Sie lassen sich den Urlaub nicht vermiesen
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Donnerstag, 28. Juli 2016
Haben die Anschläge Auswirkungen auf die Reisepläne?
Ferienzeit ist Urlaubszeit. In unserer heutigen Ausgabe blicken wir zweifach auf das Thema - einerseits haben Kolleginnen und Kollegen in ihren Fotoalben geblättert (Seiten 4 und 5 sowie nebenstehend). Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Persönlichkeiten aus dem Landkreis nach ihren Urlaubsplänen gefragt.
Die Ludwigschorgaster Bürgermeisterin Doris Leithner-Bisani (CSU) fährt mit ihrer Familie in den Sommerferien für eine Woche nach Usedom. "Wir wollten mit unserer Tochter ans Meer", sagt Leithner-Bisani, die die Reise schon zu Weihnachten gebucht hat und davon überzeugt ist, dass die Gefahrenlage an der Ostsee auch jetzt nicht hoch ist. Angst hat sie ohnehin nicht.
"Wenn ich Angst hätte, dürfte ich das Haus nicht mehr verlassen, dann dürfte ich auch nicht auf die Bierwoche gehen", erklärt Leithner-Bisani, die mit ihrem Mann und der achtjährigen Tochter in den Pfingstferien schon eine Woche auf Kreta war. Am Tag vor dem Abflug war ein ägyptische Maschine bei Kreta abgestürzt. Angst hatte die Bürgermeisterin auch da nicht. Leithner-Bisani: "Die Gefahr, dass ich auf dem Weg zum Flughafen mit dem Auto einen Unfall baue, ist weitaus größer, als mit dem Flugzeug abzustürzen." hn
"Mir macht das nicht so viel aus": Hartmut Schuberth, langjähriger Vorsitzender des Kulmbacher Unesco-Clubs und - zusammen mit Werner Eschenba cher - Initiator des Praktikanten- austauschs der Berufsschulen in Kulmbach und im türkischen Bursa, hält unverändert an seinen Urlaubsplänen fest. "Wir fahren traditionell nach Sylt, in die Bretagne oder nach Italien. Ein schöner Strand, eine schöne Landschaft - das lasse ich mir nicht versauen." Allerdings: "Klar, ist man etwas vorsichtiger geworden", räumt er ein und will Massenveranstaltungen künftig eher meiden.
Auch seine Kontakte in die Türkei pflegt der ehemalige Berufsschullehrer nach wie vor. Das seit 1985 existierende deutsch-türkische Unesco-Projekt zwischen Kulmbach und Bursa laufe weiter. "Aber man merkt, dass der politische Arm auch in die Schule hineinregiert", sagt der Kulmbacher Erdogan-Kritiker. "Ich war erst im April in Bursa und habe Freunde getroffen. Aber die Leute sind eingeschüchtert, sie leiden unter den Entwicklungen in der Türkei." tir
Bianka Straub, Chefin des Reisebüros am Rathaus, zieht es in diesem Sommer zum Aktivurlaub nach Kärnten. Ab Mitte August wird sie zwei Wochen am Wörthersee verbringen. Die aktuelle Sicherheitslage hat für sie bei der Entscheidung für Österreich als Urlaubsziel allerdings keine Rolle gespielt. "Wir haben schon im März eine Fernreise auf die Malediven gemacht, und im Sommer möchte ich nun mit meinen beiden Kindern gerne sportlich etwas unternehmen." Kärnten biete da viele Möglichkeiten. "Wir werden wandern und Touren mit dem Mountainbike unternehmen, außerdem ein bisschen Golf spielen, denn dort gibt es viele schöne Plätze."
Auch beruflich ist das österreichische Bundesland für die Reise-Expertin interessant: "Slow-Food-Hotels sind in Kärnten im Trend, und in dieses Thema möchte ich tiefer einsteigen. Deshalb verbinde ich das Schöne mit dem Nützlichen und werde mehrere solche Hotels testen."
Auch wenn sich Bianka Straub selbst keine Sorgen um ihre Sicherheit im Urlaub macht, bei ihren Kunden spürt sie durchaus wachsende Besorgnis. "Die Beratungsintensität ist gestiegen, aber gleichzeitig bekomme ich in diesen Tagen auch viel positives Feedback von Türkei-Urlaubern, die erzählen, dass sie in den Badeorten nichts von den politischen Problemen mitbekommen und sich sehr wohlfühlen." db
Für den Kirchleuser Rennfahrer Christopher Haase ist derzeit nicht an Urlaub zu denken, nicht einmal an einen kurzen Heimatbesuch zur Bierwoche - seine Motorsportsaison läuft schließlich auf vollen Touren. Vergangenes Wochenende saß der 28-Jährige noch im ADAC GT Masters in Österreich hinter dem Steuer, dieses Wochenende beim 24-Stunden-Rennen von Spa in Belgien. Wenn, dann würde Haase aber in der momentanen Lage Urlaub in den Bergen bevorzugen. Denn die jüngsten Anschläge oder die politische Entwicklung in der Türkei haben auch ihn etwas verunsichert.
"Normalerweise bevorzuge ich im Urlaub schon Strand und Meer, aber in die Türkei oder in andere unsichere Länder würde ich derzeit nicht fliegen. Man sollte sich nicht verrückt machen, aber sollte es auch nicht drauf anlegen." Verstärkte Kontrollen bei Festen, an Flughäfen oder sonstigen Großveranstaltungen sieht Christopher Haase nicht als Schikane, im Gegenteil: "Ich würde mich derzeit mit Freude kontrollieren lassen."cs
Wohin zieht es den Mann, der beruflich dafür sorgt, dass in Kulmbach Touristen und Einheimischen etwas geboten wird? Helmut Völkl, der Leiter des Tourismus- und Veranstaltungsservice der Stadt, wird mit Frau und Hund wohl nach Italien fahren. "Wir sind Mittelmeerfans." Idealerweise schließen sich einer Woche am Strand noch ein paar Tage in den Bergen an. Zwar verursachen die Terroranschläge bei Völkl ein mulmiges Gefühl, trotzdem geht er auf Reisen. "Es wäre falsch, sich nur noch Zuhause zu verkriechen." JG
BR-Redaktionsleiter Alexander Müller freut sich auf Urlaub mit dem Pedelec. In einer von zwei Wochen wird er mit seiner Frau die Region um Speyer erkunden, in weiteren fünf Tagen geht's dann nach Mecklenburg-Vorpommern. Die aktuelle Sicherheitslage hat die Pläne nicht geändert - die standen seit Anfang des Jahres fest, und schon in den zurückliegenden Jahren lagen Müllers Ziele ohnehin eher in Deutschland. am