Rammstein kann's kaum besser
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Freitag, 12. Juli 2019
Die Band des Ökumenischen Kinderhorts überrascht mit harter Rockmusik.
Wenn Hannes von der Bühne springt und das Publikum abklatscht, sieht das höchst professionell aus. Lara steht ihm beim Headbanging in nichts nach, und der achtjährige Jonas, der noch so klein ist, dass er kaum über sein großes Schlagzeug schauen kann, sorgt dafür, dass es richtig kracht auf der Altstadtfestbühne auf dem Kulmbacher Marktplatz.
"Die Band des ökumenischen Kinderhorts tritt auf", hatte es im Vorfeld geheißen. Nett. Ein paar Kinder, ein paar gefällige Liedchen, vielleicht erste Instrumentalversuche von putzigen Kleinen.
Von wegen nett! Und von wegen putzig! Hannes, Lara, Jonas, Selin, Anna, Vanessa, Janina und Lena rocken das Ding. Rammstein haben sie drauf: "Links 2 3 4" oder "Du hast". "Another brick in the wall" von Pink Floyd performen sie perfekt. Und wenn sie dann noch "Knockin' on Heavens Door" anstimmen und die Nebelmaschine anspringt, sind die Eltern vor der Bühne und auch die Großeltern, die das Lied in der Version von Guns n' Roses, Bob Dylan oder Eric Clapton vor vielen, vielen Jahren unzählig oft gehört haben, vollends hingerissen.
So rockig kannte man den Ökumenischen Kinderhort noch nicht. Dass die Kids Xylophon und Glockenspiel durch E-Gitarre und Schlagzeug ersetzt haben, und dass sie statt braver Schleife im Haar lieber die coole Sonnenbrille tragen, ist freilich das Ergebnis einiger Zufälle.
Andreas "Andi" Wittmann, seit September neuer Leiter des Kinderhorts, hatte eigentlich daran gedacht, mit den Buben und Mädchen ein ganz klassisches Musikprojekt auf die Beine zu stellen. "Die Orff-Instrumente waren schon bestellt". Dann ergab es sich, dass die Kinder für eine Veranstaltung den Pink Floyd Klassiker "Another brick in the wall" einstudierten. "Und dann wünschten sich die Kinder ein ganzes Konzert."
Glückliche Zufälle
Das war Zufall Nummer eins. Zufall Nummer zwei: Im Berufspraktikanten Sebastian Winterstein hatte "Andi" den idealen Partner für ein Musik-Projekt gefunden. "Wir haben uns die kreativen Bälle gewissermaßen zugespielt", erinnert er sich. Die Vision, am Ende des Schuljahres ein eigenes Konzert auf die Beine zu stellen, ließ beide nicht mehr los. Dann scheiterte das Vorhaben am Termin: Im Juli haben alle immer was vor.
Kulmbach hätte also noch länger auf das Konzert der ganz besonderen Band warten müssen. Wäre da nicht Zufall Nummer drei gewesen: Fürs Altstadtfest wurden noch Gruppen gesucht, die das Programm am Sonntag gestalten. Der Hortleiter fragte nach - und bekam den wohl besten Auftrittsort überhaupt zugesagt: Die große Bühne auf dem Marktplatz.