Reden gegen die Demenz

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Erika Lehmann hat Studentin Theresa Mayer und Gruppenleiter Helmut Ebert viel zu erzählen. Foto Jürgen Gärtner
Erika Lehmann hat Studentin Theresa Mayer und Gruppenleiter Helmut Ebert viel zu erzählen.  Foto Jürgen Gärtner
 

Im Mehrgenerationenhaus in Mainleus treffen sich ältere Menschen immer freitags in einer Runde, um sich geistig fit zu halten. Wie das geht, erklärt Psychotherapeuth Helmut Ebert.

Dass sie "Knoten im Kopf hat", das hat Erika Lehmann selbst gemerkt. Knoten im Kopf, das sind Erinnerungslücken, das sind Namen, die der alten Dame einfach nicht mehr einfallen wollen. Die Knoten im Kopf sind eine angehende Demenzkrankheit.
Deshalb besucht Erika Lehmann mit zwei weiteren Frauen die Gruppe "Fit am Freitag" im Mainleuser Mehrgenerationenhaus (MGH). "Fit am Freitag", das ist ein niederschwelliges Angebot für Menschenmit demenziellen Erkrankungen. Die in ihren Alltagskometenzen eingeschränkt und auf die Versorgung durch andere angewiesen sind.

Etwas anderes sehen

Geleitet wird die Runde von Helmut Ebert, der Ergotherapeuth, Heilpraktiker und Psychotherapeut ist, der über 20 Jahre Heimleiter in der Altenpflege war.
"Für die Menschen ist es wichtig, dass sie einmal von zu Hause rauskommen, etwas anderes sehen." Was ihm Erika Lehmann gleich bestätigt: "Mit wem soll ich sonst reden, wenn ich allein bin? Dem Fernseher, dem Radio oder der Katze."

Seelisch und körperlich entspannt

Reden ist auch der Hauptbestandteil der Runde, die Helmut Ebert zufolge bewusst nicht wie eine Therapiestunde aufgebaut ist. In die Gespräche werde das Tagesgeschehen ebenso integriert wie Fragen über Feiertage, Geburtstage, Zeitgeschehen. "Dann geht es in Bewegungsübungen über, damit die Teilnehmer seelisch und körperlich entspannt nach zwei Stunden wieder rausgehen", beschreibt der 56-Jährige das Ziel der Gruppe.
In der Runde sitzt auch eine junge Frau: Theresa Mayer aus Mainroth. Sie ist Studentin im 7. Semester an der Hochschule Coburg Fachrichtung Soziale Arbeit. Sie schreibt derzeit ihre Bachelorarbeit zum Thema "Soziale Isolation und Einsamkeit-Interventionsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit". Das Mehrgenerationenhaus ist für sie die ideale Möglichkeit, die Arbeit mit älteren Menschen in der Praxis zu erleben. "Es ist gut, mal hier reinzuschnuppern." Ihr Eindruck: Ich bewundere, wie die Leiterin des Mehrgenerationenhauses das mit einer Halbtagsstelle schafft."

Noch Plätze frei

Gemeint ist damit Ingrid Wagner. "Man muss nicht immer nur Altenheime bauen, sondern kann viel im präventiven Bereich machen", stellt sie fest und weist darauf hin, dass bis zu zehn Personen in der Gruppe "Fit am Freitag" mitmachen können und somit noch Plätze frei sind. Der Fortbestand des Mehrgenerationenhauses in Mainleus ist ihren Worten zufolge bis Ende 2014 gesichert.