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Schluss mit lustig: Kulmbacher Faschings-Komitee löst sich auf


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Sonntag, 04. Oktober 2015

Fasching ade: Trotz aller Bemühungen gehen beim Kulmbacher Faschings-Komitee zum Jahresende die Lichter aus. Prunksitzungen und Rathaussturm wird es nicht mehr geben. Wir erklären, wie es so weit kommen konnte und ob es noch eine Chance gibt.
Die Karneval Dance Group wird natürlich weitertanzen. Auf jeden Fall möchte die Gruppe in der bisherigen Formation zusammenbleiben. Foto: Sonja Adam


Das Kulmbacher Faschings-Komitee hat ein halbes Jahrhundert dem Fasching in der Bierstadt ein Gesicht gegeben. Es gab einen Rathaussturm mit großem Brimborium und die Prunksitzungen in der Stadthalle. Jetzt ist Schluss mit lustig: Das KFK löst sich zum Jahresende auf.

"Schön war auch immer der Behinderten- und Seniorennachmittag", sagt die Sitzungspräsidentin Birgit Obermaier. Doch sie kann nicht viel mehr sagen als: "Es war einmal ..."


Ennen legt Amt nieder

"Unser Verein hat zurzeit einen kommissarischen Vorstand und ist in einer Übergangs phase", heißt es kurz und knapp auf der Homepage des KFK. Tatsächlich hat der 2014 gewählte Vorsitzende Stefan Ennen sein Amt niedergelegt. Sein Stellvertreter Thorsten Wallsteiner hat nun die undankbare Aufgabe, den Verein abzuwickeln. Denn zum 31. Dezember ist Schluss. Dann ist das KFK Geschichte - aus und vorbei.

So haben es die Mitglieder beschlossen. Trotz aller Krisensitzungen hat sich niemand finden können, der als neuer Vorsitzender das Ruder in die Hand nehmen wollte. Der Beschluss steht unumstößlich fest.

"Ja, es stimmt. Wir finden einfach keinen Vorstand mehr. Es ist niemand bereit und es ist auch keiner in Sicht. Wir können nicht anders, als einen Schlussstrich zu ziehen", sagt Wallsteiner. Das Vermögen werde null auf null aufgehen. "Es wird nichts bleiben", sagt der stellvertretende Vorsitzende.

Wallsteiner ist seit 1998 beim KFK. Im vergangenen Jahr tanzte er als Helene Fischer über die Bühne und sorgte mit der Gruppe "Das Chaos" für so manchen Lacher. Damals war auch Vorsitzender Stefan Ennen, der für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen ist, noch mit dabei.


Immer schwerer zu begeistern

Doch die Zeiten der Fröhlichkeit sind in Kulmbach vorbei. "Es ist schwer, einen Fasching in einer solchen Dimension auf die Bühne zu bringen. Wir haben in den letzten Jahren die Dr. Stammberger-Halle nur durch die Gastauftritte und die anderen Vereine voll bekommen", erklärt Wallsteiner. Die Menschen seien immer schwerer zu begeistern. Außerdem seien die Mitwirkenden alle beruflich stark engagiert. "Ich könnte auch keinen Vorsitzenden machen. Das geht einfach nicht", betont Wallsteiner.

"Wir haben jetzt alle Kulm bacher Vereine informiert", sagt Sitzungspräsidentin Birgit Obermaier und will gar nicht mehr Worte machen. Weil die Situation einfach zu traurig sei.

Definitiv wird das KFK keine Prunksitzungen mehr veranstalten. Beim Rathaussturm gibt es möglicherweise noch einen Hoffnungsschimmer. Eventuell springt die 1. Kulmbacher Showtanzgarde in die Bresche, die schon immer mit im Boot war. Doch weder von der Showtanzgarde noch von der Stadt Kulmbach ist derzeit eine Stellungnahme zu bekommen.

"Aber immerhin trainieren unsere Gruppen alle woanders. Die haben nicht aufgehört. Man kann die Gruppen auch noch buchen", sagt Wallsteiner. Was der Grund für die Faschingsverdrossenheit ist? Das wollen die Mitglieder nicht kommentieren. In der Vergangenheit sei die Zahl derer, die sich engagieren, ständig kleiner geworden. Immer mehr Arbeit sei auf weniger Schultern verteilt worden.


Interne Querelen

Dazu kamen vereinsinterne Querelen. Die einen wollten, dass alle Gruppen auftreten können. "Bei uns sollte jeder, der Lust auf Fasching hatte, mitmachen können", sagt Birgit Obermaier. Andere Strömungen im Verein waren für eine Attraktivierung und Professionalisierung des Programms - um für das Publikum zugkräftiger zu werden.

"Man muss jetzt erst einmal abwarten. Alles muss sich setzen. Vielleicht ergibt sich ja in einigen Jahren etwas Neues. Fasching in kleinerem Rahmen oder so", hofft der zweite Vorsitzende.


Stimmen und Stimmung

Siegfried Skowronek: "Ich war Gründungsmitglied beim Kulmbacher Faschings-Komitee und stand bis letztes Jahr auf der Bühne. Ich bin geschockt. Es tut schon weh, wenn man das jetzt ansieht. Es geht für Kulmbach auf jeden Fall etwas verloren. Aber wenn niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wird es eben schwierig. Das ist ja in vielen Vereinen so."

Reinhard Ott: "Ich bin beim KFK sieben Jahre lang Sitzungspräsident gewesen. Im Rückblick hat es oft sehr viel Spaß gemacht. Aber es war eben auch viel Arbeit. Viel mehr, als man von außen sieht. Mir tut es sehr leid, dass sich das Kulmbacher Faschings-Komitee jetzt auflöst. Aber wenn sich kein Vorsitzender findet, kann man nichts machen. Mit tut es vor allem für die Gruppen leid."