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Semesterbox: Studenten helfen Studenten


Autor: Jochen Nützel

Bayreuth, Montag, 23. Juni 2014

Das Leben als Student kann ein bewegtes sein: Wohnortwechsel, Auslandssemester... Wohin dann mit dem immobilen Hab und Gut? Fünf Bayreuther Studenten bieten günstigen Lagerraum an - und organisieren Fahrten zum Möbelhaus.
Möbel, Bücher, Kleinkram: Ganze Hausstände lassen sich mit der Idee der "Semesterbox" verstauen. Das Projekt ist eine "Erfindung" von fünf Bayreuther Wirtschaftsstudenten.


Das Teil passt in keine Kiste: fünf Meter lang, schmal, mit Paddel. Ein Kajak ist wohl eines der ungewöhnlichsten Objekte, die es in den Lagerraum der fünf Wirtschaftsstudenten geschafft haben. Eine sperrige Angelegenheit und schlecht zu stapeln neben den Boxen, in denen sonst gewöhnliche Hausstände verstaut sind: Turnschuh, Leselampe, Matratze, Schminkspiegel, das Bundesgesetzbuch in Weinrot und der Astronomie-Foliant, der jedes Cafehaus-Tischchen in die Knie zwingen dürfte. Hinterlassenschaften junger Menschen, die für einige Monate eine Bleibe suchen - und zwar nicht für sich, sondern ihre Habe.

Möbelpacker im Nebenjob
"Semesterbox" nennt sich die Lösung für das Problem der Unterbringung. Jens Krebs, Max Dirlewanger, Jan Zschernig, Henry Höckendorf und Andreas Wagner hatten die einfache wie brillante Idee, ihren Kommilitonen aus der Patsche zu helfen, indem sie ihnen günstigen Abstellplatz anbieten. Dafür verdingt sich das Quintett auch mal als Möbelpacker und Einpackhelfer.

Entstanden ist das Konzept für das Start-up-Unternehmen, weil sich die Wirtschaftsstudenten an einem Wettbewerb an der Universität Bayreuth beteiligen. Herausforderung: ein Business aufbauen mit fünf Euro fiktiven Startgelds. Max Dirlewanger, gebürtiger Allgäuer, wird selber wohl bald den Service nutzen, den er mit ins Leben gerufen hat: "Ich werde das kommende Semester im Ausland sein", sagt der BWL-Student. Seoul, Südkorea, lautet das Ziel des 23-Jährigen. Sein Zimmer in Bayreuth bliebe leer und ungenutzt - die Miete müsste er trotzdem abdrücken. "Genau für solche Fälle ist die Semesterbox gedacht", sagt Kompagnon Jens Krebs, 22 und seit Grundschultagen mit Max Dirlewanger befreundet.

Und so funktioniert das Geschäftsmodell (das die findigen Fünf als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts angemeldet haben): Die eingelagerten Sachen werden, sofern sie nicht Übergröße haben, in handelsüblichen Umzugskartons verstaut. Pro Karton und Monat kostet das einen Euro.

Sperrigere Güter wie Bett oder Schreibtische werden nach Kubikmeter berechnet und schlagen mit fünf Euro pro Monat zu Buche. Wer sein Fahrrad oder ein Sofa unterbringt, für den fallen jeden Monat acht Euro an. Auf Wunsch kann ein Abholservice gebucht werden.

Der Lagerservice ist aber nur der eine Teil der Geschäftsidee - wenn er auch mittlerweile den Löwenanteil am Umsatz ausmacht. Das zweite Standbein der fünf Jungunternehmer sollen Fahrten zum Möbelriesen Ikea nach Fürth werden. Die Premiere war an einem Freitag, den 13. - und ein Erfolg, wie Jan Zschernig berichtet: "Wir hatten acht Mitfahrer in unserem extra angemieteten Transporter. Nach oben ist da noch Luft." Buchstäblich sogar, denn in den Bauch des Fahrzeugs hätte die rund fünffache Menge an Billy-Regalen und - natürlich - Teelichtern gepasst.

Drei Varianten
Drei Optionen bietet die "Semesterbox" für den Einkaufsbummel beim schwedischen Möbelriesen. Die erste firmiert unter dem Slogan "Kauf so viel du tragen kannst". Jens Krebs erläutert, was das heißt: "Jeder, der mitfährt, kann mitnehmen, was in eine Einkaufstüte und zusätzlich noch in den Fußraum des Shuttles oder auf den Schoß bei der Rückfahrt passt. Dieses Modell kostet zwölf Euro."

Variante 2: "Kauf, worauf du Lust hast". Inbegriffen sind Mitfahrgelegenheit hin und zurück - dann aber mit Bett, Schrank oder Schreibtisch im Schlepptau. "Und der Transport kommt elf Euro günstiger als der Ikea-Lieferservice", verspricht Max Dirlewanger.

Wer keine Lust hat mitzufahren, der kann den Bringdienst buchen. Möglich ist, bis einen oder zwei Tage vor der nächsten Fahrt beim Semesterbox-Team das Gewünschte in Auftrag zu geben. Und der Preis? Jens Krebs rechnet vor: "Wir liefern die Sachen gerademal für zehn Prozent des Kaufbetrages bis vor die Haustür. Als Grundgebühr für diesen Service berechnen wir fünf Euro."

Angebot soll erweitert werden
Noch kommen ausschließlich Studenten in den Genuss der Semesterbox-Angebote. Doch das verantwortliche Quintett dahinter möchte bald den Service beispielsweise auch Auszubildenden und Berufsanfängern zur Verfügung stellen. Und: Nicht nur Bayreuther sollen künftig profitieren, sondern auch Interessenten im Landkreis Kulmbach. "Erleichtern würde uns die Expansion, wenn wir jemanden finden, der uns günstig weiteren Lagerraum bereit stellt", sagt Jan Zschernig. Die bisherigen Räumlichkeiten sind bereits gut genutzt. Und die Fangemeinde wächst - auch auf Facebook: Die Semesterbox nähert sich der 300er-"Gefällt mir"-Marke.

Weitere Infos gibt's hier. Anfragen zwecks Einlagerung oder Reservierung zur Ikea-Fahrt an info@semesterbox.de.