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Bürgermeister Schaffranek: Sein Kompass ist auf Kulmbach geeicht


Autor: Alexander Müller

Kulmbach, Freitag, 19. Februar 2016

Bürgermeister Stefan Schaffranek wird am Samstag 60 Jahre alt. Das Reisebüro, das der engagierte Kommunalpolitiker führt, ist fünf Jahre älter.
Stefan Schaffranek wird am Samstag 60 Jahre alt. Foto: privat


Die Welt hat er schon kennengelernt, da war er gerade 20: In New York war er damals zuerst und in Hawaii - heute gibt es fast kein Ziel mehr, das er noch nicht besucht hat.

Wer anderen Reisen verkauft, muss selbst viel unterwegs sein. Dass sich Stefan Schaffranek zugleich immer auch intensiv für seine Heimatstadt engagiert hat, ist für ihn kein Widerspruch.

Gute wie schlechte Nachrichten aus Kulmbach haben ihn oft unterwegs erreicht. 1984 zum Beispiel ist der spätere Reisebüro-Chef gerade mit 1000 Mitarbeitern und Gästen der Firma Raps auf Madeira. Dort erfährt er vom Wahlergebnis aus Kulmbach. "Dass ich als 28-Jähriger auf der Stadtratsliste der WGK von Platz 15 auf 5 vorgewählt wurde, hat mich natürlich sehr gefreut!", erinnert er sich heute. Bernd Titus und Fritz Schmidt hatten ihn angesprochen, ob er sich nicht für die Wählergemeinschaft Kulmbach politisch engagieren wolle. "Der Gedanke gefiel mir. Kulmbach ist meine Heimat - die Stadt mit zu gestalten, sich bei Entscheidungen einzubringen, wollte ich gerne."


1951 gegründet

Seinen Vater, der 1951 die Firma in Kulmbach gegründet hat, beschreibt Schaffranek als "sehr politischen Menschen": "Das hat uns Kinder geprägt - in der Familie waren alle politischen Parteien vertreten." Nachhaltig beeinflusst hat ihn auch die Aufbauleistung der Eltern.

Das Reisebüro in Kulmbach war eines der ersten in Oberfranken. Die Veranstalter Hummel und Scharnow waren Geschäftspartner - später sind sie in TUI aufgegangen, dessen Premium-Partner Schaffranek heute noch ist. Vom Umsatz her gehört das Kulmbacher Büro zu den ersten 25 bei TUI im Freistaat, wie sein Chef stolz betont. Bundesweit darf es sich unter die Top 100 bei Kreuzfahrten-Veranstalter Aida einordnen.

Auf eigene Aufbauleistung kann auch Stefan Schaffranek stolz sein: Nach der Bundeswehr ist er 1974 in das elterliche Geschäft eingetreten, das 1980 ins eigene Haus am Zentralparkplatz gezogen ist. Sieben Jahre später hat er es übernommen, dann ein Büro in Kronach aufgebaut (1989, inzwischen mit einem Mitbewerber dort fusioniert), ein weiteres in Burgkunstadt (1994) eröffnet und zehn Jahre lang in der Baur-Kaufwelt (ab 2002) ein viertes betrieben.

Vom ersten Tag an hat Schaffranek an seinem Beruf Spaß gehabt - der unmittelbare Kontakt zum Kunden fasziniert ihn. Die Freude ist geblieben, wenngleich sich sein Berufsbild massiv gewandelt hat. Trotzdem: Auch in Zeiten des Internets ist sein Unternehmen - drei Firmen mit rund 40 Mitarbeitern - auf Wachstumskurs, wie er festhält.

Den Austausch mit anderen, den hält Schaffranek auch in der Politik für wichtig. Der frühere Oberbürgermeister Erich Stammberger war ihm ein väterlicher Freund. Stammberger sei es stets wichtig gewesen, auch die Meinung anderer zu hören. "Ein guter Austausch ist die Grundlage für gute Entscheidungen", ist Kreis- und Stadtrat Schaffranek überzeugt, der bereits mehrfach Spitzenkandidat seiner Gruppierung war und deren Gesicht in Kulmbach ist.


Freundschaftliches Verhältnis

Zu seinem Nachbarn Henry Schramm hat der Zweite Bürgermeister ein enges, freundschaftliches Verhältnis. "Er ist unheimlich fleißig und hat schon viel Geld nach Kulmbach geholt", würdigt er ihn.

Die Entwicklung der WGK, die bei der Wahl 2014 mit fast 25 Prozent ihr bestes Ergebnis bisher geholt hat und sieben Stadtratsmitglieder stellt, bestätigt ihn darin, in seinem Engagement nicht nachzulassen. Denn einfach ist es nicht, die Zeit für Firma und Ehrenamt aufzuwenden. "Wenn meine beiden Töchter - Melanie (30) und Kristin (27) - nicht mit im Geschäft wären, könnte ich längst kein Bürgermeister mehr sein."

Freilich weiß er auch, dass er mit den Jahren "immer mehr Freizeit abgeknapst" hat - und oft nicht nur am Samstag, sondern auch sonntags am Schreibtisch sitzt. "Die Familie muss mitspielen, sonst funktioniert es nicht." Mit seiner Frau Susanne ist er seit mehr als 30 Jahren verheiratet - glücklich.

Zwischen 6 und 7 Uhr morgens ist die einzige Zeit, die ihm alleine gehört - fast, denn eigentlich teilt er sie sich mit Airedaleterrier Ella, der ihm bei morgendlichen Spaziergängen begleitet.

Schaffranek geht heute in seiner knapp bemessenen Freizeit gerne gemeinsam mit seiner Frau wandern in der Region. Und die Musik gehört für ihn als wichtiger Bestandteil seines Lebens dazu: Am Klavier spielt er Melodien von Udo Jürgens oder Reinhard Mey.


Flugzeug gechartert

"Über den Wolken" ist er beruflich oft - und er muss ein wenig schmunzeln, als er erzählt, dass er sogar schon einmal ein Flugzeug gechartert hat. Ein Höhepunkt wie das Organisieren eines Ausflugs einer Kulmbacher Firma mit rund 1000 Mann, die in 24 Bussen untergebracht werden mussten. Oder die Steuben-Parade in New York, zu der er eine Reise für den Musikverein Marktleugast organisiert hat.

Stolz ist er auf eine aus seiner Sicht erfolgreiche Stadtpolitik - es sind oft scheinbare kleine Erfolge, über die er sich freut: Die Beleuchtung historischer Gebäude etwa, die auf seine Anregung zurückgeht, oder der Christbaum auf der Plassenburg. Bis heute bedauert er freilich als größte Niederlage, dass es nicht gelungen ist, das Kulmbacher Wahrzeichen mit einer Standseilbahn zu erschließen.

Was hat sich verändert im Vergleich zu früher: "Die Menschen sind reiseerfahrener geworden", sagt Schaffranek, der in seiner Anfangszeit noch Kunden beraten hat, die die erste Flugreise angetreten haben. Und gesellschaftlich? - "Hat der Egoismus zugenommen - die Bereitschaft, sich dem Gemeinwohl unterzuordnen, schwindet." Nicht bei Stefan Schaffranek, der immer noch viel unterwegs ist. Sein Herz aber schlägt für seine Heimatstadt.

Gratulation
Stefan Schaffranek ist an seinem Geburtstag sehr schwer erreichbar. Wer ihm gratulieren möchte, kann dies am Montag ab 11 Uhr in seinem Geschäft tun.