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Satire: Gewalt ist nie eine Antwort


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Donnerstag, 08. Januar 2015

Auch wenn Satire noch so verletzt: Gewalt ist nie eine Antwort, sagen die Dekane Jürgen Zinck und Hans Roppelt sowie der Neudrossenfelder Karikaturist Klaus Häring.
Symbolbild Foto: dpa


Das habe nichts mit Religion zu tun. "Die Attentäter sind gottlose Psychopaten", sagt der katholische Dekan Hans Roppelt, der es nach dem Terrorakt in Paris furchtbar fände, "wenn man die grausame Tat als Teil der muslimischen Religion sehen würde". "Die Muslime, die ich kenne, sind ehrbare Leute, die ihren Glauben leben", stellt er fest.


Wo ist die Grenze?

Ob Satire eine Grenze überschreite, sei im Einzelfall oft schwer auszumachen, so Dekan Roppelt, für den eines aber ganz klar ist: "Die Reaktion auf Satire darf niemals Gewalt sein, auch wenn man sich noch so verletzt fühlt." Eine Karikatur müsse selbstverständlich heikle Themen aufgreifen, auch seltsame Auswüchse von Religionen darstellen, jedoch gehöre immer ein gewisser Respekt dazu.

Die katholische Kirche pflege ein offenes Verhältnis zur Satire. Roppelt erinnert sich an zwei Ausstellungen in Stadtsteinach, in der kirchliche Würdenträger mit bissigen Karikaturen angegangen worden seien. Für ihn persönlich sei Satire dann heikel, "wenn Dinge ins Lächerliche gezogen werden, die mir selbst heilig sind". Roppelt: "Aber auch das kann ich verkraften."


Schockiert

Schockiert vom Pariser Attentat zeigt sich auch der evangelische Dekan Jürgen Zinck, für den Satire und Religion ein sehr komplexes Verhältnis zueinander haben. Das deutsche Satire-Magazin Titanic gehe auch oft geschmacklos mit religiösen Themen um, sagt Zinck und führt an: "Das muss man in einer Demokratie ertragen, in der Presse- und Meinungsfreiheit von jeder Religion akzeptiert werden müssen."

Zinck spricht eine Ausstellung 2014 in Kassel an, bei der eine Jesus-Karikatur von mehreren Kirchen scharf kritisiert worden war. "Bei einigen Darstellungen muss man schon schlucken", betont der Dekan, der nicht nur geschmacklose und verletzliche, sondern auch pointierte Karikaturen kennt, "die nicht schlimm sind, auch wenn man über Geschmacksfragen natürlich immer streiten kann". Manchmal würden durch die Satire Aspekte aufgezeigt, die einer Religion Anlass zum Nachdenken geben. "Das gehört in eine moderne Zeit, ob es einem gefällt oder nicht."


Besonnenheit erwünscht

Zinck wünscht sich, dass die Islamkritiker nach dem Attentat in Deutschland nicht noch mehr Zulauf bekommen. "Ich hoffe, dass die Menschen besonnen bleiben, denn nicht jeder, der dem Islam angehört, ist radikal und Fundamentalist". Die Sprecher der muslimischen Gruppierungen seien ja selbst geschockt und würden sich von den Terrorgruppen klar distanzieren.

Und was sagt der Neudrossenfelder Karikaturist Klaus Häring zur Frage, wie weit Satire gehen darf? Häring, der selbst viele politische und gesellschaftliche Probleme aufgreift, hält sich aus Glaubensthemen weitgehend raus, eben weil er weiß, dass man bei allen Religionen mit Satire schnell anecken kann.


Nie unter die Gürtellinie

Grundsätzlich, so der Neudrossenfelder, sollte eine Karikatur nie unter die Gürtellinie gehen. "In Frankreich nimmt man das etwas lockerer. Bei uns würde man da schneller als Rassist eingestuft", sagt Häring. Das französische Magazin "Charlie Hebdo" habe mit guten, aber extremen Karikaturen extreme Themen aufgegriffen und sich so Feinde gemacht habe.

Das Attentat sei unbedingt zu verurteilen, denn wie für die beiden Dekane gilt auch für Häring: Gewalt darf nie eine Antwort auf Satire sein.