Druckartikel: Schlank sein ist ein schweres Los

Schlank sein ist ein schweres Los


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Mittwoch, 04. Dezember 2013

Runterhungern auf Kleidergröße Null, um in die Abendroben der angesagten Designer zu passen? Was heute manche Frau auf sich nimmt, um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen, war vor 100 Jahren unvorstellbar. Damals hatten die armen Dünnen das volle Mitgefühl der Gesellschaft.
Zu viele Pfunde sind für viele Menschen heute ein dickes Problem. Vor hundert Jahren wurden dagegen die Schlanken bedauert. Foto: Archiv/Ralf Hirschberger/dpa


Die "Welt der Frau", eine Beilage der "Gartenlaube", stellte modebewussten Frauen im Jahr 1913 die aktuellen Trends für Festtage vor. Das Abendkleid dieser Saison zeichne sich "durch luxuriöses Gepräge und phantastische Drapierungen" aus. Viele Frauen nähten selbst und bestellten Schnittmuster für die schicken Roben. Dabei beschränkte sich die Auswahl auf mögliche Hüftbreiten von 116, 108, 104, 100 und 96 Zentimetern. Kleiner gab's nichts.

Erst in in einer späteren Ausgabe zeigte die Redaktion Erbarmen mit den Zierlichen und kündigte groß an: "Mode für schlanke Damen!" Und es folgte mit großer Anteilnahme der schöne Satz: "Sie haben es nicht leicht, die schmächtigen, überschlanken Evastöchter, sich gut und der Mode entsprechend anzuziehen.

Da heißt es, zu Kompromissen zu greifen und das, was die Natur versagt, durch geschickte, faltige Arrangements zu kaschieren."

Die Mode wiederholt sich im Lauf der Zeit - was bleibt ihr auch anderes übrig? Wenn der Hungerhaken-Look also irgendwann passé ist, weiß ich jetzt zumindest, wie ich mich optisch runden kann, ohne die Weihnachtsgans allein wegzuputzen.