Druckartikel: Sanka statt Mörtelsäcke in Thurnau

Sanka statt Mörtelsäcke in Thurnau


Autor: Jochen Nützel

Thurnau, Dienstag, 07. Januar 2014

In der Thurnauer Kirschenallee könnte der Rettungswagen seinen Stellplatz bekommen. Nach dem Aus für das Dienstleistungszentrum hat Hans Schwender diese Alternative auf dem Areal einer insolventen Baufirma aufgetan.
Im Auftrag von Hans Schwender werden die Gebäude der insolvente Baufirma Müller in der Kirschenallee gerade saniert. Der Thurnauer Unternehmer plant, das Areal später an das BRK zu vermieten. Das Rote Kreuz sucht einen neuen Platz für seinen Rettungswagen. Foto: Jochen Nützel


Die Handwerker sind zurück nach den Feier tagen. Klopfen und Hämmern dröhnt aus dem ehemaligen Baugeschäft Müller in der Thurnauer Kirschenallee; im Innenhof stapeln sich Pflastersteine und Reste einer Betondecke. Die Firma hatte vor rund eineinhalb Jahren Insolvenz angemeldet. Traurig für die Beschäftigten - aber womöglich ein Glücksfall für das Bayerische Rote Kreuz.

Denn in den ehemaligen Wohn- respektive Geschäftsräumen der Ex-Baufirma könnte die neue BRK-Einsatzzentrale entstehen. Damit würde zugleich ein beinahe fünfjähriges Provisorium der Rotkreuz-Helfer im Feuerwehrhaus enden.
Hans Schwender ist der Dreh- und Angelpunkt bei dieser Entwicklung. Der ortsansässige Unternehmer lässt derzeit das Areal sanieren und umbauen. Der Bauantrag für eine zusätzliche Doppelgarage liegt beim Landratsamt.

Er plane, das Gebäude samt Grundstück zu erwerben und es dann an den BRK-Kreisverband zu vermieten. Der Gebäudekomplex werde energetisch saniert, bekomme eine neue Heizung, neue Sanitäranlagen und Fenster. Laut Schwender könne das BRK ab Ende des Monats dort einziehen.

Dippold: "Lichtblick für uns"

Vorsichtiger formuliert es BRK-Kreisgeschäftsführer Jürgen Dippold: "Die Entwicklungen in der Kirschenallee sind sicher ein Lichtblick für uns." Eine Unterbringung der Einsatzzentrale in einem Dienstleistungszentrum wäre zweifelsohne die ideale Lösung gewesen. Aber das Großprojekt auf dem Gelände des alten Bahnhofs war wegen aus dem Ruder gelaufener Kosten gekippt worden. "Fest steht: Aufgrund der europaweiten Ausschreibung für einen BRK-Standort ist die Situation für uns nach wie vor schwierig." Da es sich beim Rettungswesen um einen so genannten öffentlichen Sicherstellungsauftrag mit komplexen Anforderungsprofilen handelt, bestimmt nicht mehr der Rettungszweckverband über die Vergabe einer Einsatzzentrale, sondern die Europäische Union mit der Maßgabe größtmöglicher Transparenz. "Vor diesem Hintergrund war klar, dass wir aus unserem Provisorium in der Feuerwache raus müssen", sagt Dippold und ergänzt: "Es ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass wir dort für so lange Zeit unterkommen konnten."

Was die Ausschreibung angeht, so habe der BRK-Kreisverband offenbar überzeugende Argumente vorgelegt. "Wir haben die Vergabe für uns entschieden", sagt Dippold. Dafür seien diverse Konzepte ausgearbeitet worden. "Von der Personalplanung bis hin zur Einhaltung der Hygienevorschriften haben wir alles auf 300 Seiten aufgedröselt." Dass das Rote Kreuz am Standort Thurnau festhalten wolle, habe nie zur Disposition gestanden, betont der Kreisgeschäftsführer. "Unsere Ehrenamtlichen haben den Standort mit hohem persönlichen Engagement aufgebaut. Ohne diesen enormen Einsatz der freiwilligen Helfer könnten wir als BRK heute keine dauerhaften Arbeitsplätze schaffen."

"Zweitbeste Lösung"

Thurnaus Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/Offene Liste) bewertet die Lösung einer BRK-Zentrale in der Kirschenallee als eine gute - "wenn ich auch sagen muss, dass sie nach dem gescheiterten Dienstleistungszentrum für mich nur die zweitbeste ist". Allerdings sehe er den Verbleib des BRK-Rettungswagens in Thurnau als Erfolg an.

Was das ehemalige Bahnhofsgelände angeht, so könne er dies Interessenten mittlerweile mit einer Hypothek weniger anbieten: "Eine Anwohnerin hat ihre Klage gegen eine Bebauung zurückgezogen."