Schnelles Netz in Kulmbach? Nicht überall!
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Montag, 09. November 2015
Kulmbach zieht auf der Datenautobahn auf die Überholspur, sagt die Deutsche Telekom. Viele Unternehmen befinden sich offenbar aber noch auf der Standspur. "Wir brauchen das schnelle Internet von bis zu 100 Mbit/s", sagt Michael Möschel von der Verkehrsakademie Bayern.
"Die schnellen Internet-Anschlüsse sind da. Kulmbach zieht auf der Datenautobahn auf die Überholspur." Das sagt die Deutsche Telekom, die bei einem Pressegespräch im Rathaus versprach, dass man im Stadtgebiet ab jetzt mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde im Internet surfen kann. 13.000 Haushalte würden vom neuen, leistungsstarken Netz profitieren, stellte Jürgen Rudloff vom Infrastruktur-Vertrieb der Telekom fest. Die Kunden könnten gleichzeitig telefonieren, surfen und fernsehen, müssten dafür aber aktiv werden und die höheren Geschwindigkeiten buchen.
Fünf Millionen Euro
Insgesamt wurden im Stadtgebiet in den vergangenen drei Jahren fünf Millionen Euro in den Ausbau der Datenautobahn investiert. Die Deutsche Telekom hat weitere 50 Kilometer Glasfaser verlegt, 71 Multifunktionsgehäuse aufgestellt. Für OB Henry Schramm (CSU) ist das schnelle Internet die Voraussetzung, um Kulmbach als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten. Er verwies darauf, dass die Stadt in den Ausbau, für den es eine hohe staatliche Förderung gegeben habe, selbst nur 152.000 Euro investieren musste. Es stünden noch weitere 350.000 Euro aus dem Förderpaket zur Verfügung, um den Netzausbau voranzutreiben Es müsse das Ziel sein, auch die wenigen restlichen Dörfer, Weiler oder auch Einzel zu versorgen, die sich nicht auf der Überholspur, sondern noch auf dem Standstreifen befinden.
Das Goldene Feld
Wie er mitteilte, wurde 2015 ein Fokus auf die Versorgung des Goldenen Feldes mit den dort ansässigen Industriebetrieben gelegt. "Ich habe aber gehört, dass das schnelle Internet dort nicht so ankommt, wie wir es uns wünschen", sagte er.Von 100 Mbit/s kann etwa Michael Möschel, der Geschäftsführer der Verkehrsakademie, nur träumen. Die seien wohl erst 2017/2018 möglich, wenn die Umstellung auf die Internettelefonie erfolgt sei. "Wir erreichen derzeit durch einen zusätzlichen Telefonanschluss 25 Mbit/s. Für ein Unternehmen reichen die bei weitem nicht aus." Möschel hofft darauf, dass die Telekom dafür sorgt, dass das schnelle Internet auch in den Betrieben ankommt. In das Förderprogramm der Regierung seien viele Steuergelder geflossen. Das Versprechen "Schnelles Internet für alle" müsse daher auch eingehalten werden.
Autohaus mit nur 380 kbit/s
Die Überholspur kennt Barbara Hahn von Toyota Hahn nur vom Straßenverkehr, nicht vom Internet. "Wir haben heute zum Beispiel massive Probleme, erreichen im Download gerade 380 und im Upload 439 kbit/s. Das Internet stürzt immer wieder ab", sagt Barbara Hahn, nach deren Worten ein leistungsstarkes Netz auch für ein Automobilunternehmen unerlässlich ist.Wie Siegbert Reuther vom Büro NetConsulting, das die Stadt Kulmbach berät, beim Pressegespräch erläuterte, ist der Breitband-Ausbau in Kulmbach mit seinen vielen Stadtteilen eine echte Herausforderung. Es sei das Ziel, die Stadt flächendeckend mit dem schnellen Internet zu versorgen. Reuther: "Wir wollen an die 100 Prozent ran."