Regenten ohne eigenes Auto
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Sonntag, 06. Januar 2013
Der Stanicher Fasching ist legendär, das Städtchen eine Faschingshochburg. Karl-Josef (68) und Elfriede Dittwar (63) wurden exakt vor 40 Jahren zum Prinzenpaar gekürt. Die beiden erinnern sich noch an die Anfänge des Stanicher Faschings.
"Das waren die Steinachjungs, die den Fasching wieder zum Leben erweckt haben", erzählt Elfriede Dittwar. Ihr Mann war auch dabei. Überhaupt war der Fasching damals noch ein richtiges lokales Event. Eine Ur-Stadtsteinacher Angelegenheit.
Dass Elfriede Dittwar einmal Prinzessin werden könnte, hat sie sich eigentlich in den Anfängen nicht träumen lassen. "Prinz und Prinzessin waren immer wichtige Leute aus der Gesellschaft. Früher war es ja so, dass das Prinzenpaar den ganzen Elferrat eingeladen und freigehalten hat. Das hätten wir uns gar nicht leisten können. Mein Mann war kaufmännischer Angestellter bei Heiß, ich kaufmännische Angestellte bei Boscha." Und weil diese Gepflogenheit geändert wurde, konnte das junge Ehepaar, das sich erst zwei Jahre zuvor das Jawort gegeben hatte, auch als Prinzenpaar Ja sagen.
Ein ganz großer Moment war auch der, als die beiden sich den Anhänger aussuchen konnten. "Wir waren bei der Fahnenfabrik Meinel, die es damals noch gab. Wir haben uns einen Umhänger aus blauem Samt ausgesucht", erzählt die Prinzessin.
"Wir mussten dann auch eine Rede halten", berichtet ihr Mann. Die Prinzen trugen damals Anzug, und die Kappe war mit langen Fasanenfedern geschmückt. "Wir waren damals viel unterwegs, obwohl wir gar kein Auto hatten. Wir sind immer von irgend jemanden aus dem Verein mitgenommen worden", lacht die Prinzessin noch heute. "Wir waren als Prinzenpaar damals auch in den Altenheimen unterwegs, kamen viel rum nach Marktleugast, nach Hof, sogar in der Fürther Stadthalle waren wir."
Und auf eine Tatsache sind die Dittwars besonders stolz: Die beiden haben wegen ihrer Prinzen- und Prinzessinnentätigkeit nicht einen Tag Arbeit versäumt. "Wir haben damals schon mal Sekt getrunken, aber eigentlich waren wir immer froh, wenn wir zwischendurch auch Wasser erwischt haben", lacht Dittwar. Überhaupt beschränkte sich die ganze Narretei auf die Freitag- und Samstagnächte. Am Sonntag war immer Ruhetag.
Beim Ehrenabend der Faschingsgesellschaft zeichneten Präsident Andy Sesselmann und Marco Anderlik vom Fastnachtsverband Franken die beiden für 40 Jahre Treue zur Stanicher Faschingsgesellschaft aus. Die Urkunde wird einen Ehrenplatz bekommen, freute sich die ehemalige Prinzessin.
Wenn Elfriede Dittwar an die Inthronisation denkt, muss sie heute noch lachen. Denn damals wurden Prinz und Prinzessin erst während der närrischen Zeit vorgestellt - nicht schon zum 11. November. "Das wusste damals niemand. Nur meine Schwiegermutter war eingeweiht, weil sie mir ja die Kleider genäht hat. Aber der Rest der Verwandtschaft ist fast vom Stuhl gefallen, als wir reinkamen", amüsiert sich die Prinzessin noch heute.
Genau so lang wie die Dittwars ist Irene Reuther (80) mit von der Partie bei der Faschingsgesellschaft Stadtsteinach. "Dass ich in den Verein bin, war eigentlich Zufall. Das habe ich meinen Mann zu verdanken. Denn der war schon in so vielen Vereinen und sagte, werde halt du Mitglied", berichtete Irene Reuther. Die 80-Jährige schaut sich bis heute gerne die Garden an. "Man kennt immer noch viele, die dabei sind", findet Reuther und ist sich sicher, dass sie auch beim Seniorenfasching 2013 nicht fehlt.
Richtige Faschingsnarren sind auch die Martins. Margit Martin hilft in der Küche und macht Sanitätsdienst, Sohn Michael ist für die Technik bei der FG zuständig - und das schon seit 20 Jahren, dankte Präsident Andy Sesselmann beim Ehrenabend für 25-jährige Treue.
Eine Sonderehrung hatte Sesselmann für Lotti Schaller parat. Sie ist seit drei Jahren im Nähteam und leistet Beachtliches. Denn seit August sind die Damen des Nähteams 30 Stunden pro Woche im Einsatz. Alles ehrenamtlich. "Ohne diese Gruppe wäre so eine Veranstaltung in Stadtsteinach nicht möglich", weiß der Präsident die Kunst der Näherinnen, den Fleiß, die Genauigkeit und die Akribie, mit der sie zu Werke gehen, zu schätzen. Denn immer wieder fällt den Näherinnen etwas Neues ein, wie die Kostüme noch weiter verbessert werden.
Den Verbandsorden des Fastnachtsverbandes Franken konnten Andrea und Conny Lorenz entgegen nehmen. Die beiden haben nach ihrer Prinzenzeit den Barbetrieb übernommen. Zudem ist Conny Lorenz Mitglied im Elferrat, Andrea Lorenz hilft beim Schminken.
Als Fördermitglieder händigte Marco Anderlik Evi Hofmeister und Rudi Stöcker einen Orden vom Fastnachtsverband aus. Die Ehrennadel des Fastnachtsverbandes Franken in Silber erhielten Michael Werzer und Stefan Hessner. Die Ehrennadel wird an Mitglieder vergeben, die schon länger im Verein sind und sich vielseitig engagieren. Allerdings darf die FG nur zwei Mitglieder benennen. Stefan Hessner ist seit zehn Jahren im Verein, tanzt im Männerballett. Michael Werzer ist seit 14 Jahren im Verein, war 2009/2010 Prinz und arbeitet im Ausschank. Beide helfen bei Auf- und Abbauarbeiten.
Faschings-Termine in Stadtsteinach
11. und 12. Januar Prunksitzung in der Steinachtalhalle, Einlass ab 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr.
2. Februar Seniorenfasching in der Steinachtalhalle, Beginn: 14 Uhr.
3. Februar Gardenachmittag in der Steinachtalhalle, Beginn: 14 Uhr.
8. Februar Weiberfasching in der Steinachtalhalle, Einlass ab 18 Uhr.
Eintrittskarten Für alle Veranstaltungen gibt es noch Karten.
10. Februar Ab 13 Uhr Stanicher Narrentreiben auf dem Marktplatz.