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Sebastian Reich: Sein Leben mit Nilpferd Amanda


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Montag, 22. Februar 2016

Der Würzburger Sebastian Reich (33) gastiert am 28. Februar mit Plüsch-Amazone Amanda in der Stammberger-Halle.
Zwei Bäuche für ein Halleluja: Sebastian Reich und Amanda, das freche Nilpferd vom Untermain, gastieren am Sonntag, 28. Februar, ab 18 Uhr in der Kulmbacher Stammberger-Halle. Foto: Jochen Berger


Mit sechs Jahren stand er vor Publikum und führte Zauberkunststücke vor. Dann fand er es plötzlich spannend zu sprechen, ohne die Lippen zu bewegen. Der Würzburger Sebastian Reich gehört zu den bekanntesten Bauchrednern der Republik - aber die Show stiehlt ihm regelmäßig ein Schwergewicht in seiner rechten Hand, mit Glupsch-Augen und losem Mundwerk.

Sie gastierten 2013 in Kulmbach - schon mit Amanda, aber noch als Pierre Ruby. Jetzt firmieren Sie unter ihrem bürgerlichen Namen Sebastian Reich. Wie lange wirkt denn der Künstlername nach?
Interessanter Weise überhaupt nicht mehr. Das ist schneller gegangen als gedacht. Ich war nicht sicher, ob sich die Leute umstellen und überhaupt wissen, wer denn dieser Sebastian Reich ist.

Meine Erfahrung ist: Pierre Ruby ist genau so unwichtig wie Sebastian Reich - es zählt nur Amanda.

Wie fühlt man sich als Sidekick eines Nilpferds?
Man lebt mittlerweile damit. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Alltag bestimmt Amanda mittlerweile mein Leben. Es fühlt sich aber gut an. Es ist ja auch so, dass Amanda als Sprachrohr mich Dinge sagen lassen kann, die ich sonst nicht sagen könnte.

Hat Amanda ein reales Vorbild? Woher kommen der Name und die Charaktereigenschaften?
Der Name ist bei einer lustigen Runde im Freundeskreis geboren worden. Eine wirkliche Amanda stand da nicht Pate. Es war aber zunächst die Puppe da, danach kam der Name. Was ihr Wesen angeht: Da steckt ein Teil von mir mit drin. Gerade der Themenkomplex Figurprobleme/Diäten/Abnehmen - das hat mich selber als Person mein Leben lang begleitet, ich hatte immer mal wieder selber mit Übergewicht zu kämpfen.

Wie funktioniert es, Alltagsprobleme sozusagen eine Metaebene höher zu heben und eine Puppe darüber philosophieren zu lassen? Wie kommen die Dialoge - die ja bisweilen eher Monologe sind - zu Stande? Basieren sie auf eigenen Erfahrungen oder ist das fiktiv?
Nein, vieles von dem, worüber ich rede, ist mir wirklich persönlich passiert. Dass zum Beispiel mich der Hotelportier an der Rezeption fragt, ob ich nicht ein Doppelzimmer bräuchte, wo ich doch die Amanda mit dabei habe. Das packe ich mit ins Programm rein und arbeite es dann weiter aus. So kam die aktuelle Nummer zu Stande, in der wir beide uns kabbeln, weil Amanda sich nicht mehr mit mir in einem Raum aufhalten will. Immerhin sei sie ja der Star und ich nur der Handlanger, also habe sie Anspruch auf ein Einzelzimmer.

Gab es Amanda zu Beginn ihrer Bauchredner-Karriere schon?
Nein, Amanda kam erst vor ein paar Jahren dazu. Die erste Figur war eine Stoff-Ente, die ich von meinem Onkel übernommen hatte. Dieser Onkel, Peter Volpert, war es auch, der mich sozusagen bewogen hat, auf die Bühne zu gehen. Von ihm stammt auch der Künstlername Pierre Ruby. Amanda ist die Figur, mit der ich mich am ehesten identifizieren kann. Sie ist vorlaut, hat aber auch einen gewissen Charme. Eine böse oder gruselige Puppe kam für mich nicht infrage. Das würde auch nicht zu mir passen, denn ich bin ein sehr positiv eingestellter Mensch, lache selber viel und gern.

