Querschnittsgelähmt: Werner Jahreis radelt wieder mit
Autor: Sonny Adam
Blaich, Sonntag, 28. Juni 2015
Der Kauerndorfer erringt einen ganz besonderen persönlichen Erfolg - und seine Radsportfreunde sind wieder mal die größte Gruppe.
Schönster Sonnenschein und Temperaturen im Wohlfühlbereich - besseres Fahrradwetter können sich die Radler nicht wünschen. Und deshalb kommen zum 44. Kulmbacher Radfahrtag, den die ATS-Radrennabteilung am Sonntag zur Blaicher Kerwa durchführt, 130 Radler Teilnehmer.
Beim Radfahrtag geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um Spaß am Radeln. Mit viel Akribie hat Abteilungsleiter Matthias Kraft die Strecke ausgearbeitet. Sie ist 35 Kilometer lang und auch für Familien geeignet. Es geht auf dem Radweg nach Untersteinach, Wirsberg und Himmelkron und über Trebgast und Ködnitz zurück nach Kulmbach.
"Ob ich das schaffe, weiß ich nicht", sagt Werner Jahreis offen und ehrlich. Der Kauerndorfer ist mit den Radsportfreunden Jahreis seit vielen Jahren mit von der Partie.
Viereinhalb Monate Krankenhaus
Doch für Werner Jahreis ist es ein großes Wagnis. "Ich bin 2011 zum letzten Mal mitgefahren, dann hatte ich den Unfall", erzählt er. Jahreis hat sich bei einem tragischen Sturz so schlimm verletzt, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist. Viereinhalb Monate Klinikaufenthalt - dann hat er mühsam gelernt, wieder zu laufen, obwohl er seine Beine noch immer nicht spürt. Und jetzt hat er sich ein Fahrrad gekauft - mit drei Rädern und Elektromotor.
"Dass ich zwanzig Kilometer schaffen kann, das habe ich schon probiert. Aber ob ich diese Strecke schaffe, habe ich nicht gewusst", sagt er. Doch er hat durchgehalten - zwar mit Elektromotor, aber immerhin. "Nur bei Wirsberg war die Strecke schwierig", sagt er. Jahreis will auch in den kommenden Jahren mitradeln. Der Erfolg bei seinem persönlichen Comeback-Tour ist ihm ein großer Ansporn.
Auch der Stammtisch Rote Kastanie ist stark vertreten - mit 31 Teilnehmern. Und die Naturfreunde schicken 15 Radler auf die Strecke. Sie alle bekommen Preise vom ATS Kulmbach, von der Stadt und von der Kulm bacher Brauerei.
Start schon in Marktleugast
Eine besondere Leistung vollbringt Elisabeth Rüger (61) aus Marktleugast. Sie ist mit dem Fahrrad - ohne Elektronmotor - nach Kulmbach gefahren. "Ich habe gar kein Auto, ich brauche jeden Tag mein Rad", erzählt sie. Um acht Uhr ist sie in Marktleugast gestartet, nach vierzig Minuten erreicht sie den Mönchshofgarten in der Blaich und macht sich guter Dinge auf die Strecke. Dabei wird sie von ihrer Schwester Emilie Neff (61) begleitet. "Wir sind schon das dritte Mal dabei", sagt Neff, und beide gemeinsam freuen sich auf eine schwesterliche Ausfahrt. Anschließen fährt Elisabeth Rüger wieder nach Hause - mit einem Rad ohne Elektromotor!