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Sind zwei Gymnasien in Kulmbach zu viel?


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Mittwoch, 22. Februar 2017

MGF-Direktor Horst Pfadenhauer widerspricht Überlegungen, seine Schule und das CVG mittelfristig zusammenzulegen. Dafür hat er gute Gründe.
Fusion der beiden Kulmbacher Gymnasien? Davon hält MGF-Direktor Horst Pfadenhauer nichts.  Foto: Stephan Tiroch


Kulmbach hat zwei Gymnasien. Ausstattung der Schulen und Bauunterhalt kosten viel Geld. Dafür ist der Landkreis Kulmbach zuständig. Bis 2020 sind Investitionen von rund 16 Millionen Euro geplant. Angesichts angeblich sinkender Schülerzahlen - nur noch rund 1200 Schüler am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium und am Caspar-Vischer-Gymnasium im Jahr 2025 - stellte Kreisrat Veit Pöhlmann (FDP) im Schul- und Sozialausschuss des Landkreises die Frage in den Raum, ob Kulmbach noch zwei Gymnasien braucht. Eine Minderheitenmeinung zwar - aber Anlass für uns, MGF-Direktor Horst Pfadenhauer zur Zukunft des Bildungsstandorts Kulmbach zu befragen. Kommt für ihn mittelfristig eine Fusion der beiden Schulen infrage?

Beide Gymnasien zusammenlegen - was sagen Sie dazu?
Pfadenhauer: Das ist natürlich Unsinn. Jede der weiterführenden Schulen hat ihr eigenes Profil und ihre eigenen Zweige. Kulmbach kann stolz sein auf so ein gut abgestimmtes Angebot. Es ist gefährlich, an den Grundfesten des bestehenden Bildungsangebots in Kulmbach zu rütteln.

Nun wird ja gesagt, die Schülerzahlen seien massiv rückläufig ...
Auch das ist eine Milchmädchenrechnung. Es stimmt, dass nach dem Wegfall des G9 weniger Schüler da sind. Dazu kommt fast zeitgleich der Rückgang durch den demografischen Wandel. Aber: die Talsohle ist durchschritten. Beide Gymnasien merken das an den Übertrittszahlen, die stabil oder sogar steigend im Vergleich zu den letzten Jahren sind. Außerdem wird es meiner Meinung nach bald wieder das G9 geben mit allen Konsequenzen für steigenden Personal- und Raumbedarf.

Hat sich das Übertrittsverhalten der Kulmbacher Schüler in den vergangenen Jahren geändert?
Ja, und zwar maßgeblich. Wir können seit einiger Zeit einen starken Trend feststellen, der hin zu den Gymnasien geht. Dies liegt vor allem an einer stärkeren Durchlässigkeit im Schulsystem, aber auch an der Tatsache, dass Eltern, wenn sie merken, dass ihr Kind die gymnasiale Eignung hat, sich eher trauen, das Kind auch gleich aufs Gymnasium zu schicken. Darüber sind wir natürlich froh. Beide Gymnasien bieten sowohl die gebundene als auch die offene Ganztagsbeschulung an und kommen damit jedem Elternwunsch weitestgehend entgegen.

Trifft der Vorwurf zu, man würde zu viel Geld in die Schulen investieren?
Jeder Cent, der hier ausgegeben wird, stärkt den Schulstandort Kulmbach. Wer gute bauliche Voraussetzungen schafft und Schulen nicht nur als Pflicht-Investition sieht, hat den Zug der Zeit verstanden. Das tun unser Landrat und die meisten der verantwortlichen Kreisräte. Wer anders redet, redet den Schulstandort Kulmbach schlecht.

Was meinen Sie damit?
Ganz einfach: Der Neubau der Pausenhalle am MGF, der seit Jahrzehnten überfällig war, bedeutet eine klare Steigerung in der Qualität der Raumausstattung und damit logischerweise auch der Unterrichtsqualität. Bibliothek, Internetbereich, Stillarbeitsräume für Q11 und Q12 tragen wesentlich dazu bei. Dafür sind wir sehr dankbar.

Das MGF hat ein klares Bekenntnis zum G9 abgelegt und eine Petition an Kultusminister Spaenle übergeben. Wie stehen Sie persönlich dazu?
Wir haben innerhalb aller Schulgremien den Meinungsbildungsprozess schon seit zwei Jahren zeitnah begleitet. Deshalb hatten wir jetzt - kurz vor der Abstimmung im Landtag - auch eine klare Position.

Hoffen Sie, damit die Abgeordneten beeindrucken zu können?

Wenn die Schulen wieder abwarten und hinnehmen, was von oben kommt, dann kann man nur reagieren. Wir versuchen zu agieren, und ich habe den Eindruck, dass der Kultusminister sehr offen für unser Anliegen war. Wir konnten alle Argumente intensiv und direkt austauschen.

Was erhoffen Sie sich konkret?
Das Wichtigste ist eine einheitliche Regelung durch das Ministerium. Die Zeit ist reif, Schluss zu machen mit halbherzigen Experimenten, die uns ein überhastetes G8 eingebracht haben.

Das heißt konkret?
Es kann nicht sein, dass den Schulen vor Ort der Schwarze Peter zugeschoben wird bei der Entscheidung: G8 oder G9? Wie soll ich an meinem mittelgroßen Gymnasium mit drei Zweigen zwei Geschwindigkeiten ermöglichen? Denken Sie an die dadurch entstehenden Gruppengrößen.

Deshalb haben Sie auch nicht am Pilotprojekt Mittelstufe Flexi plus teilgenommen, oder?
Das ist richtig. Wichtig war uns aber auch, dass wir uns nicht vom Wahlverhalten der Eltern in einer Flexi-Stufe abhängig machen wollten. Was geschieht mit den Kindern, die das normale G8 absolvieren wollen, wenn sie in die Oberstufe kommen und nur noch eine halbe Jahrgangsgröße von 30 bis 40 Schülern besteht, weil die anderen das langsamere Flexi-Jahrmodell nehmen? Da ist kaum mehr ein vernünftiges Kursangebot möglich. Schon im Hinblick auf die Chancengleichheit gilt es gerade hier vonseiten des Kultusministeriums, für Planungssicherheit zu sorgen. Gerade Pilotschulen wie das CVG brauchen jetzt eine klare Bestätigung, dass sie ihren Schulversuch sauber zu Ende bringen können. Auch das ist man höheren Orts noch schuldig geblieben.

Als Schulleiter des MGF haben Sie sehr deutlich Klarheit vom Kultusministerium eingefordert ...
Das ist doch ganz normal. Beide Kulmbacher Gymnasien haben bald ihre Infoveranstaltungen für die Eltern der Fünftklässler. Da müssen wir klare Auskunft geben können. In unruhigen Zeiten wie diesen ist ein klarer Kurs gefordert.