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Schule Mainleus wird 100 Jahre alt


Autor: Jürgen Gärtner

, Samstag, 22. Sept. 2012

Zwei ehemalige Lehrer und die amtierende Rektorin erzählen vom Unterricht früher und heute. Und haben deutliche Unterschiede festgestellt.
Alle drei schreiben beziehungsweise schrieben ein Stück Mainleuser Schulgeschichte: (von rechts) der frühere Lehrer Herbert Lunz, die derzeitige Rektorin Doris Hörath und der ehemalige Rektor Detlef Kühl.  Foto: Jürgen Gärtner


Wie heißt es so schön: Früher war alles besser. Ob früher tatsächlich alles besser war, sei mal dahin gestellt. Sicher ist aber: Früher war vieles anders. Was, das erzählen die ehemaligen Lehrer Detlef Kühl und Herbert Lunz, die beide viele Jahre an der Mainleuser Schule unterrichtet haben. Jetzt feiert der Schulstandort sein 100-jähriges Bestehen.

Herbert Lunz war ab 1965 Lehrer in Buchau, unterrichtete damals die Klassen 1 bis 4 - in einem Raum. Zur besten Zeit waren es 45 Jungen und Mädchen, die er zeitgleich unter seinen Fittichen hatte. "Kein Problem", sagt er rückblickend, "nur eine Frage der Organisation und Vorbereitung. Die Älteren haben den Jüngeren geholfen". Während eine Klasse unterrichtet wurde, hätten die anderen sich still beschäftigen müssen, "lesen oder rechnen".

Schüler wohnt jetzt in der Schule

Einen ehemaligen Schüler habe die Schule sogar so gut gefallen, dass er das Gebäude in Buchau mittlerweile gekauft hat, schmunzelt der 71-Jährige, der 2003 in den Ruhestand ging.

Ein Dorflehrer habe damals neben dem Unterricht viele gesellschaftliche Aufgaben wahrgenommen: "Man musste in sämtliche Vereine. In der Feuerwehr war ich aus Überzeugung." Der Lehrer organisierte den Kinderfasching, veranstaltete über den Kreisjugendring Filmabende für Erwachsene. "Die Leute hatten damals ja keine Autos, um ins Kino zu fahren." Einmal in der Woche war Büchereidienst.

Und von noch einer Besonderheit weiß Lunz zu berichten. "Man musste damals dem Schulamt melden, wenn man seinen Schulstandort für mehr als 24 Stunden verließ."

Zudem habe ein Lehrer damals mehr Autorität besessen. "Da hat es noch gewirkt, wenn man gedroht hat, dass man dem Vater etwas erzählt." Auch seien die Bauern damals in seine private Wohnung gekommen, um sich nach ihren Zöglingen zu erkundigen.

Früher hätten die Kinder gewusst: "Schule und Eltern arbeiteten zusammen." Heute sei die Lage etwas schwieriger: "Viele denken, ihr Kind ist spitze, weil es ihr Kind ist." Die Zeit, in der der Lehrer einem Schüler noch körperlich züchtigen durfte, habe er nicht mehr erlebt.

Anders der frühere Mainleuser Rektor Detlef Kühl, der anfangs in Willmersreuth unterrichtete. Seine Kollegen hätten ihm geraten, "öfter mal hinzuhauen". Offiziell sei die körperliche Züchtigung erst 1968 verboten worden. "Bei meiner Ausbildung 1965 hat es noch geheißen, dass das bei schweren Disziplinverstößen ein angemessenes Mittel ist." Bei Lernschwierigkeiten sei davon abzusehen. Vor allem bei den älteren Lehrern sei es üblich gewesen, einmal hinzulangen. Für Kühl kam das aber nie in Frage. Dazu ergänzt Herbert Lunz: "Da kam sogar von den Eltern noch die Aufforderung dazu."

1966/67 wurde die Schule Willmersreuth aufgelöst, Buchau traf dieses Schicksal 1972 mit der Gebietsreform. Zentraler Schulstandort wurde Mainleus. Mit Blick auf die Unterrichtseinteilung und die Raumbelegung wurde es besser, aber erzieherisch schwerer, berichtet Kühl weiter. "43 Kinder damals waren ruhiger und braver als meine letzte Klasse mit 19 Schülern." Da stimmt ihn Lunz zu. Und er betont: Die Kinder seien früher leistungsbereiter gewesen.

"Die Dorfschule kann man nicht mehr zurückholen, und sie würde auch nicht mehr so funktionieren, weil wir eine andere Zeit haben", stellt die aktuelle Rektorin der Mainleuser Schule, Doris Hörath, fest.
Im alten Mainleuser Schulhaus ist inzwischen ein Teil des Rathauses samt Sitzungssaal untergebracht. Dahinter befindet sich die Schule, die derzeit 314 Kinder besuchen.

Das 100-jährige Bestehen soll groß gefeiert werden. Geplant ist ein Tag der offenen Tür am Samstag, 20. Oktober, von 9 bis 12 Uhr in der gesamten Schulanlage. Um 12.30 Uhr wird das Musical "Der kleine Tag" in der neuen Turnhalle aufgeführt. Zudem sind Mitmachaktionen vorgesehen. Am Freitag, 19. Oktober, besteht für alle Interessierten die Möglichkeit, eine Fotoausstellung mit Bildern der letzten Jahrzehnte anzuschauen. Die Fotosammlung trägt den Titel "Des bin ja ich!" und soll persönliche Erinnerungen an die eigene Schulzeit wecken. Besucher sind von 8 bis 13 Uhr willkommen. Der Zugang erfolgt über den Haupteingang.