Schräge Vögel zwitschern in Kulmbachs "Alter Spinnerei"
Autor: Stephan Stöckel
Kulmbach, Freitag, 19. Dezember 2014
Drei im wahrsten Sinne des Wortes schräge Vögel flogen am Donnerstagabend zu einem Konzert in der "Alten Spinnerei". Ihr Sound klang wie eine Mischung aus komischem Kauz und Mauersegler.
"Vögel, die Erde fressen" hieß das Berlin-Kulmbacher Trio, das im Jugendzentrum den Vogel abschoss. Denn verglichen mit dem schräg-schrillen Vogelgezwitscher tönte die Musik der Kulmbacher Band "Mi Fisto" - überspitzt formuliert - fast schon wie der Sound aus dem Dudelfunk.
"Mi Fisto" treffen mitten ins Herz
In Wirklichkeit sind "Mi Fisto" eine Klasse für sich, die mit ihren anspruchsvollen Liedern wieder mitten ins Herz der Besucher trafen. Gitarrist und Keyboarder René Gruhl, dem die Band die meisten Songideen verdankt, hat seinen Abschied doch nicht wahrgemacht.
Sein Entschluss wurde mit viel Applaus bedacht.
Auf großformatigen Keyboardflächen entfaltete sich ein kompakter Konzertsound zwischen schöngeistiger Raffinesse, düsterer Atmosphäre und einprägsamer Hymnenhaftigkeit, der seine Höhepunkte in Songs wie "Vom Manne der zugrunde geht" oder "Flying Further" fand.
In den Clubs der Großstädte zu Hause
Zurück zum eingangs erwähnten Trio, das seinen Namen dem Koran verdankt, wie Schlagzeuger Oliver Friedrich erläuterte: "Dort ist der Ausdruck ein Zeichen für die herannahende Apokalypse, die wir in unseren Songs durch die ironische Brille betrachten."
In die Hitlisten haben es Driedrich, Gitarrist Moritz Bossmann und Bassist Jan Preissler noch nicht geschafft - was angesichts des experimentellen Sounds wohl auch künftig kaum gelingen dürfte. Dank der renommierten Plattenfirma "Kreismusik" bauen die Musiker ihre Klangnester inzwischen in den Clubs der deutschen und österreichischen Großstädte, auch das TV-Magazin "Kulturzeit" auf 3SAT zu ihrem Revier.
Ein Kulmbacher sitzt am Schlagzeug
Wie wurde aus dem Kulmbacher Schlagzeuglehrer Oliver Friedrich ein schräger Vogel? "Während meines Studiums in Weimar lernte ich Moritz kennen, der auch in der bekannten deutschen Hip-Hop-Band "Captain Peng und die Tentakel von Delphi" Gitarre spielt. Zusammen mit Bassist Jan gründeten wir die Vögel-Truppe", erzählte Friedrich.
Die Musik des Trios, die nichts für zartbesaitete Seelen ist, tönte dank ihrer vielen Tempi- und Rhythmuswechsel wie eine klangliche Mauser. Ob Funk, Punk oder lässige Improvisation - die Musiker pickten sich aus den unterschiedlichsten musikalischen Welten ihre Ideen und formten daraus einen schrägen Sound. Für die Zuhörer war es eine Herausforderung, den nicht immer einfachen Songstrukturen zu folgen. Das aufgeschlossene Publikum nahm sie an und wurde belohnt mit geistiger Erbauung.