Die sogenannte "Puppet-Comedy" boomt. René Marik mit seinem "Maulwurfn" und Sascha Grammel, Erfinder von Schildkröte Josie und Adler Frederic von Furchensumpf, feiern Erfolge. Gibt es internen Kontakt in Ihrer Gilde?
Ich kenne beide nicht persönlich, habe aber Kontakt zu anderen Künstlern der Szene. Die ist sehr breit aufgestellt.

Sascha Grammels Figuren bestechen durch aufwändige Technik, sind zum Teil elektronisch gesteuert. Amanda funktioniert dagegen eher wie die ganz klassische Handpuppe, oder?
Genauso ist es. Sascha Grammels Figuren sind komplex und zum Teil sehr schwer zu spielen. Dagegen lässt sich Amanda relativ einfach handhaben, was aber wiederum viel Spielraum lässt für Improvisation. Wenn ich mich nicht so stark darauf konzentrieren muss, was gerade mein rechter Daumen macht und was mein linker, dann kann ich mich viel mehr auch auf die Reaktionen im Publikum konzentrieren. Spontaneität ist mir sehr wichtig. Es passiert viel im Saal, da lässt sich sehr gut mit den Zuschauern interagieren.

Ist Amanda Konfektionsware oder nach Wunsch gefertigt worden?
Die hat ein professioneller Puppenbauer für mich gemacht. Unser Corporate Design sozusagen sind die Kostüme, die meine Mutter näht. Meine Mutter muss ran, sobald es um die Kleidchen geht oder auch den Franken-Bikini.

Tragen Sie den auch unter ihrem Outfit?
Äh, nein! (lacht). Wir mögen manches gemein haben, Amanda und ich - das Kostüm teilen wir uns gottlob nicht!

Sie könnten ja als Pendant den Franken-Stringtanga in Rot-Weiß tragen...
Das würde Amanda vielleicht gerne sehen, aber das kommt nicht infrage!

Sonst müsste man Ihre Auftritte in Veitshöchheim künftig als "Fast nackt in Franken" betiteln. Seit 2011 sind Sie fester Bestandteil bei der Live-Übertragung der Karnevalssitzung. Fluch oder Segen?
Ganz klar Segen. Gäbe es diese Sendung nicht, wären wir bei weitem nicht so oft auf Tour und so oft in vollen Häusern. Der Grundstein dafür liegt bei dieser TV-Sendung, die mehr als vier Millionen Zuschauer sehen. Das ist nicht zuletzt eine wundervolle Werbeplattform.

Sie selber sind gelernter Handwerker, sind Bäcker und Konditor. Haben Sie mal erwogen, passend dazu eine Handwerker-Figur als Bühnenpartner zu etablieren?
Ich hatte tatsächlich einmal eine menschliche Figur. Wir waren damit vor längerer Zeit auf einem Treffen der Bäcker-Innung in Kassel. Aber die Figur war so schnell wieder weg, wie sie aufgetaucht war. Es hat zwar auch funktioniert, aber ich kann mich mit einem Tier wie eben Amanda viel besser identifizieren.

In Veitshöchheim hat man sprichwörtlich die großen Tiere vor der Flinte, da sitzen der Ministerpräsident und sein Gefolge, Minister und Politiker aller Couleur. Wie einfach oder schwer fällt es, in den Flirt-Modus zu switchen und Amanda den Horst Seehofer aggressiv anbaggern zu lassen?
Ich sage immer: Eine Gehirnhälfte auf der Bühne gehört Amanda, die andere mir. Ich selber habe im Bewusstsein, dass da große Politiker sitzen. "Servus, Horst" könnte und würde ich nicht sagen - Amanda schon. Es muss sich eben alles auf einer Ebene abspielen, die immer ein gutes Stück höher liegt als die berühmte Gürtellinie.

Kartenverlosung

Für den Auftritt von Sebastian Reich und seiner Amanda am Sonntag, 28. Februar, ab 18 Uhr in der Stadthalle verlost die BR fünf Mal zwei Karten. Mitmachen geht ganz einfach: Schreiben Sie bis Donnerstagmittag eine Mail an redaktion.kulmbach@infranken.de
mit dem Vermerk "Amanda" oder schicken Sie eine Postkarte an die Bayerische Rundschau, E.-C.-Baumann-Straße 5, 95326 Kulmbach. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Viel Glück!