Sie backen und hobeln für die Zukunft
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 11. Oktober 2013
Die Firma Ireks aus Kulmbach und die Gack Möbelwerkstätten in Hutschdorf sind die Gewinner des Ausbildungspreises 2013, der seit zehn Jahren vom Arbeitskreis Schule-Wirtschaft und der Bayerischen Rundschau ausgelobt wird. Dotiert ist der Preis mit jeweils 750 Euro.
Der Deckel der Mappe klappt hoch - schon ertönt Musik. Fotos flimmern über einen kleinen Bildschirm; Aufnahmen von jungen Menschen, die Brezelteig verknoten, Brote in den Ofen schieben, im Unterricht aufmerksam zuhören. Und dabei bester Laune sind. "Wir backen's an" erscheint als Slogan der Präsentation. Das passt, schließlich dreht es sich um Auszubildende eines Unternehmens, das sich mit seinen Backzutaten und Braumalzen weltweit einen Namen gemacht hat: die Firma Ireks.
Ungewöhnlich mag erscheinen, dass die tönende Einsendung unter anderem von einer im Unternehmen selber ausgebildeten Mediengestalterin erarbeitet wurde. Die Ireks und Medien? Sabrina Lutz lächelt. Sie ist der lebende Beweis. "Es ist eben auch die Vielfalt, die eine Ausbildung hier so spannend und angenehm macht.
Groß war entsprechend die Freude am Firmensitz in der Lichtenfelser Straße, dass Mühe und Kreativität honoriert wurden. Die Multimedia-Mappe inklusive zweier nicht minder professionell aufgemachter Infobroschüren gestalteten - stellvertretend für 63 Lehrlinge - neben Sabrina Lutz die angehenden Industriekaufleute Laura Hofmann, Katharina Hübner, Daniel Nothaas und Patrick Höhn. Letzterer genoss als Euro-Industriekaufmann in spe die Möglichkeit, sich in Spanien bei der Tochter Ireks Iberica einen Eindruck zu verschaffen von den internationalen Geschäftsfeldern der Kulmbacher Firma. "Eine solche Chance bekommt man nicht überall geboten." Chancen - die gibt es auch auf Übernahme. Sehr gute sogar, sagt Sabrina Lutz. "Ich hatte Mitschüler an der Berufsschule, die wussten wenige Wochen vor ihren Prüfungen noch nicht, ob ihr Lehrbetrieb sie überhaupt weiter beschäftigt." Bei der Ireks liege die Übernahmequote bei 99 Prozent.
Für Ausbildungsleiter Uwe Ströhlein ist der Preis eine Würdigung für ein Credo, das in der Ireks seit 1930 gelte: "Gute Lehrlinge heute sind ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von morgen." Seinen Auszubildenden sagt er eine gute Zukunft voraus: "Man kann sich drauf verlassen: Wenn man ihnen die Entwicklung eines Projekts überantwortet, kommt immer was Vernünftiges raus."
Hohe Lehrlingsquote
Weit über dem eigenen Bedarf stellt Schreinermeister Gerhard Gack Lehrlinge ein. Seine Möbelwerkstatt in Hutschdorf ist der zweite Preisträger. Von 14 Angestellten sind drei Auszubildende - und die sind allesamt weiblich. Auch nicht selbstverständlich in einer angeblichen Männerdomäne. "Die weibliche Komponente tut uns gerade in der Werkstatt ganz gut", sagt Firmeninhaber Gerhard Gack mit einem Lächeln.
Schreinerlehrling Diana Löffler hört das gern. "Die Atmosphäre ist familiär, das mag ich", sagt die 25-Jährige. Sie hat bereits eine Ausbildung als Steuerfachangestellte absolviert. Dass sie sich mit der Schreinerei ein handwerkliches zweites Standbein schafft, hat einen guten Grund: "Ich will später den elterlichen Betrieb übernehmen." Ihre Kollegin an der Werkbank ist Annika Braunersreuther, die aber wegen eine Handverletzung derzeit außer Gefecht gesetzt ist.
Die Dritte im Bundes ist eine Quereinsteigerin: Christiane Weber hat ursprünglich als Gärtnerin gearbeitet, doch aus gesundheitlichen Gründen schult sie um zur Bürokauffrau.
Juniorchefin Stefanie Gack hatte die Bewerbung für den Ausbildungspreis eingereicht. "Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir von der Jury ausgesucht werden, weil wir ja ein kleiner Betrieb sind." Umso erfreuter ist sie über die Auszeichnung. Schreiner sein zu können, sei ja schon ein Privileg an sich, sagt sie. "Es ist einfach der schönste Job der Welt."