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Sicherheit: Herbst und Hektik geht gar nicht


Autor: Matthias Beetz

Stadtsteinach, Donnerstag, 08. Oktober 2015

Nicht nur Autofahrer müssen sich auf die Jahreszeit einstellen. Auch Radler und Fußgänger sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Gefahrenlage steigt. Es gibt sogar riskante Modetrends, sagt Hauptkommissar Hermann Dörfler.
Auch beim Radfahren steigt im Herbst die Unfallgefahr. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archiv


Herr Dörfler, welche Ratschläge geben sie motorisierten Verkehrsteilnehmern für die dunkle Herbstzeit?
Die trübe Übergangszeit vom Herbst zum Winter birgt alljährlich die größten Gefahren im Straßenverkehr. Deshalb heißt es jetzt: Fuß vom Gas! Gelassen bleiben! Denn Herbst und Hektik bilden leider allzu oft eine lebensgefährliche Kombination. Am besten zehn Minuten eher aufstehen, denn man muss auch darauf gefasst sein, die vereisten Scheiben am Auto noch freizumachen.

Sollte man jetzt prinzipiell mit Licht fahren?
Die Beleuchtung muss vor allem stimmen. Die sollte man nicht nur ein Mal im Jahr in der Werkstatt oder beim ADAC testen lassen, sondern laufend mal kontrollieren. Denn es geht ja nicht nur ums bessere Sehen, sondern auch um besser gesehen werden. Deshalb schadet es nicht, frühzeitig Licht einzuschalten. Fahrlicht am Tag ist zwar bei uns nicht vorgeschrieben, aber gerade in dieser Jahreszeit ist es auf keinen Fall verkehrt.

Sollte man jetzt schon Winterreifen aufziehen?
Mit sinkenden Temperaturen steigt in diesen Tagen auch die Gefahr von Reif- und Eisglätte. Deshalb: Rechtzeitig Fuß vom Gas. Denn selbst bei ansonsten trockener Fahrbahn kann die Straße an manchen Stellen urplötzlich spiegelglatt werden. Auf Brücken oder an Waldrändern zum Beispiel. Und: Jetzt wird es langsam Zeit, die Winterreifen aufzuziehen. Gerade bei uns in der Region weiß eigentlich jeder Verkehrsteilnehmer über die richtige Ausrüstung während der Wintermonate Bescheid. Aber es gibt tatsächlich noch Leute, die den Reifenwechsel nach dem Kalender bestimmen und nicht nach den tatsächlichen Wetterverhältnissen.

Die Statistik weist für den Herbst steigende Unfallzahlen mit Tieren aus.
Für Wildunfälle ist der Herbst Hochrisiko-Saison. Weil der sichere, unberührte Lebensraum der Tiere weiter schrumpft, werden wir mit solchen Schockmomenten noch häufiger konfrontiert werden - besonders im Herbst. Faktoren wie die frühere Dunkelheit, nasse und nebelige Witterung oder die Zeitumstellung erhöhen die Gefahr von Wildunfällen.

Was raten Sie dem Autofahrer im Fall der Fälle?
Ein Tier auf oder an der Straße? Abblenden, abbremsen und hupen - auch wenn kein Wild mehr zu sehen ist. Wenn eine Kollision unvermeidbar ist: besser ein kontrollierter Aufprall als ein unkontrolliertes Ausweichen. Lenkrad festhalten, geradeaus fahren und dabei bremsen.

Auch in den Abendstunden sind derzeit noch viele Radfahrer unterwegs. Was sind die meist gemachten Fehler auf zwei Rädern?
In der Dämmerung und bei Dunkelheit sollte natürlich die Beleuchtungsausrüstung am Fahrrad funktionieren und in Betrieb sein. Dazu gehören die entsprechenden Reflektoren. Wenn die Beleuchtung nicht geht oder unterwegs ausfällt, dann sollte das Fahrrad geschoben werden. Am besten man hat immer eine Taschenlampe dabei. Und: Bei Schnee- oder Eisglätte am besten nicht mit dem Fahrrad fahren.

Sind E-Bikes durch ihren Antrieb auf herbstlichen Fahrbahnen gefährlicher als herkömmliche Räder?
Meiner Meinung nach nicht. Zudem hatten wir noch keinen Unfall mit einem E-Bike in unserem Zuständigkeitsbereich.

Auch Fußgänger sind in der dunkleren Jahreszeit schwerer zu erkennen. Wie kann man seinen Fußweg sicherer machen?
Auch für Fußgänger bergen diese Monate große Risiken. Das A und O der Fußgängersicherheit ist es, frühzeitig vom Verkehrsteilnehmer erkannt zu werden. Und dabei spielt die Kleidung eine entscheidende Rolle. Die Polizei rät in den Herbst und Wintermonaten zu heller oder teilweise reflektierender Kleidung. Früher haben wir das vor allem als Problem der älteren Menschen angesehen, die meist sehr dunkel gekleidet sind. Aber seit ein paar Jahren sind auch bei jungen Leuten schwarze Sachen in. Und ein dunkel gekleideter Mensch am Straßenrand wird nun mal deutlich später vom Autofahrer erkannt als jemand mit heller Jacke. Wenn man schon in Schwarz gehen will, dann sollte man auf Reflektorenstreifen Wert legen, die an der Kleidung gar nicht auffallen müssen, sondern erst bei Lichtauftreffen zurückstrahlen. Mit dunkler Kleidung sind Sie frühestens aus 25 Metern Entfernung zu erkennen, mit Reflektoren und Reflexmaterial bis zu 140 Meter weit. Mit einer Taschenlampe in der Hand kann man als Fußgänger gerade außerorts frühzeitig auf sich aufmerksam machen.

Was empfehlen Sie ganz konkret für die Sicherheit auf dem Schulweg?
Dazu gehört ebenso die reflektierende Kleidung für die Schulkinder. Außerdem: Rechtzeitig zur Bushaltestelle laufen, damit nicht gerannt werden muss. Im Auto immer anschnallen. Im Bus sitzen bleiben, bis er anhält und nicht herumlaufen. Niemals vor oder hinter dem haltenden Bus die Fahrbahn überqueren, sondern warten, bis der Bus weggefahren ist und freie Sicht auf die Straße ist. Wenn kein Gehweg vorhanden ist, hinter- und nicht nebeneinander laufen. Nicht der kürzeste Schulweg ist immer der sicherste. Aber das sollten die Eltern mit ihren Kindern schon längst geübt haben. Mit dem Fahrrad zur Schule fahren sollte ein Kind erst nach bestandener Prüfung in der vierten 4. Klasse - und dann ebenfalls nicht bei Schnee- oder Eisglätte.

Was empfehlen sie älteren Menschen, die vielleicht nicht mehr so fit sind, für den Fußmarsch durch die Stadt?
Niemals alleine gehen lassen, wenn bekannt ist, dass der ältere Mensch nicht mehr so fit ist.