Sie setzen auf eine grenzenlose Energiewende
Autor: Jürgen Gärtner
Bad Berneck, Montag, 21. Januar 2013
Die Bürgermeister aus Neuenmarkt, Himmelkron, Marktschorgast, Bad Berneck und Goldkronach sagen gemeinsam den fossilen Brennstoffen den Kampf an. Landkreis- und Gemeindegrenzen sind für sie kein Hindernis.
Energiekonzepte gibt es viele. Aber was am Montag in Bad Berneck auf den Weg gebracht wurde, ist außergewöhnlich: Über Gemeinde- und sogar Landkreisgrenzen hinweg wollen Neuenmarkt, Marktschorgast, Himmelkron auf Kulmbacher Seite sowie Bad Berneck und Goldkronach auf Bayreuther Gebiet zusammen die Energiewende schaffen.
"Das ist ein Projekt, das uns sehr am Herzen liegt", betonte Bad Bernecks Bürgermeister Jürgen Zinnert gestern bei der Vertragsunterzeichnung. Die fünf Gemeinden würden schon länger zusammenarbeiten und wollen nun auch beim Klimaschutz an einem Strang ziehen.
Vor fossiler Preisexplosion
Das Konzept wird von der Energieagentur Nordbayern, die ihren Sitz in Kulmbach hat, ausgearbeitet. Wie deren Leiter Wolfgang Böhm erklärte, freut er sich darüber, dass die Energiewende nun zur Chefsache gemacht wird.
Im Lauf des Jahres werde deshalb ermittelt, wie weit die fünf Partner beim Umstieg auf erneuerbare Energien aus eigener Kraft kommen können, wo besondere Einsparpotenziale schlummern und wie bei alledem die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann. Das Energiekonzept werde nicht nur Erzeugungspotenziale bei Wind, Sonne, Wasser und Biomasse aufzeigen, sondern eben auch, wie man bei kommunalen Gebäuden die Energiekosten dauerhaft senken kann.
Dazu soll natürlich die Bevölkerung ins Boot geholt werden. "Vielleicht gibt es schon im Februar erste öffentliche Informationsveranstaltungen", ergänzte der Pressesprecher der Energieagentur, Markus Ruckdeschel.
Wie bedeutend die Energie-erzeugung auf dem Land ist, hob Hans Rainer Albart vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg hervor. Denn nicht umsonst gehöre das gemeindeübergreifende Vorhaben zu einem von bayernweit 100 Projekten, die vom Freistaat gefördert werden. Insgesamt kostet die Erstellung des Energiekonzepts 96 000 Euro.
Die Bürger unbedingt einbinden
Ein besonderes Augenmerk gelegt werde dabei auf die intensive Einbindung der Bürger ("Nur so kann es gelingen"), der Gemeindeverantwortlichen sowie von Fachleuten aus Wirtschaft und Landwirtschaft.
Albart verwies auf die Chancen für die ländlichen Räume. Er nannte die Reduzierung der Energiekosten und den Verbleib von Kaufkraft in der Region, die Unabhängigkeit von weiter steigenden Preisen für Strom, Erdgas und Erdöl. "Unsere Lebensqualität wird sich künftig daran ausrichten, wie wir mit Energie umgehen." Gemeinden, die sich im Bereich erneuerbare Energien engagieren, würden einen deutlichen Imagegewinn erfahren und ihre Innovationsfähigkeit belegen. Er sagte die Unterstützung seines Amtes zu - besonders bei der Kernkompetenz Bodenordnung. Ziel sei es, ein gemeinsames Konzept für die fünf Gemeinden zu entwickeln.
Die Gemeinden Neuenmarkt, Marktschorgast, Himmelkron, Bad Berneck und Goldkronach gehören wie weitere Kommunen zum Verbund Integrierte ländliche Entwicklung (ILE). Deren Sprecher, Himmelkrons Bürgermeister Gerhard Schneider, betonte die Kernaufgabe des ländlichen Raums, die Wertschöpfung vor Ort zu erhalten.
Auf Kulmbacher Seite wird sein Neuenmarkter Kollege Siegfried Decker das Projekt koordinieren. Er verspricht sich viele Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg. "Um die zu erreichen, brauchen wir einen Energie-Masterplan." Und der werde nun im Verbund auf den Weg gebracht.