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Schlaue Sportler machen Pausen


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 11. Juli 2014

Nach acht Wochen Vorbereitungszeit will BR-Reporterin Dagmar Besand ihren ersten Volkstriathlon meistern. Beim ASV-Trainingsprojekt wird hart gearbeitet, aber auch das Thema Regeneration spielt eine wichtige Rolle.
Gezieltes Dehnen der Muskulatur nach den Trainingseinheiten beschleunigt die Regeneration. Foto: Matthias Hoch


Der Countdown läuft: Nur noch ein paar Tage, dann wird sich zeigen, was zwei Monate Trainingsvorbereitung für den Jedermann-Triathlon gebracht haben. Jede Woche haben wir zwei Abende und einen Vormittag in der Gruppe trainiert. Alles in allem fünf bis sechs Stunden. Reicht das?

Um irgendwie durchzukommen, vermutlich schon, aber wie die meisten meiner Mitstreiter habe ich versucht, jede Disziplin noch ein zweites Mal zu trainieren. Zeitlich wird das ganz schön eng, wenn man noch arbeiten geht und familiäre Pflichten hat. Auch körperlich ist ein solches Trainingspensum eine Herausforderung. So viel Sport bin ich nicht (mehr) gewohnt.

Da stellt sich schon die Frage: Wie viel Training ist sinnvoll und gesund, ab wann tut man des Guten zu viel? "Qualität geht immer vor Quantität", sagt Bernd Tauer, selbst erfahrener Triathlet und für unser Lauftraining zuständig.

"Es geht nicht darum, jeden Tag möglichst viel und hart zu trainieren, sondern darum, schrittweise die Leistung zu steigern, ohne sich zu überlasten."


Kaltes Wasser wirkt Wunder


Intensives Training erfordert deshalb Erholungspausen. Erfahrene Athleten wissen: Nicht während der anstrengung, sondern in der Regenerationsphase verbessert sich die Leistung. Bernd Tauer empfiehlt kalte Wassergüsse nach der Belastung, und danach ein bisschen die Beine hochlegen. "Das kostet nichts und ist sehr effektiv." Ich habe es ausprobiert und kann das nur bestätigen. Mit helfen auch Dehnübungen unmittelbar nach dem Training, eine gemütliche Fahrradrunde oder Spaziergänge an trainingsfreien Tagen.

Wichtig ist, dass man sich ausreichend Regenerationszeiten gönnt. Ich habe das bei meinem ersten Komplett-Durchlauf aller drei Disziplinen selbst schon schmerzhaft gespürt. Nach dem Radfahren sind die Beine müde, die leicht hügelige Laufstrecke zehrt an den Kräften. Da sind die Ratschläge für einen gesunden Laufstil schnell vergessen. Hauptsache, ich komme ins Ziel.

Am nächsten Tag präsentiert der Körper die Quittung: Rund um die Achilles-Sehne schmerzt es bei jedem Schritt, leichtes Humpeln inklusive. Wer in dieser Situation nicht Pause macht, kann beim Wettkampf daheim bleiben. Das riskiere ich nicht!

In acht Wochen von Null auf Triathlon - das ist nicht viel Zeit, aber wir haben definitiv alle Fortschritte gemacht, die gut Trainierten mit Schwächen in einer einzelnen Disziplin ebenso wie die echten Anfänger. Beim letzten Funktionstraining im "Fit'n Fun" gibt's dafür anerkennende Worte von Trainer Stefan Schmidt: "Das sieht heute bei euch allen viel besser aus als beim ersten Mal."

Beim Schwimmen und Radfahren läuft es ebenfalls runder, Körperspannung, Kraft und Beweglichkeit haben sich verbessert. Die Laufeinheit am Ende sehe nicht nur ich trotzdem immer noch mit Respekt. Freilich kriegen wir das hin. Die Frage ist nur: in welchem Tempo?


Rasenmäher kontra Rennauto?


Ist das eigentlich wichtig? Klar: Auch ein Volkstriathlon ist ein Wettkampf, aber einer, bei dem alle antreten dürfen - nicht nur die durchtrainierten Sports-Kanonen. Die sind natürlich ebenfalls am Start, und für sie geht es um jede Sekunde, ums Gewinnen. Als Anfängerin kann das freilich nicht mein Maßstab sein. Das wäre ja so, als wollte ich mit einem frisierten Rasenmäher ein Rennauto zum Duell fordern.

"Wir erwarten Top-Zeiten von dir", scherzte ein Kollege kürzlich. Den Druck noch erhöhen? Daraus wird nichts! Ich bin schon ehrgeizig, aber ich will nach meinem ersten Triathlon nicht völlig entkräftet in der Ecke hängen, sondern das Finale genießen. Und ein bisschen Luft nach oben darf schon sein: Nächstes Jahr veranstaltet der ASV ja wieder einen Triathlon...