbreiten. "Es ist davon auszugehen, dass dieser exorbitante Ton von einem nicht so ohne weiteres zu bestimmenden Kulmbacher Großbetrieb verursacht wird. Es dürfte sich dabei um ein Aggregat handeln, das der Kühlung oder ähnlichem dient. Hauptsächlich bei nachlassendem Verkehr auf der Stadtautobahn (B289) ist dieses Geräusch dann immer verstärkt zu hören."

Dabei sei selbst bei geschlossenem Fenster der Ton wahrnehmbar und beeinträchtige die Nachtruhe, schreibt Tilgner. "Der Dauerton ist auch an Sonn- und Feiertagen gegenwärtig. Erfolgt an diesen Tagen eine Abschaltung, was nur selten vorkommt, dann wird dies plötzlich herrschende Ruhe besonders wohltuend empfunden."

Der Burghaiger macht deutlich, dass die Wohnqualität durch die Lärmbelästigung stark gelitten habe. "Und da sich bisher nichts an der Situation geändert hat, starteten die Anwohner eine Unterschriftenaktion, die auf große Resonanz gestoßen sei." Die Listen sollen demnächst an Oberbürgermeister Henry Schramm und das Landratsamt übergeben werden.
Auch aus dem Landkreis haben sich Leser auf den Artikel gemeldet. Ein Anrufer bringt den Schmetterlingspark in Neuenmarkt als möglichen Verursacher ins Spiel. "Wenn ich in erhöhter Lage in meinem Waldgrundstück bin, höre ich diesen Ton etwa alle 15 bis 20 Minuten. Es klingt, als würde im Schmetterlingspark eine technische Vorrichtung arbeiten, vielleicht eine Art großer Schleusentür oder etwas ähnliches. Bei entsprechender Windrichtung wird dieses Geräusch bis nach Kulmbach getrieben."
Einem "seltsamen tiefen Ton, der sich wie Schallwellen von weit weg anhört", ist auch Irene Hirschmann aus Untersteinach auf der Spur. Sie schreibt: "Auch ich kann einen solchen Ton seit vielen Monaten wahrnehmen. Manchmal ist er näher, manchmal weiter entfernt. Zuerst habe ich ihn nur in der Nacht gehört, jetzt ist er auch ab und zu am Tage zu hören."
Es sei ein Ton, der sich nur ganz schwer orten und auch keiner "normalen Geräuschkulisse" zuordnen lasse. "Ich habe mich sowohl in unserem Haus als auch ums Haus herum auf Ursachenforschung begeben. Nichts - kein Ton, der von der Heizung, von Lautsprecherboxen, Filterpumpe etc. kommt. Das hört sich alles anders an."

Am Verkehr liegt es nicht

Auch den Autostrom, der ständig durch Untersteinach fließt, kann die BR-Leserin als Quelle ausschließen, wie sie sagt. "Ich habe schon gedacht: Das bin nur ich, weil ich vielleicht einfach zu feinhörig bin. Dass ich aber Leidensgenossen habe und sogar weltweit, das ist wirklich enorm. Weil dieser Schallton auch wirklich unter die Haut geht und einen nicht in Ruhe lässt."
Einen globalen Ansatz für eine mögliche Erklärung findet schließlich unser Internet-Kommentator Elster: "Derartige Phänomene gibt es überall auf der ganzen Welt. Zu denken wäre da beispielsweise an die Memnonkolosse im Niltal unweit des Tals der Könige, die bei gewissen Windverhältnissen seit über 3000 Jahren summen und pfeifen. Auf Kulmbacher Verhältnisse übertragen würde ich sagen: Da brummt wohl jemand aus dem letzten Loch."


Des Rätsels Lösung?

Jürgen Scheibe, Redakteur beim Kulmbacher Anzeiger, wohnt in der Blaich und hat das besagte Geräusch schon mehrfach und an verschiedenen Orten vernommen. "Irgendwann habe ich die Theorie entwickelt, es könnte sich bei der Lärmquelle um einen Edelstahlkamin handeln. Ich vermute folgendes: Wenn der Wind in einem besonderen Winkel oben über die runde Öffnung streicht, erzeugt das einen Ton - wie bei einer Orgelpfeife. Und da diese Kamine oft mehrere Meter lang sind, entsteht ein entsprechend tiefer Ton. Solche Außenkamine für Feuerstätten gibt es mittlerweile in großer Zahl und überall, also kann auch überall und jederzeit das Geräusch auftreten. Der Wind hält sich nun mal nicht an Tageszeiten."