Der Fahrer eines Sportwagens, der einen schweren Wohnmobil-Unfall auf der A70 verursacht hat, bekam am Amtsgericht Kulmbach einen Denkzettel verpasst.
Der Führerschein ist seine Jobgarantie - den hat der 49-Jährige, der am 14. Juni 2016 einen schweren Unfall auf der A70 bei Schirradorf verursacht hat, nun aber vorerst einmal los. Amtsrichterin Sieglinde Tettmann verurteilte den Unterfranken in der gestrigen Fortsetzungsverhandlung wegen vorsätzlicher gefährlicher Straßenverkehrsgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung nicht nur zu 6000 Euro Geldstrafe. Der Mann muss auch den Führerschein abgeben. Die Fahrerlaubnis wurde ihm entzogen, eine achtmonatige Sperre verhängt.
Über Tempo 200
Tettmann zeigte sich in ihrer Urteilsbegründung davon überzeugt, dass der Mann mit seinem Sportwagen Audi R 8 an jenem Sommertag rücksichtlos und grob verkehrswidrig auf der Autobahn von Bamberg in Richtung Bayreuth unterwegs war. Der 49-Jährige, der nach eigener Aussage teils über 200 km/h gefahren ist, ist demnach kurz vor der Ausfahrt Schirradorf mit hohem Tempo auf ein Wohnmobil aufgefahren, als dieses einen Lastwagen überholte.
Rechts überholt
Bevor das Wohnmobil nach dem Überholvorgang wieder nach rechts einscheren konnte, sei der Audi in die sich auftuende Lücke gestoßen und habe das Wohnmobil mit hohem Tempo rechts überholt. Dessen Fahrerin wurde überrascht, hat gegengesteuert, um eine Kollision zu verhindern. Dadurch geriet das Fahrzeug außer Kontrolle. Das Wohnmobil schaukelte sich auf, prallte gegen die Mittelschutzplanke, kippte um und blieb auf der Beifahrerseite liegen. Fahrerin und ihr Beifahrer wurden verletzt. Sie leiden noch heute an den Folgen, wie sie in der Verhandlung erklärt haben.
Der Angeklagte blieb auch am zweiten Verhandlungstag bei seiner Version. Er sei vom Wohnmobil durch dessen abruptes Wechseln auf die linke Fahrspur ausgebremst worden. Nach dem Überholvorgang sei er in ausreichendem Abstand vor dem Lastwagen auf die rechte Spur gezogen. Da das Wohnmobil länger Zeit links geblieben sei, habe er es rechts überholt.
Dieser Aussage schenkte das Gericht keinen Glauben, nachdem mehrere Zeugen erklärt hatten, dass der 49-Jährige mit seinem Audi gerast sei und gedrängelt habe. Er sei dicht aufgefahren, sagte gestern ein 35-Jähriger. Der Audi war auf seine Auto auf der linken Fahrspur aufgefahren. "Der Fahrer hat mir sehr deutlich gemacht, dass ich die Spur räumen soll."
Der Hauptbelastungszeuge
Hauptbelastungszeuge war ein Lkw-Fahrer aus dem Raum Kulmbach, der hinter den drei am Unfall beteiligten Fahrzeugen unterwegs war und das Geschehen beobachtet hat. "Das war brutal. Der Audi-Fahrer ist mit Vollgas in die Lücke gestoßen", sagte er. Der Zeuge hatte in der Folge seinen Lkw quer auf die Straße gestellt, um zu verhindern, dass nachfolgende Autos ins Wohnmobil krachen.
Den Aussagen des Mannes schenkte Staatsanwalt Willy Dreise Glauben. Dreise forderte eine Geldstrafe von 7200 Euro, den Führerscheinentzug sowie neun Monate Fahrerlaubnis-Sperre.
Zweifel am Sachverhalt machte indes der Verteidiger, Rechtsanwalt Martin Reitmaier aus Würzburg, aus. Reitmaier war der Ansicht, dass der Hauptbelastungszeuge den Überholvorgang selbst gar nicht genau gesehen hat.
Verteidiger fordert Freispruch
Er forderte einen Freispruch. Sollte das Gericht seinen Mandanten verurteilen, könne nur von einer fahrlässigen Körperverletzung ausgegangen werden. Von einem Entzug der Fahrerlaubnis sei abzusehen.
Dass Letzterer zwingend ausgesprochen werden muss, machte Richterin Sieglinde Tettmann deutlich. Wie der Staatsanwalt schenkte auch sie der Aussage des Lastwagenfahrers aus dem Raum Kulmbach Glauben. "Er war unbeteiligt. Warum sollte der Zeuge lügen?", sagte Tettmann in der Urteilsbegründung.