Schulbus nach Hollfeld: Kulmbach tritt auf die Bremse
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 20. März 2019
Der Landkreis Kulmbach übernimmt die Kosten für die Beförderung an die Gesamtschule Hollfeld nicht mehr für alle Schüler. Um die eigenen Schulen zu schützen, aber auch um Ungleichbehandlungen zu vermeiden. In Hollfeld sieht man das kritisch.
Sie ist gerade im südwestlichen Landkreis in aller Munde: Die Gesamtschule (GSH) Hollfeld, die als "besondere Schule" Gymnasium, Realschule und Mittelschule in einem Haus vereint. Und die auch viele Schüler aus dem Raum Kulmbach lockt. Über 130 Jungen und Mädchen aus dem Kreis besuchen derzeit die GSH - vorwiegend aus dem Markt Wonsees, der zum Schulsprengel gehört, sowie aus dem Thurnauer und Kasendorfer Land. Selbst aus Mainleus und dem Kulmbacher Stadtgebiet fahren Schüler aber täglich nach Hollfeld.
Auch aus Schwarzach und Melkendorf
"Wir haben Kinder aus Melkendorf und Windischenhaig, aus Buchau, Mainleus und Schwarzach", sagt Schulleiterin Christiana Scharfenberg, nach deren Worten das Einzugsgebiet auch weit in die Landkreise Bamberg (Stegaurach, Strullendorf) und Bayreuth (Bindlach und Gefrees) hineinreicht.
Was die Kosten für den Schülertransport betrifft, gibt es in den Kreisen unterschiedliche Regelungen. Schüler aus der Stadt Bayreuth müssen die Busfahrkarte nach Hollfeld selbst bezahlen, Schüler aus dem Landkreis Bayreuth werden die Kosten erstattet. Keinen Zuschuss gewährt der Landkreis Bamberg, was zuweilen zu besonderen Lösungen führt. So haben Eltern aus Litzendorf einen Verein gegründet, um die Beförderung ins 25 Kilometer entfernte Hollfeld auf eigene Kosten sicherzustellen.
Thurnau: Hauptort muss zahlen
Großzügig war bis dato der Landkreis Kulmbach, der freiwillig allen Schülern aus dem Kreis Busfahrtkarten zum Besuch der GSH finanziert hat. Jetzt tritt er auf die Bremse. Künftig erhalten nur noch Schüler eine Fahrkarte für das öffentliche Verkehrsmittel, bei denen Hollfeld die nächstgelegene Schule ist, das heißt, bei denen die Beförderung dorthin günstiger ist als die nach Kulmbach. Das führt dazu, dass etwa in Thurnau ein Schüler aus Tannfeld weiter kostenlos nach Hollfeld kommt, im Hauptort Eltern aber künftig um die 20 Euro für die Monatskarte aus der eigenen Tasche zuschießen müssen.
"Auswüchse vermeiden"
Ziel der Neuregelung ist es einerseits, die Kulmbacher Schulen, deren Sachaufwandsträger der Kreis ist, zu schützen. Denn der Hollfeld-Boom hat den Mittelschulen, Gymnasien und der Realschule Schüler gekostet. Man wolle aber vor allem eine Ungleichbehandlung verhindern, sagt Juristin Kathrin Limmer vom Landratsamt. So habe ein Schüler, der nicht mehr als drei Kilometer von der Mainleuser Schule entfernt wohnt, für die Beförderung nach Mainleus keinen Zuschuss, die Busfahrkarte nach Hollfeld jedoch komplett erstattet bekommen. "Solche Auswüchse wollen wir vermeiden", sagt Limmer, die deutlich macht, dass die freie Schulwahl nicht beeinträchtigt wird.
"Wir machen keine Werbung"
In Hollfeld wird die Neuregelung kritisch gesehen. "Die Einschränkung der Fahrtkostenerstattung kommt mir vor, als müsse Hollfeld als Sündenbock für zurückgehende Schülerzahlen herhalten. In anderen Regionen haben Schulen auch Rückgänge zu verzeichnen, ohne dass man dort auf eine GSH zeigen kann," sagt Schulleiterin Christiana Scharfenberg, die betont, dass die GSH die Schüler aus anderen Kreisen nicht aktiv abwirbt. "Schule als Lebensraum ist uns wichtig. Und das wissen offenbar viele. Wir machen keine Werbung. Das spricht sich einfach rum."