Sieben Trebgaster Frauen ergeben fast 20 Meter reines Blech
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Donnerstag, 11. Mai 2017
Das Trebgaster Septett "Weibsblech" feiert zehnjähriges Bestehen und lädt zu einem Gläschen Sekt ein.
Frage: Was sind 19,95 Meter Messingblech? Antwort: Das sind der Länge nach aneinandergereiht die Instrumente des Trebgaster Blechbläser-Septetts "Weibsblech", bestehend aus drei Trompeten, zwei Posaunen, einem Flügelhorn und einem Waldhorn. Zehn Jahre wird das beliebte Ensemble heuer alt.
Bei einem Geburtstag fing alles an
Bei einem Geburtstag im Sommer 2007 fing alles an. Ulrike Löffler, Annette Pöhlmann, Karin Schulz, Petra Stalla, Maria Stenglein und Elisabeth Wildfeuer, alle Mitglieder des Trebgaster Posaunenchors, stellten fest, dass sie zusammen alle vier Stimmen - Sopran, Tenor, Alt und Bass - abdecken. Da waren sie noch ein Sextett. Spontan kam ihnen der Gedanke, einfach mal etwas gemeinsam zu üben. Sie verstanden sich untereinander bereits sehr gut und gingen das Projekt ganz locker an.
Alle waren der Meinung, dass Karin Schulz als die Musikalischste den Ton angeben sollte. So richtig los ging es dann am 70. Geburtstag von Annette Pöhlmanns Mutter im Februar 2008. Da haben sie gemerkt: Daraus könnte was werden.
Einige Diskussionen gab es schon, als sie ihren männlichen Kollegen eröffneten, dass sie künftig hin und wieder auch mal als reine "Weiberband" auftreten wollten. Aber sie machten deutlich, dass sie auf gar keinen Fall eine Konkurrenz sein wollten. "Wir sind nach wie vor ein fester Bestandteil des Posaunenchors." 2009 kam Christine Hofmann-Niebler zum Chor, die "Weiber-Band" war komplett und legte richtig los.
Gern gehörte Gäste
Bald waren die sieben Frauen gern gesehene und gehörte Gäste in Senioren- und Pflegeheimen, bei Trebgaster Adventsfenstern und bei der Wintersonnwendfeier der Siedler. Seit 2012 wirken sie ständig bei den musikalischen Darbietungen in der Kulmbacher Spitalkirche zur Adventswoche mit. Sie erhielten Einladungen zu Konzerten oder zur Landesgartenschau in Bayreuth. In der Trebgaster Kirche gestalten sie jährlich mindestens zwei musikalische Gottesdienste mit. Zusammen mit dem Posaunenchor kommt da schon einiges an Auftritten zusammen.
Veranstaltungen mit sozialem und kirchlichem Hintergrund liegen der Gruppe besonders am Herzen. Dabei versteht sie sich als ökumenischer Chor. Zweimal haben sie schon in der katholischen Himmelkroner Autobahnkirche gespielt. Im Vordergrund stehen nach wie vor der Spaß und die Freude am gemeinsamen Musizieren.
Sogar Schlager im Repertoire
Alle zwei Wochen treffen sie sich zur Probe im Kantorat, vor Auftritten auch wöchentlich. Dabei üben sie auch zusätzlich gern mal etwas Flottes ein, Volkslieder und sogar Schlager. "Da singen vor allem die Bewohner der Altenheime immer gleich lauthals mit", lacht Karin Schulz, die vor kurzem auch die Leitung des gesamten Chores übernommen hat.
Sie bläst jetzt seit 52 Jahren und erinnert sich, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass die Statuten noch strenger waren und nur junge Männer aus der Gemeinde Mitglieder bei einem Posaunenchor werden konnten. Pfarrer Johannes Kuhlo, Gründer der evangelischen Posaunenchorbewegung, soll das damit begründet haben: "Sie stiften nur Unruhe und verdrehen den jungen Männern den Kopf."
Das Weib schweige
Sie selbst habe noch die Zeit erlebt, als Frauen in der Kirche nichts zu sagen hatten, gemäß dem ersten Brief des Paulus an die Korinther: "Das Weib schweige in der Gemeinde".
"Als ich 1965 anfing, war ich noch eine der ganz wenigen Frauen, die in einem Posaunenchor mitspielten", so Karin Schulz. 1985 kam sie nach Trebgast. Die erste Person, die sie hier traf, war ausgerechnet Hellmuth Müller, der Obmann des örtlichen Posaunenchors. Nach und nach gesellten sich die anderen Frauen dazu. Heute stellen sie ein Drittel des Personals.
Petra Stalla ist in allen Belangen die gute Seele. Immer gut aufgelegt, hält sie mittels Internet und Whatsapp die Verbindung untereinander aufrecht und sorgt als Chronistin für die Dokumentation der Aktivitäten.
Besondere "Weiber" sind sie schon. Zicken-Alarm ist aber bei "Weibsblech" Fehlanzeige. Die Harmonie ist fast schon beängstigend, für die Beteiligten aber ganz normal. Karin Schulz klingt sehr überzeugend, wenn sie feststellt: "Das Wichtigste ist die tiefe Freundschaft, die sich untereinander entwickelt hat. Jede ist für die andere da. Das ist wirklich ein Geschenk, so etwas findet man sicher nicht so oft." Und das gelte für den gesamten Chor, fügt sie gleich noch hinzu.
So wird gefeiert
Gefeiert wird mit einem besonderen Gottesdienst am Sonntag, 14. Mai, um 9.30 Uhr in der Trebgaster Johanneskirche. Mit dabei sein werden die Chorgemeinschaft Feuln/Waizendorf-Lindau, der Posaunenchor, der Jugendchor "Singing Youth" und der Kinderchor "Johannes-Kids". Im Anschluss laden die "Weiber" alle Gottesdienstbesucher zu einem Glas Sekt ein.