Druckartikel: Scheren schleifen auf dem Kulmbacher Jahrmarkt

Scheren schleifen auf dem Kulmbacher Jahrmarkt


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Sonntag, 28. Oktober 2012

Der Unterfranke Bernhard Rösch betreibt das traditionelle Scherenschleiferhandwerk und hat von Fernsehkoch Horst Lichter einen ganz besonderen Tipp bekommen.
Bernhard Rösch aus Burgpreppach, der seit zwei  Jahren regelmäßig zum Kulmbacher Jahrmarkt kommt, beherrscht das traditionelle Scherenschleiferhandwerk. Und wenn es sein muss, schärft er auch schon mal eine Sichel. Fotos: Stephan Tiroch


"Ich hab' eine Schere", sagt der Kunde. "Ich hab' einen Schleifstein", antwortet Bernhard Rösch. Und schon kommen beide ins Geschäft. Der Scherenschleifer aus dem unterfränkischen Burgpreppach kommt gut an bei seinen Kunden. Außerdem versteht er sein Handwerk, das er vom Opa gelernt hat: "Der ist noch mit dem Fahrrad von Haus zu Haus gezogen."

Das macht der 49-Jährige nicht mehr. Dafür ist er in ganz Franken unterwegs und zieht er von Stadt zu Stadt. "Nächste Woche bin ich in Rothenburg ob der Tauber."

Während der eine Kunde seine Schere abholt, steht schon der nächste parat. Wieder eine Schere. Ob es sich noch lohnt? "Na sicher", erklärt Rösch. Ob's lange dauert, will der Mann wissen. "Machen wir gleich", sagt der Scherenschleifer und zerlegt das stumpf gewordene Arbeitsgerät in zwei Teile. Mit flinken Fingern poliert er die Schneiden, um sie anschließend zu schärfen. "Man muss genau wissen, welches Material und welche Schräge man hat. Und man muss langsam schleifen auf dem Wasserstein", betont der 49-Jährige, der ursprünglich Maurer gelernt hat. Am Schluss noch ein Tropfen Öl auf die Schraube, bevor er den Schärfetest macht. Mit Tomaten. Die Schneiden gehen durch, als wär' es Butter. "Das ist küchenscharf. Es gibt auch noch rasiermesserscharf, aber das wird schneller stumpf."

Vier Euro bezahlt der Kunde, und der Scherenschleifer erzählt, dass er früher für den Test immer Zeitungspapier genommen hat. Das habe Fernsehkoch Horst Lichter nicht gefallen. "Er hat in Nürnberg seine Messer bei mir schärfen lassen und dann drei Tomaten geholt, weil sie so eine feste Schale haben." Für den Koch mit dem Zwirbelbart hat es nichts zu meckern gegeben, und seitdem arbeitet Rösch mit dem Tomatentest.

Während das Wetter die Kunden am Freitag und Samstag etwas vergrault, hat der Scherenschleifer am verkaufsoffenen Sonntag jede Menge zu tun mit Scheren und Messern, mit Rasenscheren, Rasenmähermessern und sogar mit Sicheln: "Ich schärfe alles, was zu schärfen ist."