Ratlose Eltern: Wohin mit dem Kind?
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 19. März 2019
Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz nützt Kulmbacher Familien derzeit nicht viel. Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Aber Besserung ist in Sicht.
In der Theorie ist es ganz einfach: Eine Familie möchte ihr Kind in die Kita schicken, meldet den Nachwuchs an und weiß ihn gut betreut. Einen passenden Platz zu bekommen, ist für viele Eltern allerdings schwierig geworden, vor allem für die Jüngsten unter drei Jahren. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. In der Stadt Kulmbach sind derzeit alle Krippenplätze ausgebucht. Im Landkreis sieht es ähnlich aus.
Familieninterner Notfallplan
Für Eltern, die auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind, ist das ein echtes Problem. Für das Kulmbacher Ehepaar, bei dem beide Partner im Schichtdienst arbeiten, zum Beispiel. Händeringend suchen sie einen Platz für ihren knapp einjährigen Sohn: "Wir brauchen das zweite Einkommen, um finanziell über die Runden zu kommen", sagt die Mutter, die aus diesem Grund zumindest in Teilzeit in ihren Beruf zurückkehrt. Aktuell klügelt sie mit Familienangehörigen einen Notfall-Plan aus, "aber eine Dauerlösung kann das nicht sein".
Andere Familien brauchen den Krippenplatz zwar nicht so dringend, hätten ihn aber trotzdem gerne - zumal es einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt. "Wir sehen, dass sich unser kleiner Sohn in Gesellschaft anderer Kinder sehr wohl fühlt, und deshalb finden wir es sinnvoll, wenn er in eine Krippe geht", erzählt uns ein Vater. Daraus wird wohl vorläufig nichts werden.
Der Kreisverband Kulmbach der Arbeiterwohlfahrt bietet 101 Krippenplätze an, davon 60 in Kulmbach. "Leider sind aktuell alle belegt, und wir müssen Eltern auf der Suche absagen", sagt Hauptgeschäftsführerin Margit Vogel. "Wo möglich, versuchen wir, an andere Träger weiterzuvermitteln."
Die "Die Kita gGmbH", die in Kulmbach einen Großteil der Plätze vorhält, wollte sich auf unsere Frage nach der aktuellen Situation nicht äußern. Fachbereichsleitung Elke Wuthe verwies stattdessen an die Stadt Kulmbach.
Dort ist man sich des Problems bewusst und bemüht sich um Lösungen. "Wir haben eine enorme Steigerung an neu geschaffenen Krippenplätze in den vergangenen zehn Jahren", sagt Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) und belegt das mit Zahlen. Die 22 Einrichtungen im Stadtgebiet betreuten im Jahr 2008 insgesamt 924 Kinder, davon 632 im Kindergarten, 107 in der Krippe und 185 im Hort. Heute sind es insgesamt 1087 Kinder - davon 580 im Kindergarten, 214 in der Krippe und 293 im Hort.
"Die Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren liegt im Stadtgebiet Kulmbach bei fast 49 Prozent, 214 von 438 geborenen Kindern haben einen Krippenplatz." Im bayernweiten Vergleich kann sich das durchaus sehen lassen. Da gibt es nämlich durchschnittlich nur für 37 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz. Der Landkreis insgesamt liegt mit knapp 40 Prozent leicht über dem Landesdurchschnitt, so Rainer Blüchel vom Kreisjugendamt. Aktuell stehen im Kindergartenbereich 2206 Plätze zur Verfügung, in den Krippen 514 und in den Horten 820 Plätze.