Druckartikel: Sie pressen wie die Weltmeister

Sie pressen wie die Weltmeister


Autor: Jürgen Gärtner

Neudrossenfeld, Mittwoch, 24. Oktober 2012

Wer noch seine Äpfel zu Saft verarbeiten lassen will, muss sich auf Wartezeit einstellen - wenn es überhaupt noch einen Termin gibt. Auch in Neudrossenfeld läuft die Anlage auf Hochtouren, am Tag werden bis zu 3.500 Kilo verarbeitet.
Rainer Düreth (links) spannt Verwaltungsleiter Rainer Schimpf bei dessen Besuch in der Anlage gleich in die Arbeit mit ein.  Foto: Jürgen Gärtner


Wilfried Weigel ist schon zum zweiten Mal zum Pressen in die Scheune in der Ortsmitte von Neudrossenfeld gekommen. "Meine Äpfel lagern jetzt schon 14 Tage - weil ich so lange auf den nächsten freien Termin warten musste." Drei Apfel- und drei Birnbäume hat er in seinem Garten stehen. Drei Zentner hat er beim ersten Mal zum Pressen gebracht, diesmal sind es nur 100 Kilo. Das war's dann aber für den Neudrossenfelder. "Der Rest ist für die Vögel."

Bei der Termin-Vergabe nutzt die Gemeinde die moderne Technik, sprich das Internet. Ein paar Klicks - und schon hat man seinen Termin (www.neudrossenfeld.de). Wer nicht online ist oder keinen Computer hat, kann aber auch in der Verwaltung (Rainer Schimpf) anrufen oder sich an die örtlichen Gartenbauvereine wenden.

Rein rechtlich ist die Saftpresse ein Unternehmen der Gemeinde, in der Praxis stellen die Gartenbauvereine aus Pechgraben, Waldau, Hornungsreuth, Muckenreuth, Neudrossenfeld und Langenstadt das Personal. Am Tag verarbeiten sie derzeit zwischen 2.000 und 3.500 Kilogramm Äpfel. Seit 8. September läuft die Anlage auf Hochtouren. Und sie ist gut ausgelastet. Der nächste freie Termin war (Stand: 23. Oktober) erst am 9. November zu bekommen.

Eher ein Zufall

Dass Neudrossenfeld so eine moderne Saftpresse hat, ist eher dem Zufall zu verdanken.

Denn für die Scheune, in der die Anlage steht, wurde eine neue Nutzung gesucht. 2009 wurde die Siebbandpresse angeschafft. Der Hersteller baue auch Anlagen, "die sind so groß wie das Rathaus", sagt Schimpf. 37.000 Euro hat die Presse gekostet, mit Abfüllung sind es 50.000 Euro. Hinzu kamen die Umbaukosten für die Scheune mit 60.000 Euro. "Aber die hätte man eh investieren müssen", sagt Schimpf.

Zwischen 100 und 200 Kilo Äpfel werden in der Regel angeliefert, Spitzenwert waren 800 Kilo. Für 100 bis 150 Kilo muss mit einer Bearbeitungszeit von 20 Minuten gerechnet werden. Pro Liter müssen die Kunden 60 Cent zahlen. Gepresst werden auch Birnen, Quitten und Weintrauben.

100 Kilo Äpfel ergeben etwa 60 bis 70 Liter Saft. Ungeöffnet sind die Beutel mindestens ein Jahr haltbar, bei angebrochenen Beuteln sollte darauf geachtet werden, dass keine Luft am Ventil ist.

Selbst die Pressrückstände, der so genannte Apfeltrester, werden verwertet, erzählt Andreas Ettenauer, der ehemalige Vorsitzende. Vor allem Jäger und Damwildzüchter nutzen sie als Winterfutter.