Badeunfall: Sekunden entscheiden zwischen Leben und Tod
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Freitag, 08. Juli 2016
Harald Will zieht einen Ertrinkenden aus dem Badesee. Wäre der junge Asylbewerber etwas schneller gesunken, hätte es wohl keine Rettung mehr gegeben.
Das war knapp. "Eine halbe Minute später und ich hätte den Jungen im tieferen und dadurch trüberen Wasser wahrscheinlich nicht mehr gesehen." Bademeister Harald Will hat noch etwas weiche Knie, als er das sagt. Soeben hat er durch sein beherztes Eingreifen einem 21-jährigen Asylsuchenden das Leben gerettet.
Harald Will war gestern als diensthabender Bademeister am Trebgaster Badesee eingeteilt. Gegen 13 Uhr kam eine Gruppe junger Flüchtlinge, die in Wirsberg untergebracht sind, mit ihremBegleiter an den See. Will kennt den Wirsberger, der die sechs jungen Männer betreut und begleitet.
Baden auf eigene Gefahr
"Ich habe noch gefragt, ob denn alle schwimmen können, weil man ja schon von dem einen und anderen Badeunfällen mit Asylbewerbern gelesen hat. Bis auf zwei haben sie das bejaht", so der Bademeister. Er habe ihnen noch geraten, sich im Nichtschwimmerbereich am südlichen Ufer aufzuhalten, so der Bademeister. Aber sie hätten die östliche, an der Bahnlinie gelegene Seite gewählt, wo das Baden auf eigene Gefahr erfolgt.
"Ich konnte sie von meinem Platz am Eingangsbereich aus gut sehen und vor allem hören. Sie machten im Wasser einen Mordspektakel in ihrer Sprache", weiß Harald Will noch.
Wild mit den Armen gefuchtelt
Etwa gegen 14 Uhr merkte er, dass sich das Geschrei plötzlich anders anhörte. Er sah, wie einer aus der Gruppe wild mit den Armen fuchtelte. Der Bademeister erkannte, dass da etwas nicht stimmte, stieg ins Rettungsboot und war sofort an der Unfallstelle. Er warf gleich einen Rettungsring in Richtung des sich ganz offensichtlich in Not befindenden jungen Menschen.
"Aber er hat den Ring nicht mehr zu fassen bekommen. Ich sah, wie er senkrecht nach unten verschwand." Harald Will sprang vom Boot aus ins Wasser und bekam den Ertrinkenden in etwa zwei Meter Tiefe zu fassen. "Ich konnte ihn nur noch schemenhaft erkennen. Weiter tiefer wäre es schwierig geworden, weil dort die Sicht aufgrund des moorhaltigen Wassers sehr eingeschränkt, ja eigentlich gar keine mehr vorhanden ist."
In panischer Angst um sich geschlagen
Dem Bademeister gelang es, den Badegast an die Oberfläche zu ziehen, obwohl der in seiner panischen Angst immer noch wild um sich schlug. "Ich habe einige Schläge abbekommen, einer traf mit voller Wucht meinen Unterkiefer. Den Schmerz spüre ich jetzt noch." Harald Will war froh, dass ihm der Begleiter der Jugendlichen entgegen schwamm. Gemeinsam brachten sie ihn ans Ufer.
Der kurz darauf eintreffende Rettungswagen transportierte den unterkühlten Verunglückten, der kurzzeitig bewusstlos war, vorsichtshalber ins Krankenhaus, da er doch ziemlich viel Wasser geschluckt haben muss. Der Rest der Gruppe brach den Badeaufenthalt ab und musste sich vor dem Kiosk erst einmal von dem Schreck erholen.