Schüler lernen in Kulmbach, Nein zu Drogen zu sagen
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 12. November 2013
Dieter Breivogel vom Verein Sucht- und Drogenprävention Oberfranken setzt bei seinen Veranstaltungen auf Emotionen, Musik und Fakten. 350 Kinder ließen sich in der Kulmbacher Stadthalle von dem Programm begeistern.
So ein Alkopop-Fläschchen kann doch nicht so gefährlich sein - schmeckt lecker, schön süß und macht gute Laune. Schulfrust, Stress mit den Eltern? Schon vergessen. Neugierde und Gruppendruck verleiten Kinder und Jugendliche zum Einstieg in legale Drogen. Schon Elfjährige landen nach Alkoholexzessen im Krankenhaus. Mixgetränke aus Limo und Schnaps sind oft der erste Schritt dorthin.
Ohne erhobenen Zeigefinger
Verbote und Belehrungen lösen dieses Problem nicht. Das haben die Mitglieder des Vereins Sucht- und Drogenprävention Oberfranken (SDO) schon lange erkannt und sich eine andere Strategie zurecht gelegt. Dieter Breivogel, Ideengeber und SDO-Vorsitzender, setzt in der Aufklärung der Schüler auf Emotion und Information und bringt seine Botschaft in Konzertveranstaltungen an die richtige Adresse.
Nun gab es ein Heimspiel in der Stadthalle. Rockige Musik, dazu harte Fakten und auch das eine oder andere schockierende Foto präsentierten Breivogel und die beiden Musiker rund 350 Schülern der fünften und sechsten Klassen aus Neudrossenfeld, Neuenmarkt-Wirsberg, Stadtsteinach-Untersteinach und Mainleus sowie von der Max-Hundt-Schule und der Realschule. Möglich gemacht hat den Auftritt die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die seit Jahren als Sponsor dabei ist.
Reinsetzen, zurücklehnen und sich berieseln lassen - das geht in diesem Zwei-Stunden-Programm allerdings nicht. Breivogel macht klar: Er wünscht sich ein aufmerksames Publikum - und er bekommt es. Scheinbar mühelos gelingt es dem 69-Jährigen, die Kinder zum Mitmachen zu motivieren.
Legal und trotzdem fatal
Es sind die legalen Drogen Zigaretten und Alkohol, die an diesem Vormittag im Mittelpunkt stehen, denn sie sind leicht zu beschaffen, haben aber vor allem bei jungen Menschen fatale Folgen für die Gesundheit. Die Fakten gibt es häppchenweise in Themenblöcken zwischen den Songs, bei denen die Schüler mitsingen und mitklatschen. Aufpassen lohnt sich, denn bei einem Wissensquiz verdienen sich aufmerksame Schnelldenker nützliche kleine Geschenke.
Der Mix kommt bei den Kids an. Bei den Songs bleibt keiner sitzen, die Melodien gehen ins Ohr und in die Beine. Doch wenn Breivogel spricht, ist es plötzlich mäuschenstill im Saal: Sterben wirklich täglich 350 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens? Stecken tatsächlich zwei Schnäpse in einer kleinen Alkopop-Flasche? Wenn Dieter Breivogel das sagt, glauben es die Schüler. Und schauen sich mit erschrockenem Blick Bilder von Lungenkrebs und Raucherbein an. So soll ihr Körper niemals aussehen.
Viele Lehrer würden sich so viel Aufmerksamkeit von ihren Schülern wünschen. Warum gelingt dem Rentner so entspannt etwas, bei dem viele ausgeklügelte pädagogische Konzepte ins Leere laufen? Die Atmosphäre der Veranstaltungen spielt da sicher eine Rolle, aber am wichtigsten ist wohl, dass die Kinder spüren: Hier gibt es keine Moralpredigt, sondern eine wertvolle Lektion von jemandem, dem ihre Zukunft wichtig ist.
Als ehemaliger Hausmeister der Max-Hundt-Schule weiß Dieter Breivogel, wie die Schüler ticken. Er möchte ihr Selbstbewusstsein stärken, damit sie den Mut haben, Nein zu sagen. Bei der zwölfjährigen Michelle Bergeron von der Max-Hundt-Schule ist die Botschaft angekommen: "Die Musik war toll! Es hat Spaß gemacht, mitzumachen, und ich habe viel gelernt, weil Herr Breivogel das alles so gut erklärt hat."
Kurzweilig und altersgerecht
Sehr angetan von dem Programm zeigte sich auch Lehrerin Katrin Stammberger von der Max-Hundt-Schule: "Es ist kurzweilig und altersgerecht. Und die Informationen verfehlen ihre Wirkung nicht: Wir sehen, dass in Klassen, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, später weniger Schüler mit dem Rauchen anfangen."