Druckartikel: Sie machen etwas gegen das Kükentöten

Sie machen etwas gegen das Kükentöten


Autor: Jürgen Gärtner

Lindau, Freitag, 22. April 2016

Die Bio-Landwirte Werner und Annette Schleicher aus Lindau unterstützen ein Projekt, mit dem männliche Küken vor dem Tod gerettet werden.
Werner und Annette Schleicher bewirtschaften einen Biohof mit 3400 Hühnern. Foto: Jürgen Gärtner


3400 Hühner scharren, verteilt auf mehreren Wiesen, hinter dem Bauernhof von Annette und Werner Schleicher. Das Ehepaar betreibt seit vielen Jahren einen Biohof im Trebgaster Ortsteil Lindau. "Das Tierwohl liegt uns am Herzen", erklären die beiden unisono. Da ist es kein Wunder, dass sie eine außergewöhnliche Aktion unterstützen: die Initiative Bruderhahn.

Hintergrund der Initiative ist die Tatsache, dass rund 48 Millionen männliche Küken jedes Jahr vergast oder geschreddert werden, weil sie weder Eier legen können, noch als Masttiere taugen. Dazu setzen sie nicht schnell genug Fleisch an. Das Todesurteil für die Tiere.

Die Bruderhahn-Initiative Deutschland (BID) will dem Töten ein Ende setzen. Die Lösung: Die männlichen Küken werden aufgezogen, der finanzielle Nachteil, der durch die Aufzucht der Bruderhähne entsteht, wird auf die Eier umgelegt. Anders gesagt: Das BID-Ei rettet einer Henne den Bruder.

Und das geht laut Initiative so: Für jedes BID-Ei wird im Laden ein Zuschlag von ein paar Cent veranlagt. Dieses Geld wird zu 100 Prozent für die Aufzucht der Brudertiere und deren Vermarktung verwendet. So können alle Brudertiere leben, deren Schwestern für die Projektteilnehmer Eier legen.

Für die Schleichers eine geniale Lösung. "Wir haben das mit dem Töten der Küken natürlich mitbekommen und sind froh, dass jetzt jemand etwas dagegen unternimmt", sagt Annette Schleicher. Für sie war es keine Frage, das Projekt zu unzerstützen.

Weil das Bio-Landwirtepaar aber nicht einschätzen kann, ob Bruderhahn auch bei der Kundschaft ankommt, haben sie bislang nur zwei Ställe mit jeweils 175 Tieren umgestellt. Für jede darin lebende Henne wächst auf dem Geflügelhof von Peter Schubert, einem anerkannten Aufzuchtbetrieb für biologische Junghühner in der Fränkischen Schweiz, ein Hahn heran. Die Hähne werden im Alter von 18 Wochen geschlachtet. Zum Vergleich: Masthühner werden nur zwischen 30 und 40 Tage alt.

Doch zurück zum "Bruderhahn-Projekt": Die daraus entstandenen "Gockel-Produkte" (Fond, Suppe, Frikassee, Geschnetzeltes, Sülze) gibt es im Hofladen der Familie Schleicher zu erwerben. "Das Fleisch ist etwas fester und würziger", erklärt Annette Schleicher. Sie verkauft in ihrem Hofladen natürlich auch die Eier.

Die gibt es wie die Fleischprodukte zudem in verschiedenen Bio-Läden in Kulmbach und Bayreuth. Die Resonanz auf die Bruderhahn-Eier ist dort gut, sagt Werner Schleicher. Doch natürlich hofft er, dass sich genug Abnehmer für die BID-Eier finden, um noch weitere Ställe in das Projekt aufnehmen zu können, sagt der Landwirt, der vor 14 Jahren mit 75 Hühnern die Eierproduktion begonnen hat. Stück für Stück wurde im Laufe der Jahre die Zahl der Ställe aufgestockt. "Anfangen muss alles im Kleinen", betont der Landwirt. So wie beim Bruderhahn-Projekt eben auch ...