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Ruine Nordeck ist vom Einsturz bedroht


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Mittwoch, 04. Sept. 2013

Die Nordeck, das Wahrzeichen Stadtsteinachs, ist schlimmer dran als vermutet. Große Teile der Ruine müssen in den nächsten Wochen notgesichert werden: Akute Einsturzgefahr!
Die rot markierten Stellen der Ruine Nordeck sind akut einsturzgefährdet. Foto: Sonja Adam


Noch in diesem Sommer wollten die Bayerischen Staatsforsten die Burgruine Nordeck instand setzen und wieder für die Besucher öffnen. Doch daraus wird nichts: Das Ingenieurbüro Burges und Döhring hat Kernbohrungen durchgeführt und die Ruine genau analysiert. Das, was von der einstigen Burg übrig blieb, ist ruinöser als vermutet, ja akut einsturzgefährdet.

Die Hervorwölbungen und Risse sind nicht nur oberflächlicher Natur, sondern beeinträchtigen die Tragsicherheit großer Bauwerksteile. "Damit haben wir auch nicht gerechnet. Wir dachten, was Jahrhunderte gehalten hat, wird auch in Zukunft halten. Wir hätten uns natürlich andere Ergebnisse gewünscht", bringt Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten das katastrophale Ergebnis auf den Punkt.

Schon jetzt ist dem Betriebsleiter klar, dass man mit der ursprünglich veranschlagten Sanierungssumme von 200.000 Euro wohl nicht auskommt.
"Wir werden jetzt schon in den nächsten Wochen eine Notsicherung durchführen, um noch weitere unkontrollierte Abstürze von Steinen oder Mauerteilen zu verhindern", so Maier. Denn Gefahr ist in Verzug. Wind, Regen und jede andere Belastung können zu größeren Einstürzen führen. "Wir wissen nicht, wann das passiert."

Wenn es um die wirkliche Instandsetzung und eine spätere Nutzung der Ruine geht, werden auch Regierung von Oberfranken, der Landkreis, die Oberfrankenstiftung und die Stadt mit ins Boot genommen. "Wir können nur für den Erhalt sorgen, aber wenn es um museumspädagogische Konzepte geht, müssen alle mithelfen", so Maier.
Bei der Notsicherungsmaßnahme werden erst einmal Kanthölzer mit einer Stahlseilsicherung um den Turm gelegt. Zusätzlich wird ein Drahtgeflecht das Mauerwerk stabilisieren und verhindern, dass Mauerteile komplett zusammenstürzen. Die Oberseite des Turmes wird mit einer Folie geschützt. "Wir müssen verhindern, dass Wasser und Nässe ins Mauerwerk und ins Innere eindringen können", so Maier. Diese Notsicherungsmaßnahme wird erst einmal 15.000 bis 20.000 Euro verschlingen. Doch gewonnen ist damit auf Dauer noch nichts. Es wird nur verhindert, dass die Ruine in sich zusammenfällt und zu weiten Teilen abbricht.

Derzeit erstellt Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung eine bauhistorische Untersuchung und Dokumentation. Direkt nach dem Winter muss sich dann eine dauerhafte Sicherung und Sanierung anschließen. Meterlange Anker sollen ins Mauerwerk des gesamten Turmköfpers eingebracht werden. Die obere Mauerkrone ist nicht mehr zu retten. Sie muss auf einer Tiefe von einem halben Meter bis zu einem Meter abgetragen werden und neu aufgemauert werden. "Nur so kann das Eindringen von Feuchtigkeit und Pflanzenbewuchs verhindert werden", erläutert Maier.

Im Stadtsteinacher Rathaus präsentierte Maier die schlimmen Ergebnisse und bat auch die Stadt um Hilfe. Auch bei behördlichen Formalitäten. Denn bei der Sanierung der Nordeck sind auch Belange des Naturschutzes betroffen. Die Nordeck liegt in einem FFH-Gebiet mit Naturwaldreservat.

"Es kann auch sein, dass der Aufgang zur Nordeck verlegt werden wird und in Zukunft auf der anderen Seite herum führt", erklärt Maier. Denn zu allem Überfluss ist der Fels auf der rechten Seite, wo jetzt der Aufgang herumführt, nicht stabil.

Bürgermeister Roland Wolfrum war über das Ausmaß der Schädigungen überrascht und schockiert. "Wenn man genau hinschaut, sieht man natürlich, dass sich die Ruine in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat und dass sich Bereiche nach außen gewölbt haben", so Wolfrum.

Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten appellierte an Naturliebhaber und Ausflügler, sich auch in Zukunft an die Absperrungen zu halten. "Wir haben schon die Resonanz, dass die Ruine noch immer ein Anziehungspunkt ist, auch wenn man nicht darin herumlaufen kann", so Maier.

Die Sanierung der Burgruine Nordeck wird sicherlich auch im nächsten Jahr nicht komplett von statten gehen, sondern wird ein jahrelanges Projekt werden.