Druckartikel: Renate Kodisch macht ein Geschenk zum Bilderbuch

Renate Kodisch macht ein Geschenk zum Bilderbuch


Autor: Vanessa Schneider

Kulmbach, Donnerstag, 29. November 2012

Für ihr Buch stapfte Renate Kodisch mit zwei Stoff-Mädchen durch den Schnee. Eigentlich sollte es nur ein Geschenk für ihr Enkelkind werden, jetzt wurde das Bilderbuch verlegt.
Renate Kodisch   ließ die Püppchen Emma (links) und Lotte durch den verschneite Landschaft  am Waldstein reisen und fotografierte sie dabei.    Anschließend schrieb sie über das Abenteuer ein Buch. Foto: Vanessa Schneider


Renate Kodisch hat einen anderen Blick auf die Natur. Beim Spazierengehen im Wald oder beim Langlaufen im Winter fallen ihr immer wieder spannende Bildmotive auf. Einmal stieß sie auf einen moosbewachsenen Baumstumpf am Wegrand. Sie sah in dem Stumpf und dem Moos einen Tisch mit Decke. "Es fehlte nur noch das Puppengeschirr", schwärmt die 53-Jährige von diesem Anblick.

"Ich habe eine kindliche Fantasie", erklärt Kodisch. Genau diese nutzte sie nun für ihr erstes Buch "Weihnachten am Waldstein mit Emma und Lotte", das vor wenigen Wochen im Amicus-Verlag erschienen ist.

Das Buch war ursprünglich nur zum "Hausgebrauch" gedacht, wie Kodisch erklärt. Sie wollte ihrer dreijährigen Enkelin Frida etwas ganz Besonderes zu Weihnachten schenken. Es sollte einzigartig sein und einen ideellen Wert haben. Frida wohnt in Hamburg und kennt die Heimat ihrer Großmutter kaum.

"Ich wollte Frida zeigen, wie schön es hier ist." Kodisch ist in Kulmbach aufgewachsen und wohnt seit ein paar Jahren in Münchberg.


Filzgesicht im Schnee

Kodisch, die in einer Kulmbacher Arztpraxis arbeitet, schnappte sich in ihrer Freizeit einen Rucksack, zwei Püppchen und eine kleine Digitalkamera und wanderte zum verschneiten Waldstein. Es ist ein Ort, der sie schon immer verzauberte - "ein Winterwundermärchen". Die kuriosen Felsformationen, Eiskristalle auf den Tannenzweigen und der glitzernde Schnee in der Sonne regten ihre Fantasie an. "Der Schnee lag mindestens einen halben Meter hoch."

Das war vor zwei Jahren. Zehn Mal ist Kodisch in jenem Winter auf dem Berg gewesen. Sie stand bis zu den Oberschenkeln im Schnee und versuchte mit Filzstücken Gesichter zu erschaffen oder setzte die zwei Püppchen in den Schnee.


Ein einsamer Christbaum

Oft kamen Spaziergänger vorbei und wunderten sich über Kodisch. "Ich habe dann immer geantwortet, dass ich ein Buch schreibe und dafür Bilder mache", erklärt Kodisch. Für das Ende ihres Buches dekorierte sie sogar einen Baum mit Weihnachtsschmuck. "Dafür bin ich dann aber auch auf eine einsame Lichtung gegangen."
Der Winter ging zu Ende und Kodisch hatte über 250 Bilder am Waldstein gemacht. Im Sommer sichtete sie die Fotos. "Ich sah mir die Bilder an und schrieb los."

Auf einer Wanderung durch den verschneiten Winterwald lösen Emma und Lotte eine knifflige Aufgabe, die ihnen der alte Wal vom Waldstein gestellt hat. Damit alle Kinder schöne Weihnachten haben, müssen sie ein verstecktes Weihnachtsbäumchen finden. Hilfe erhalten sie von lustigen und eigenartigen Geschöpfen wie dem Steinbär, dem Bäumemeister oder dem Baumstumpf Frido.

Vier Monate dauerte es, bis die Geschichte fertig war. Renate Kodisch ordnete die Texte zu den Bildern und ließ das Ergebnis drucken. Ihre Freunde waren alle begeistert von ihrer Arbeit. "Frida ist noch zu klein, aber mittlerweile habe ich es ihr schon vorgelesen."

Im März fuhr sie dann zur Leipziger Buchmesse und fragte an den Ständen der Verlage nach. Das Buch ist mit seinen Bildern sehr ungewöhnlich. Große Verlage lehnten es daher ab. Beim Amicus-Verlag hatte Kodisch dann Glück. Über 2000 Exemplare wurden gedruckt. Als sie die ersten Bücher vom Verlag in der Nähe von Coburg abholte, war Kodisch überwältigt. Plötzlich ist sie zur Buchautorin geworden. "Das war schon ein schönes Gefühl."


Emma ist die Pfiffige

Seither hat Renate Kodisch die beiden Püppchen Emma und Lotte überall mit dabei. In Hongkong und am Gardasee. Bei sämtlichen Lesungen in Kindergärten. Erst wollte sie die Beiden nach ihrer Tochter und ihrer Enkelin benennen, doch dann entschied sie sich dagegen. Emma sollte das Mädchen mit den frechen Zöpfen heißen. "Emma ist pfiffiger. Lotte ist dagegen oft zurückhaltend", beschreibt Kodisch das Wesen der Protagonisten. Doch fast wäre ihre Lieblingsfigur Emma ein Junge gewesen. Bevor sie die Bilder machte, hatte sie noch eine männliche Figur. Kodisch verschenkte sie an ein Kind und bemerkte dann, dass es diese Puppe nicht mehr zu kaufen gab. Deswegen sind Emma und Lotte zwei Mädchen.

Anfangs hatte Kodisch Sorge, ob die Geschichte auch bei den Kindern ankommt.Bei einer Lesung in der Kinderkrippe ihrer Enkelin waren die kleinen Kritiker ganz zufrieden. "Sie lauschten alle ganz gespannt."

Kodisch möchte für jedes Enkelkind ein solches Buch gestalten. Vielleicht erscheint demnächst Bücher über Emma und Lotte auf Reisen durch China oder Italien. Oder Emmas Bruder taucht als männliche Figur auf. Kodisch hat Gefallen gefunden am Fotografieren und Schreiben. "Ich habe noch viele Ideen."