Druckartikel: Rauschende Ballnacht in Kulmbach

Rauschende Ballnacht in Kulmbach


Autor: Horst Wunner

Kulmbach, Sonntag, 18. März 2018

Draußen Schnee und Minustemperaturen, in der Dr. Stammberger-Halle eine rauschende Ballnacht, die Frühlingsgefühle weckt.
Tanzvergnügen.Foto: Horst Wunner


Es ist wieder das gesellschaftliche Event des Jahres in Kulmbach, bei dem sich die Schönen und die Größen aus Politik, Kultur und Wirtschaft treffen. Und eine Jubiläums-Ballnacht, denn sie gibt es schon genau seit 20 Jahren.

So präsentierte sie sich auch unter dem Motto "Es liegt was in der Luft", schon im Foyer zur Begrüßung ein Jazz-Pianist und Welness-Duft für die Damen. Dann hinein ins illuminierte Vergnügen, Tanzen bis zum Abwinken. Die Band "Barfly" animierte, und es herrschte bis nach Mitternacht gedrängte Enge auf dem Parkett. Manche zelebrierten stilecht Tango und Cha-Cha-Cha, rockten sich die Seele aus dem Leib. Oder es senkten sich beim langsamen Walzer tiefe Blicke in das Gegenüber, man himmelte sich an, kommunizierte ebenso mit lasziven Bewegungen. Die Ballnacht ließ da keine Wünsche offen.

Zumal zwei Taxi-Tänzer aus Bayreuth ihren Service anboten für alleinstehende Frauen und solche, deren Männer nicht gerne schwofen.

Und wie man sich fraulich kleidete war aufregend und mutig feminin. Die Herren im Smoking - wie Oberbürgermeister Henry Schramm - oder im konservativen schwarzen Anzug mit Fliege.

Viele Damen ein textiles Gedicht: in italienischer Robe rückenfrei, Pailetten oben und der Rock geschlitzt bis zum Oberschenkel. Verführerisch. Die Farben spiegelten den Frühling wieder, von Apfelgrün bis Champagner, von Karmesinrot bis Azurblau. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Die über 600 Besucher kamen auch von weither, zwei Pärchen sogar aus Wien und aus Zürich. Der Ball hat überregionale Bedeutung und jedes Jahr einen besonderen Höhepunkt: die Verleihung des Kultur- und Sozialpreises, der mit 3000 Euro datiert ist und den die Kulmbacher Serviceclubs ausloben, zu denen neben den federführenden Kiwanis mit Präsidentin Anja Gimpel-Henning an der Spitze noch die Rotarier, Lions, Round Table und der Ladies Circle gehören.

Strahlender Sieger diesmal der Förderverein der Werkstatt für Behinderte in Melkendorf. Den Grund, warum die Wahl auf ihn fiel, nannte Laudator Rüdiger Baumann: wegen der etwa zwölf Spieler umfasssenden Theatergruppe der Behindertenwerkstatt, die sich dort etabliert hat und mittlerweile ein wichtiger Bestandteil für Integration und Inklusion geworden ist. Angeregt vor Jahren von Lothar Seyffert und Klaus Drescher vom Vorstand des Fördervereins.

Der erfahrene Theatermann Baumann hat sich als Regisseur und Drehbuchautor den ganz speziellen Belangen von Behinderten zugewandt. "Theater spielen bringt Lebensfreude, hilft der Kommunikation", sagte Baumann, "wir erreichen jetzt ein breites Publikum und sind medienwirksam geworden". Die Auftritte reichen über die Melkendorfer Werkstatt hinaus bis in das Landesamt für Umweltschutz in Steinenhausen, in die Stadthalle Kulmbach, ins Martin Luther-Haus in Bayreuth, oder in die Rhön und zu den Gesamtfränkischen Mundarttheatertagen. "Unsere vorwiegend Märchen kommen an, werden überall verstanden".

Und der Regisseur hatte zur Preisvereilung vier Akteure mitgebracht: Markus, Lennart, Stefan und Milan. Sie gaben köstliche Kostproben ihres Könnens, tosender Beifall belohnte ihre schauspielerischen Talente.

Einer freute sich besonders über die Auszeichnung, Fördervereinsschatzmeister Stephan Pröschold. "Ich sage aus tiefstem Herzen Danke, das ist für uns weiterer Ansporn." Das Geld werde zur Fortführung des Theaterprojekts verwendet. Pröschold macht noch deutlich, dass der Verein jährlich 20.000 Euro zur Verfügung stellt, damit die Behinderten kulturell und sportlich gute Bedingungen haben.

Der bekannte Dixie-Frühschoppen, Flohmärkte und Spenden würden das ermöglichen. Mittlerweile gebe es Fußball- und Tischtenniskurse und Ernährungsangebote. Es wäre schön, so der Schatzmeister, wenn sich weitere Leute an den Projekten zur Integration und Inklusion beteiligen würden.

Nach der Preisverteilung, die wie den gesamten Abend der smarte Rainer Ludwig moderierte, füllte sich schnell wieder das Tanzparkett, nebenan im Foyer ließ DJ Lobo Sanchez heiße Rhythmen bis zur Decke schallen, bis in die frühen Morgenstunden feierten die Unermüdlichen, ehe sie sich erschöpft auf den Heimweg machten. Nicht ohne sich vorher noch von der ständig umlagerten Foto-Box Erinnerungsbilder mit nach Hause zunehmen.

Fazit: Wieder eine gelungene Ballnacht, die anspruchsvoll und dennoch leger war. Vier junge Damen aus Kulmbach: "Extrem schön hier, vor allem die Musik." Sie würden sich jedoch mehr junge Leute bei so einem Anlass wünschen.

Und ein Ehepaar aus Kronach meinte, "wir sahen ganz tolle Tanzpaare, die Atmosphäre passte". Bei der Tombola, bestückt mit einem Wert von 12.000 Euro, gewann Annegret Pachner den Hauptpreis: einen Goldring mit fünf Brillanten für 850 Euro, gestiftet vom Juwelier Kolanus.