Scheitert das Großvorhaben? Hupfer-Deal steht auf der Kippe
Autor: Jochen Nützel
Ködnitz, Donnerstag, 11. Oktober 2018
Die Pläne waren schon fertig: Die Gemeinde Ködnitz entwickelt das Hupfer-Areal. Es kommt offenbar anders.
"Satz mit x, war wohl nix." Womöglich gilt der Spruch aus dem Roman "Die kunstvolle Arbeit der Verführung" von Ernst Alexander Rauter für das Hupfer-Areal in Ködnitz - und zwar vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde nicht den Zuschlag bekommt. Denn, so hat die BR erfahren: Das Gelände soll an einen privaten Investor verkauft werden (oder bereits veräußert worden sein). Mit Betonung auf "soll". Nix wäre es demnach mit der vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossenen Variante, das Ensemble im Kernort neu zu gestalten. Die von den Mandatsträgern favorisierte Variante sah vor: das ehemalige Gast- und Wohnhaus abreißen, den alten Saal revitalisieren sowie eine Mehrzweckhalle errichten. Veranschlagte Kosten: rund 1,8 Millionen Euro, gefördert mit bis zu 90 Prozent.
Das war die Beschlusslage noch im März gewesen. Wie aber kam es zu den jüngsten Entwicklungen? Hier verweben sich Fakten mit Spekulationen, denn die Personen, die über den Sachverhalt aufklären könnten, hüllen sich in Schweigen. Bürgermeister Stephan Heckel-Michel (CSU) bat gestern gegenüber der BR um Verständnis, dass er sich aktuell zum Thema nicht äußern will. Die Eigentümerfamilie wiederum meldete sich auf mehrfache BR-Nachfrage nicht.
Plötzlich wieder im Angebot
Verwunderung kam auf, als das Hupfer-Areal vor einiger Zeit plötzlich wieder im Aushang eines Kulmbacher Immobilienmaklers auftauchte. Damals fragten sich viele warum, musste man doch davon ausgehen, dass sich Gemeinde und Eigentümer zu jenem Zeitpunkt handelsei nig waren. Das war offenbar nicht der Fall. Aufgrund der An nonce hätten sich mehrere Interessenten beim Makler gemeldet, einer habe den Zuschlag erhalten, heißt es. Eine Bestätigung dafür gibt es wohlgemerkt nicht.
Im Rahmen des "Kleinen Bierfestes" im August waren beim geselligen Beisammensein am Feuerwehrhaus Mutmaßungen kolportiert worden, wonach es nichts werde mit einer gemeindlichen Nutzung. Hellhörig geworden sind da unter anderem die Theaterleute der "Buschklopfer". Sie waren bereits vor Jahren Nutzer des Saales gewesen und hatten dort ihre Theateraufführungen veranstaltet.
Wenn das Projekt platzt: Was geschieht mit den avisierten Zuschüssen? Beim Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg ließ man die BR wissen: Über den Sachstand zur Förderung könne man keine Auskunft geben, dafür müsste man sich an die Gemeinde wenden. Aha. Heckel-Michel hatte im März bet ont: "Aufgrund der Fördermöglichkeit, des Engagements der Dorfgemeinschaft und der sich abzeichnenden Nutzungsmöglichkeiten plädiere ich dafür, einen Förderantrag zu stellen." Oder standen hinter dem Projekt doch größere Fragezeichen, die ihn bewogen haben zu warten? Vielleicht zu lange aus Sicht der Eigentümer, die nicht länger vertröstet werden wollten?
Bewegte Vergangenheit
Der Saal jedenfalls hat eine bewegte Vergangenheit. Faschingsfeten fanden hier statt, bunte Nachmittage, Liederabende des Gesangvereins sowie diverse Weihnachtsfeiern. Die Galerie war dabei immer ein besonders beliebter Platz. Doch der Zahn der Zeit, er kaute regelrecht am Gebäude. Wenn es erhalten und dauerhaft genutzt werden soll, muss viel Geld in die Hand genommen werden. Dann hätten wieder, wie früher, Veranstaltungen von Gemeinde, Kirche, Parteien und Vereinen dort stattfinden können.
Klotz am Bein
"Hätte, hätte, Fahrradkette", wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück einst reimte. Der Vorgang freilich wirft weitere Fragen auf. Fragen zur Förderung, aber auch, was die Eigentümer bewogen hat, die Immobilie offenbar nicht an die Gemeinde zu verkaufen. Es wird munter spekuliert im Ort. War das Preisangebot des Investors besser als das der Kommune? Mancher äußert Verständnis, dass die Familie den Klotz am Bein weg haben wollte. Oder war es vielmehr so, dass die Entscheidungsträger das Projekt "verschliefen", wie geunkt wird? Womöglich gar absichtlich verschleppt - aus Angst vor den Unterhaltskosten, die die Gemeinde hätte tragen müssen?