Riesige Haschisch-Menge verkauft
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Dienstag, 14. Januar 2014
Nun sitzt das nächste Mitglied des Kulmbacher Drogenrings auf der Anklagebank. Der 30-Jährige war im Besitz von Rauschgift in Mengen, die selbst Fachleute sonst nur aus Drogenhochburgen kennen.
Ein weiteres Mitglied des Kulmbacher Haschischrings muss sich seit Dienstag vor dem Landgericht in Bayreuth verantworten. Der 33-jährige Arbeiter aus dem früheren Stadtsteinacher Landkreis ist bereits der sechste Angeklagte in dieser Prozessserie, in der es um riesige Mengen des Rauschgifts geht.
Bisher hat das Gericht Gefängnisstrafen zwischen zwei und drei Jahren wegen Drogenhandels und Drogenbesitzes ausgesprochen. Dem Arbeiter, der sich jetzt verantworten muss, wirft die Staatsanwaltschaft den Erwerb von fast 29 Kilogramm und den Weiterverkauf von fast 25 Kilogramm vor. Die Differenz war wohl zum Eigenkonsum bestimmt.
Selbst Fachleute in der Region sind derartige Mengen bislang nur aus den Drogenmetropolen bekannt.
Pro Konsumeinheit, also pro Joint, werden in der Regel zwischen 0,3 und 0,5 Gramm Haschisch benötigt.
"Da führt kein Weg vorbei"
Ganz klar war dem Angeklagten das Ausmaß seiner Taten bislang offensichtlich nicht. Obwohl frisch verheiratet und Vater eines kleinen Kindes, wird er um eine Gefängnisstrafe wohl nicht herumkommen. "An einer Strafverbüßung führt kein Weg vorbei, alles andere wäre unrealistisch", nahm ihm der vorsitzende Richter Michael Eckstein gleich zu Beginn der Verhandlung vor dem Landgericht Bayreuth jede Hoffnung. Ob der Mann, der angibt, selbst süchtig zu sein, eine Drogentherapie machen kann, wird sich bis zur Urteilsverkündung zeigen.
Am Nachmittag wurde der Prozess für eine Exploration durch den Landgerichtsarzt kurzfristig unterbrochen.
Konkret soll der Drogenhandel im vorliegenden Fall bereits 2006 beziehungsweise 2007 begonnen haben. Der Angeklagte habe seine Lieferanten, einen Mann aus Bindlach und ein Brüderpaar aus dem Landkreis Kulmbach, damals in der Diskothek Halifax kennengelernt und bis 2012 in mindestens 21 selbstständigen Fällen zusammen 28,75 Kilogramm Haschisch erworben, so heißt es in der Anklage.
172 000 Euro Umsatz
Die Staatsanwaltschaft beantragte in der Anklage auch den Verfall von über 172 000 Euro. Auf diese Summe hat die Anklagebehörde den Umsatz errechnet, den der Angeklagte mit dem Rauschgift gemacht haben soll.
Er habe bereits als 17-Jähriger begonnen, Haschisch zu rauchen. "In der Clique war das ganz normal", sagte der Angeklagte. Dadurch sei er in die falschen Kreise geraten, und die Drogengeschäfte hätten eine Eigendynamik entwickelt, ohne dass er das Ganze überhaupt noch kontrollieren konnte. Für die Jahre 2008 bis 2012 gab er seinen täglichen Haschischkonsum mit 1,5 bis zwei Gramm an.
Erst in der Untersuchungshaft habe er reinen Tisch gemacht. Mittlerweile befinde er sich in therapeutischer Behandlung und strebe eine Landzeittherapie an.
Ein wenig gab der Angeklagte die Schuld aber auch einem der beiden Brüder, die ihn regelmäßig beliefert hatten. 2011 habe er wegen einer ersten Anklage den Drogenhandel bereits komplett eingestellt. "Ich wollte mich gänzlich zurückziehen", sagte der Angeklagte. Dazu sei es dann aber doch nicht gekommen, weil der bereits verurteilte immer wieder auf ihn eingeredet und ihn schließlich auch überredet habe, weiter zu machen.
"Ohne sein Zutun wäre es nicht soweit gekommen", so der Beschuldigte. Er sei leider zu schwach gewesen, um Nein zu sagen, stellte der 30-Jährige fest.
Einen Vorgeschmack darauf, welche Mengen in der Prozessserie noch zur Sprache kommen werden, gab der Hauptdealer in seiner Zeugenaussage. Der 29-jährige ist offensichtlich ebenfalls entschlossen, reinen Tisch zu machen.
Riesige Plantage in Berlin
Vor Gericht gab er an, allein in den Jahren 2006 bis 2009 zusammen bis zu 120 Kilogramm Haschisch umgesetzt zu haben. Ein Teil des Stoffes stammte aus Marokko, ein weiterer Teil von einer riesigen Plantage in Berlin, die erst vor kurzem aufgeflogen war.
Die Verhandlung am Bayreuther Landgericht wird fortgesetzt.