Regionales aus Ganzweitweg
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Montag, 22. Juli 2013
Global denken - regional handeln: Wie oft wird der Slogan Politikern gerade jetzt bei Wahlkampfauftritten im Mund gerinnen? Region - klingt ja gut. So nach Vertrautem. Nach Geld, das vor der Haustür bleibt. Fragt sich nur: Wo darf Region draufstehen?
Nehmen wir die Fleischwurst: Deren tierische Inhaltsstoffe können über maximal wie viele Kilometer transportiert werden, damit sie so eben noch "aus der Region" stammt? Ziehen wir den Zirkelkreis auf der Karte bei zehn Kilometern? Bei fünfzig? Gehen hundert auch noch durch? Mal so als umhergekarrtes Rindvieh/Schwein gefragt.
Vorsicht ist geboten, wenn der Discounter die Ananas aus heimischem Anbau anpreist und der Kaviar sich dank regionaler (!) Gewürze wie Curry und Koriander fast schon als Oberfranke fühlen darf. Dieses Ei vom Stör hat's gar nicht schwör, an der Regio-Fischtheke zu stranden.
Der Inter-Regio verkehrt... ja wo eigentlich? In der Region oder zwischen Regionen? Ziehen da alle an einem Schienenstrang? Wer stellt die Weichen? Vielleicht aufs Abstellgleis? Manche Region, heißt es, sei abgehängt worden. Die "Stiftung Warentest" hat jetzt der Region etwas angehängt, nämlich ein Urteil.
Ach was... Wie definiert der Verbraucher denn "Regionales"? Ergebnis: ein weites Feld. Im engsten Sinn umfasst Region den Wohnort; im weitesten einen zusammenhängenden "Naturraum". Wie etwa der Spreewald. Wenn aber jetzt der Supermarkt umme Ecke Spreewald-Gurken "mit regionaler Rezeptur" verkauft: Heißt das, dass die Gurken aus Brandenburg sind , die Art der Herstellung aber fränkisch? Das wäre nicht mehr regional, sondern illegal: Spreewald-Gurken sind als geografische Angabe und damit Produkt geschützt, sogar EU-weit. Etikettenschwindel war leider noch nie auf eine Region beschränkt. Das gilt für die Gurken im Glas wie für die in der Politik.