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Ruhige Nächte in der Oberen Stadt


Autor: Sonja Adam

Kulmbach, Sonntag, 15. August 2021

Das haben sich viele Anwohner gewünscht: Am Wochenende war kaum was los, die Krawallmacher blieben dem Gebiet fern.
Die Security patrouillierte auch durch die Gassen.  Foto: Sonny Adam


Es waren ruhige Nächte in der Oberen Stadt: Viele Anlieger haben sich das gewünscht, am Wochenende wurde der Wunsch zur Realität. Es war nichts los auf der Feiermeile.Trotz der angenehmen Temperaturen kamen deutlich weniger junge Leute als an den Wochenenden zuvor.

Möglicherweise liegt es an den Sommerferien, möglicherweise aber auch an der steten Polizeipräsenz, an Kontrollen, am offiziell verkündeten Alkohol-Mitbring-Verbot und an der angekündigten Verstärkung der Sicherheitskräfte.

Augenfällig: Die Gruppen, die in den letzten Monaten immer wieder provoziert haben und die alkoholisiert regelmäßig ein Einschreiten der Polizei erforderlich machten, feierten offensichtlich anderswo. Für die Obere Stadt bedeutete das: keine Stänkereien, keine Schubsereien, keine Beleidigungen und auch kaum ekelhafte Hinterlassenschaften.

Bürgermeister Frank Wilzok (CSU) hatte nach dem Bericht in der Bayerischen Rundschau kurzfristig die Sicherheitskräfte verstärkt. Die Toiletten wurden vom Marktplatz näher ans Geschehen versetzt und hinter dem Torbogen postiert, direkt gegenüber dem Aufgang zur Petrikirche. "Wir werden sicherlich noch eine Abschlussbesprechung machen und für die nächste Sommersaison ein Konzept erarbeiten", so der Bürgermeister.

An diesem Wochenende mischte sich Frank Wilzok selbst unters Volk. Er sprach vor der "Sohle" und dem "Pina" mit den jungen Leuten und mit den Gastronomen und erntete dafür Applaus. "Er macht sich selbst ein Bild. Wir wollen nur ruhig feiern. Mehr nicht", sagten die Nachtschwärmer und posten für Spaßfotos. "Wir sind ganz normale Leute", sagten viele und betonten, dass sie mit denen, die sich daneben benehmen, nicht in einen Topf geworfen werden wollen. Die Jugend feierte friedlich, traf sich mit Freunden. Es wurde gelacht, gescherzt. Mehr nicht - alles ganz harmlos.

Natürlich zogen sich auch einige kleine Grüppchen in Hinterhöfe zurück, um doch noch ein paar heimlich mitgebrachte Getränke zu konsumieren. Mädchen zogen eine Flasche Wein aus der Hecke in der Michel-Weiß-Straße, andere trafen sich hinter dem Badhaus, am Entenweiher oder in einem anderen Hinterhof. Gelage und Alkoholexzesse wurden aus diesen Treffen jedoch nicht.

Die Anwohner, die in den letzten Wochen viel mitgemacht haben und die wegen der ständigen Verschmutzung der Häuser durch Exkremente an die Öffentlichkeit gegangen sind, saßen friedlich auf Balkon und Terrasse. Bürgermeister Frank Wilzok schaute vorbei und sprach mit ihnen. Das "Kümmern" mitten in der Nacht kam bei den Anwohnern gut an.

Familie Christ staunte über die neue Friedlichkeit. "Die Leute sollen ja feiern. Aber es geht nicht, dass wir vor der Haustür jeden Tag neue Überraschungen finden", sagte Hannelore Christ. Die Anlieger wollen sich an einem runden Tisch einbringen. Denn die Feierlust in der Oberen Stadt und das Über-die-Stränge-Schlagen einiger tangiert letztlich das ganze Viertel.

Der Sicherheitsdienst patrouillierte durch die Altstadtgassen - bis in die Buchbindergasse. Auch dort gab es eine Neuerung: Nachts herrscht Durchfahrverbot. Noch halten sich allerdings nicht alle Autofahrer daran, bahnten sich "als Anwohner" einen Weg durch die Feiernden in der Buchbindergasse.