Restaurant "Schorrmühle" in Thurnau wird geschlossen
Autor: Katharina Müller-Sanke
Thurnau, Freitag, 10. Oktober 2014
"In Thurnau bekommt man nichts Fränkisches zu essen" - das hören Besucher in der Töpfergemeinde oft. "Kuchen? Fehlanzeige!" Auch das soll bei einer der Führungen durch den historischen Ortskern geäußert worden sein. Hintergrund solcher Aussagen ist offenbar die baldige Schließung der "Schorrmühle".
Einige örtliche Gastronomen ärgern sich freilich über solche Behauptungen. "Bei uns gibt es jeden Sonntag Braten und selbst gemachte Klöße. Auch Presssack und so weiter stellen wir selbst her. Regelmäßig trifft sich hier der Stammtisch", sagt Christine Schneider vom Gasthaus "Fränkischer Hof" in der Bahnhofstraße.
Sie hatte nicht erst einmal Gäste in ihrer Wirtsstube sitzen, die von Einheimischen nach Schederndorf, Huppendorf oder sonstwo in der Region geschickt worden sind. "Das ist ja auch in Ordnung, wenn die Leute da auch hingehen, aber dass wir hier im Ort von manchen scheinbar überhaupt nicht wahrgenommen werden, das ärgert uns", so Schneider.
Die gleiche Erfahrung hat Renate Bayer vom gleichnamigen Café am Rathausplatz gemacht.
Seit knapp 48 Jahren betreibt Renate Bayer ihr Café schon im Ort, der Fränkische Hof ist seit über 100 Jahren in Familienbesitz. Eigentlich müssten beide Lokale den Thurnauern bekannt sein. "Die Leute, die sich beschweren, dass es nichts Fränkisches und keine Kuchen zu essen gibt oder kein echtes Wirtshaus, das sind die Leute, die noch nie bei uns waren", ist Renate Bayer aufgefallen. "Die spekulieren auch am meisten darüber, ob wir schließen."
Wegen Krankheit zwei Ruhetage
Stammgäste fragen einfach selbst nach. Und die müssen dann auch nicht spekulieren. Denn Renate Bayer ist ganz offen: "Ich habe Krebs. Ich muss mich schonen, und deshalb habe ich jetzt zwei Ruhetage pro Woche - Montag und Mittwoch." An den restlichen Tagen ist normal offen, und die Chefin steht wie eh und je selbst hinter dem Tresen. Doch dass es fränkische und alteingesessene Lokale in Thurnau schwer haben, das will auch die Wirtin nicht verhehlen.
Immerhin: "Die Schorrmühle schließt zum Ende dieses Monats endgültig. Zu den Gründen will Chef Stefan Wiesenmüller nichts sagen. Im Restaurant "Labsal" in der Hopfenleite hängt ein Schild mit der Aufschrift "vorübergehend geschlossen". Die Gaststätte "Alte Fronveste" will dem Vernehmen nach die Öffnungszeiten weiter reduzieren. Das Schlossrestaurant war im vergangenen Jahr nur kurze Zeit in Betrieb.
Doch es gibt in Thurnau auch einige Gastronomen, für die läuft das Geschäft augenscheinlich gut. Zwei italienische und ein griechisches Lokal erfreuen sich großer Beliebtheit. Claudio Statile hat sein italienisches Restaurant im ehemaligen Gasthof Kern in der Bahnhofstraße. "Wir sind schon zufrieden hier. Aber Gastwirt - das ist einfach ein komischer Beruf", so der gebürtige Italienier, der seit 16 Jahren in Thurnau lebt. "An einem Tag ist der Laden voll, am anderen kommen nur wenige Leute. Man muss auf alles eingestellt sein. Schließlich sollen alle Gäste immer den optimalen Service erhalten."
Das habe sich verändert, weiß ein älterer Thurnauer. "Früher sind die Handwerker jeden Abend ins Lokal gegangen, da gab es jede Menge Stammtische und bis zu zwölf Lokale", erinnert er sich an die Zeit seiner Kindheit und Jugend. Damals habe es eben noch kein Fernsehgerät gegeben.
Leute gehen seltener ins Lokal
So weit kann Claudio Statile naturgemäß nicht zurückdenken. Allerdings stellt auch er fest: "Die Leute gehen seltener ins Lokal als noch vor ein paar Jahren. Und wenn sie dann gehen, wollen sie komplett umsorgt werden." Er hat zum Beispiel mit seinem Angebot an frischem Fisch besonders gute Erfahrungen gemacht.
Auch Wassilios Pentas, der im Juli das alte Lokal "Schlossbräu" am Thurnauer Schlossweiher neu eröffnet hat, ist zufrieden. "Wir haben sehr viele Gäste und können uns nicht beklagen", freut sich der Grieche. Neben Spezialitäten aus seinem Heimatland serviert er auch fränkische Gerichte wie Krenfleisch und Schäuferla. "Bei uns ist jeder willkommen. Jeder wird herzlich aufgenommen" so Pentas. "Ich zeige auch jedem die Küche und das frische Fleisch. Hier ist nichts geheim!" Er sieht seine einnehmende Art auch als Grund dafür, dass es bei ihm so gut läuft. Bei vielen Thurnauern wird diese Art sehr geschätzt.
"Man hat das Gefühl, dass man willkommen ist. In den fränkischen Lokalen bei uns ist das nicht unbedingt der Fall. Da müssen sich die Gastwirte auch mal an die eigene Nase fassen", kritisiert ein Thurnauer, der nicht genannt werden will.
Fest steht aber: In der Töpfergemeinde herrscht mittlerweile eine große Vielfalt, und diese wird sich in naher Zukunft noch erweitern. "Wir haben schon Interessenten, die sich auch in Thurnau niederlassen wollen", bestätigt Bürgermeister Martin Bernreuther. Er sichert jeder Neuansiedlung seine volle Unterstützung zu.
Und dann bleibt nur noch das Problem der Kommunikation: Damit ein Fremder, der nach Thurnau kommt, von den Einheimischen nicht wieder weggeschickt wird...