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Schüler experimentieren: Lukas Kübrich schafft den Hattrick


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Sonntag, 11. Mai 2014

Was haben Vögel, Spinnen und Hummeln gemeinsam? Über jede dieser Tiergattungen hat Lukas Kübrich (13) eine Arbeit geschrieben und beim Wettbewerb "Schüler experimentieren" eingereicht. Jetzt hat der Gymnasiast den Hattrick geschafft.
Auch unter dem Mikroskop hat sich Lukas mit den Hummeln befasst. Auf dem Schreibtisch die BMW-Modelle, die er für seine Siege bei den Landesentscheiden erhalten hat. Fotos: Dieter Hübner


Zum dritten Mal in Folge hat er in der Sparte "Biologie" den Landesentscheid gewonnen, kann sich also baye rischer Meister nennen.

Der Wettbewerb, der von Politik und Industrie unterstützt wird, ist die Juniorsparte von "Jugend forscht". Teilnehmen können Schüler wie Auszubildende bis 14 Jahren in sieben verschiedenen Fachgebieten. Abgabeschluss ist Ende Januar. Acht Wochen später werden alle Teilnehmer zum oberfränkischen Regionalentscheid eingeladen. Dort kann jeder seine Arbeit in komprimierter Form einer dreiköpfigen Jury präsentieren. Lukas setzte sich in Hof mit seinen Hummeln gegen 25 Konkurrenten durch. Zum Vergleich: Im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaft gab es nur zwei Bewerber.

Nur der jeweilige Sieger seines Fachgebiets darf danach zum Landesentscheid.

Die Entscheidung über den Landessieger fällt immer im BMW-Werk in Dingolfing, wo die Teilnehmer nach einer Werksbesichtigung noch einmal ihre Arbeit vorführen. Hier hatte Lukas zwölf Mitbewerber. Der Lohn für den Hattrick war unter anderem eine Modellausführung des neuesten BMW M6. Etwas schade findet es Lukas, dass die Landessieger erst ab 15 Jahren zum Bundesentscheid zugelassen werden.

Begonnen hat alles 2012, als sein Biologielehrer Markus Lenk beim Unterrichtsthema "Winterfütterung für Vögel" auf den Wettbewerb aufmerksam machte. Lukas wollte herausfinden, ob Vögel lernfähig sind und beispielsweise auf Futterattrappen reagieren. Dazu hat er Meisen-Knödel mit verschiedenen Farben präpariert oder durch Holzkugeln ersetzt. Lukas beobachtete, dass die Vögel anfangs immer an die gleiche Stelle geflogen sind und erst einmal vehement auf die Holzkugel gepickt haben. Mit der Zeit haben sie aber gemerkt, dass es sich an dieser Stelle nicht um Futter da handelt.

2013 war ein Besuch in der Uni Bayreuth, wo mit großen brasilianischen Spinnen gearbeitet wurde, der Auslöser für seine Teilnahme. Das brachte ihn auf die Idee, die Netze von Spinnen zu untersuchen. Um die Dehnbarkeit und Reißfestigkeit zu untersuchen, brauchte er ein Terrarium - und eine Baldachinspinne. "Ich hätte auch die Kreuzspinne nehmen können, aber erstens haben die zu wenig Netz, und zweitens bringen sie sich gegenseitig um", erklärt Lukas.

Die neue Idee kam Lukas, als er in einer englischen Fachzeitung las, dass Hummeln unter Laborbedingungen bei der Suche nach Nektar sehr clever vorgehen. Sein Interesse war geweckt. Er wollte herausfinden, ob das in der freien Natur auch so ist. Dazu musste er die Hummeln, die unter der Erde leben, erst einmal anlocken. Lukas legte Blütenfelder an: Je ein Feld mit Jakobsleiter und mit Inkarnatklee. Diesen Rat gab ihm Renate Kreul, Inhaberin einer Staudengärtnerei in Lindau. Storchenschnabel und Bach-Nelkenwurz, die für sein Vorhaben ebenfalls geeignet schienen, gab es im Garten bereits. War eine Hummel im Anflug, hat er sie mit einem selbstgebauten Zylinder gefangen, und nach der Analyse sofort wieder freigelassen. Lukas weiß, dass man die Wiesenhummel an zwei gelben Querbinden und dem orangefarbenen Hinterleib erkennt. Die Steinhummel ist dagegen fast ganz schwarz, mit einem ebenfalls orangenen Hintern. Die Ackerhummel ist schwarz mit einer orangenen Brust.

Lukas beobachtete, welche Route die Hummeln wählen, welche Blüten sie am liebsten anfliegen, wie lange sie dort verweilen. Er hat dabei viele Details herausgefunden: Dass die Steinhummel beim Sammeln fauler ist als die beiden anderen Arten. Dass Hummeln bei jedem Wetter fliegen und damit für die Bestäubung mindestens so wichtig sind wie die Bienen, vielleicht sogar noch wichtiger. Dass zwar jede Hummelart auf eine andere Blume fliegt, sich aber alle in einem mittleren Höhensegment bewegen. Dort ist offensichtlich das Futterangebot am größten. Es könnte aber auch sein, dass die Hummeln nicht immer hoch und runter fliegen wollen, da sie ja ganz schön pummelig sind. Bei seinen Beobachtungen hat Lukas auch mit der Videokamera gefilmt, mit dem Mikroskop und der Stoppuhr gearbeitet, und die Ergebnisse in Tabellen, Grafiken und Diagrammen ausgewertet. "Ein halbes Jahr muss man da schon forschen, um hinterher gut abzuschneiden", räumt er ein.

Seine Lieblingsfächer? "Er hat nur Lieblingsfächer", kommt ihm seine Mutter Claudia zuvor. Wir formulieren die Frage anders: Gibt es eigentlich etwas, was Du nicht so gern machst? Etwas zögerlich kommt die Antwort: "Musik." Es ist aber nicht so, dass Lukas den ganzen Tag nur hinter seinen Büchern sitzt. In seiner Freizeit spielt er Tennis und Handball. Und hat er schon Vorstellungen über seine berufliche Zukunft? "Früher war es einmal Astronaut", lacht er. "Jetzt eher Tierarzt oder Lehrer. Vielleicht gehe ich aber auch in die Forschung."

Ob sich Lukas 2015 wieder am Wettbewerb beteiligt, weiß er noch nicht. Falls ja, weiß er mit Sicherheit, mit was er sich nicht beschäftigen wird: Mit Ameisen, die kann er nämlich ganz und gar nicht ausstehen.