Schmucklose Adventszeit
Autor: Vanessa Schneider
Kulmbach, Dienstag, 04. Dezember 2012
Überall ist Advent, nur bei mir zu Hause nicht. Ich wollte stimmungsvoll geschmückt in die Vorweihnachtszeit starten. Zumindest ein bisschen. Mit Kerzen in Nikolausoptik und ochsenblutfarbenen Kugeln, Lichterketten und Tannenzweigen.
Doch das Einzige, was bei mir daheim weihnachtet, ist die grelle Lichterkette der Nachbarn, die mich abends in die Augen blendet.
Ich hatte so viel vor. Einen Mini-Tannenbaum-im-Topf wollte ich mir gönnen. Doch dann stand ich im Laden und konnte nicht fassen, wie schief und krumm mein künftiger Schmuck gewachsen war. Minuten vergingen, bis ich mich für ein weniger knorriges Elend entschieden hatte. Ich ging in die Knie, um meinen neuen Mitbewohner hochzuheben.
Die abstehenden Äste akupunktierten mir die Stirn. Ich zerrte, doch es war nichts an der Tanne zu rütteln. Sie stand wie ein Baum. Nur im Topf. Die behäbige Tanne hatte es mir leicht gemacht. Die hätte mir doch sowieso nur die Wohnung vollgenadelt.
Zu Hause durchwühlte ich die Kisten im Keller. Weihnachtskerzen und glitzernde Sterne blieben verschollen. An einer staubigen Lichterkette fehlten zwei Lämpchen.
Raus. Beim Spaziergang beruhigte ich mich. Wozu die ganze Wohnung dekorieren, wenn alle anderen ihre Fenster mit Sternen schmücken? Eigentlich reicht das doch aus. Und die frische Luft tut sowieso gut.