Schlachthof Kulmbach: Der Großkunde ist weg
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Freitag, 05. Februar 2016
Der Schlachthof hat seinen Großkunden verloren. Die Stadt Kulmbach und die unterfränkische Firma Fränkische-Gusto GmbH gehen getrennte Wege.
Die Stadt Kulmbach und die Firma Fränkische-Gusto GmbH gehen wieder getrennte Wege. "Darauf haben wir uns verständigt", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) zu einer Weichenstellung, die für den städtischen Schlachthof von großer Bedeutung ist. Denn der Fleisch- und Wurstwaren-Großhandel aus dem unterfränkischen Burgpreppach war in den vergangenen Jahren der Großkunde, mit dem die Schlachtzahlen auch deutlich gesteigert werden konnten.
Immer mehr Tiere
Die Stadt Kulmbach wollte die Zahl der Schlachtungen erhöhen, um das betriebswirtschaftliche Ergebnis der defizitären kommunalen Einrichtung weiter zu verbessern. Vor gut einem Jahr hatte man sich in der Folge auch von den Kulmbacher Lohnschlächtern getrennt, deren Arbeit seitdem Mitarbeiter der Hofer Firma Riedel ausführen. Die neuen Lohnschlächter hatten zuletzt immer mehr Tiere, vor allem Rinder, für die Fränkische-Gusto GmbH schlachten müssen. Die Firma aus dem Unterfränkischen hat laut OB Schramm anfangs rund 500 Tiere nach Kulmbach gebracht. "Das war eine überschaubare Größe, die in unser Konzept reingepasst hat."Die Schlachtzahlen seien dann jedoch stark gestiegen. 2014 habe die Gusto 2000, im vergangenen Jahr schließlich über 4000 Rinder schlachten lassen, etwas über die Hälfte aller Tiere, die im Schlachthof landen.
Strengere Vorschriften
Durch die hohe Auslastung seien die Forderungen der Aufsichtsbehörden immer größer geworden. Die Stadt hätte laut Schramm einige Millionen investieren müssen, um bei der großen Schlachtkapazität den Anforderungen auch bezüglich des EU-Rechts gerecht werden zu können. Das Geld hätte man unter anderem in eine neue Lüftung, Kühlräume und Schlachtbänder stecken müssen. Auch hätte man mehr Personal gebraucht, zudem wären die laufenden Kosten weiter gestiegen, so der geschäftsführende Beamte der Stadt, Uwe Angermann.
Finanzielles Wagnis
"Wir haben das alles wirtschaftlich hinterfragt", sagt Henry Schramm. Man sei schließlich zu der Entscheidung gekommen, dass man das finanzielle Wagnis nicht eingehen könne. "Zumal wir uns von einem Großkunden abhängig gemacht hätten. Denn was wäre gewesen, wenn wir investiert, den Großkunden später aber verloren hätten?" Die Stadt hätte laut Schramm mit dem Ausbau die Entwicklung des Schlachthofs nicht mehr ausschließlich in der eigenen Hand gehabt.Hauptziel müsse es bleiben, den heimischen Metzgern eine Schlachtgelegenheit zu bieten, ohne viele Kilometer fahren zu müssen. Man werde auch künftig Geld in die Hand nehmen müssen, um den Schlachthof weiter zu entwickeln, könne die Investitionen jetzt aber Zug um Zug tätigen.