Druckartikel: Renaissance eines alten Hausmittels

Renaissance eines alten Hausmittels


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Mittwoch, 28. Juni 2017

Die Ernährungstage geben Einblick in die Geheimnisse der Leinölproduktion. Bei einem Spaziergang am Montag werden eine Mühle und ein Feld besucht.
Leinöl aus der Marienmühle in Marienweiher: Christian Thurn betreibt die Mühle gemeinsam mit seiner Mutter. Fast täglich produziert er Leinöl. Fotos: Sonny Adam


In der guten alten Zeit war Leinöl ein bewährtes und weit verbreites Hausmittel. Es wurde bei Husten und bei Magenbeschwerden angewendet, sollte zudem gegen Verbrennungen helfen. Heute ist das Naturprodukt ein bisschen in Vergessenheit geraten. Denn Leinöl ist nur wenige Wochen haltbar, entwickelt kurz nach der Pressung einen etwas bitteren Geschmack.
Leinöl wird allerdings eine äußerst positive Wirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, als Prophylaxe gegen Diabetes Mellitus und als Naturheilmittel, um die Blutfettwerte positiv zu beinflussen, nachgesagt. Vor allem in der kalten Küche wird es immer beliebter.
Bei den fünften Bayerischen Ernährungstagen können Interessierte auf den Spuren des Naturproduktes wandeln. Der Landwirt Rainer Heinz aus Presseck hat sich bereit erklärt, mit Ursula Willenberg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach und mit allen Interessierten seine Gründe, Öllein anzubauen, zu erläutern. Auch ein Pflanzenbaufachberater steht vor Ort zur Verfügung - und natürlich können auch die Leinfelder besichtigt werden.
Bislang baute der Landwirt aus Presseck auf einem Hektar Öllein für die Marienmühle in Marienweiher an, in diesem Jahr hat er die Anbaufläche auf zwei Hektar ausgedehnt. Denn neuerdings möchte die Marienmühle auch Goldlein aus Presseck beziehen. Goldlein ist quellfähiger als normaler Lein, fördert die Verdauungstätigkeit.
Außerdem steht der Besuch der Ölmühle in Marienweiher auf dem Programm des Ernährungsspazierganges. "Neben der handwerklichen Herstellung und Verkostung von kaltgepresstem, nativem Leinöl vor Ort bekommt man bei der Veranstaltung einen Überblick über gesundheitliche Aspekte von Leinöl und über seine Verwendung im Haushalt", so Willenberg.
Die Ölmühle in Marienweiher wird von Christian Thurn (35) gemeinsam mit seiner Mutter Ingrid Wettermann betrieben. "Seit August 2016 betreibe ich die Mühle hauptberuflich. Wir haben den Verkauf aber nur dienstags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, wir verkaufen ja auch online", erklärt Thurn das Konzept. Nicht nur Leinöl gehört zum Produktportfolio der Mühle, sondern auch Kokosprodukte und andere Bioprodukte. "Das Besondere an unseren Ölen ist, dass sie Rohkostqualität haben. Das erreichen wir durch den Einsatz unserer wassergekühlten Zehlendorfer Ölmühle", zeigt Christian Thurn. Leinöl wird in UV-geschützten Flaschen abgefüllt, sollte unter 15 Grad gelagert werden. Gewonnen wird Leinöl aus den reifen Flachsamen. "Wir arbeiten mit einem Biobauern in Presseck zusammen. Er liefert uns zweit Tonnen Flachsamen und Goldlein", erklärt Thurn.
Bei den Ernährungstagen geht es darum, Verbrauchern den Weg vom Anbau der Samen bis zum Öl darzulegen, so Willenberg."Wir hoffen, dass wir mit solchen Veranstaltungen die Wertschätzung für die regionalen Produkte und die Alltagskompetenz der Verbraucherin stärken können." "Leinöl erlebt derzeit einen Trend. Sowohl in Kulmbach als auch in Kronach existieren handwerklich arbeitende Ölmühlen. In beiden Landkreisen gibt es wieder Landwirte, die Öllein anbauen. Keine großen Mengen, aber auch der kleinteilige Anbau ist ein Anfang", so Willenberg, die auf großes Interesse hofft.



Termin Der "Ernährungsspaziergang" (die Strecke zwischen Marienweiher und Presseck wird mit Privat-Pkw zurückgelegt) findet am Montag, 3. Juli, zwischen 14 Uhr und 18 Uhr statt. Stationen sind die Ölmühle in Marienweiher und das Leinölfeld eines heimischen Landwirtes in Presseck.


Anmeldung Anmelden kann man sich bis zum morgigen Freitag, 12 Uhr, telefonisch unter 09221/5007-0 bei Ursula Willenberg vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder auch bis zum kommenden Samstag per Mail an ursula.willenberg@aelf-ku.bayern.de.